Sonntag, 24. November 2024

Der Heilige Kühler oder eine schnelle Dienstreise in die Mongolei

Schnell zum Flughafen, schnell ein Flieger nach Ulaanbaatar, schnell in die Berge, schnell die Wanderwege auskundschaften und schnell wieder nach Hause.

Das war der Plan für meine Dienstreise in die Mongolei.

Was ich aber gleich in der Mongolei bemerkte: Das Wort „schnell“ gibt es wohl im Mongolischen nicht. Oder es gibt es vielleicht schon aber es ist eeeetwaaaaas dehnbarer als bei uns. Es heißt in etwa „so schnell, wie es die äußeren Umstände erlauben“. Ich würde es eher mit „Nimm’s gelassen, es wird schon klappen“. Oder vielleicht mit: „Eile mit Weile“.

Zu dieser Erkenntnis kam ich aber erst nach ein paar Tagen. Zunächst bin ich davon ausgegangen, dass der Begriff „schnell“ ein zu eins ins Mongolische übersetzbar ist.

Was mir in den nächsten Tagen einige Kopfzerbrechen bereiten sollte. Aber alles der Reihe nach.

Ich sah mir zuerst Ulaanbaatar an. Alles lief nach Plan: Schnell von A nach B und von B nach C, kurze Besichtigung, ein Paar Fotos und dann gleich weiter.

Am nächsten Morgen flogen wir nach Ulaangoom und stiegen gleich in einen russischen UAZ 452. Dann fuhren wir schnell los, um… gleich am nächsten Heiligen Steinschrein anzuhalten.

Wir stiegen aus, umrundeten den Steinschrein, legten zwei Dutzend Steine dazu. Meine Begleiter Otgo – eine zierliche, sportliche Mongolin, die in Berlin studierte und Sukhee, ein Bär von einem Mann, der für uns kochen sollte, gingen noch einmal um den Schrein herum und murmelten dabei geheimnisvolle Formeln.

Und noch einmal und noch einmal.

Es sei wichtig, versicherten sie während ich auf die Uhr schaute, damit Götter unserer Reise gegenüber positiv eingestellt seien.

Nach einer Weile fuhren wir weiter. Bis zum Heiligen Bogen. Und wieder steigen wir aus. Meine Begleiter gingen um den Bogen herum und  murmelten dabei geheimnisvolle Formeln.

Und noch einmal und noch einmal.

Es sei wichtig, die Götter auf der anderen Seite des Bogens zu besänftigen. Denn mit der Überschreitung des Bogens seien für uns andere Götter zuständig erklärten sie, während ich auf die Uhr schaute.

Nach einer weiteren Weile fuhren wir weiter. Die Schotterpiste schraubte sich steil in die Höhe, bis wir einen – wohl wieder – Heiligen Pass erreichten. Wir stiegen aus, denn – das war doch klar – jenseits des Passes wieder andere Götter für uns zuständig waren…

Ich schaute nervös auf die Uhr, denn es ist mittlerweile spät geworden.

Nun fuhren wir eine wilde Sandpiste runter, doch für den alten guten UAZ war das ein Kinderspiel.

Dann aber windete sich die Piste zum nächsten Pass hinauf und plötzlich dampfte und gluckerte etwas verdächtig in der Fahrerkabine.

Es war der Heilige Kühler, der wohl auf die ganzen Beschwörungen unterwegs nicht hörte…

Das Wasser kochte vor sich hin, ich schaute resigniert auf die Uhr und.. widmete mich lieber der Landschaft drum herum…

Irgendwann am späten Abend – zum Glück waren die Junitage sehr lang – erreichten wir unser Camp.

Das Küchenzelt wurde aufgestellt; ich hatte schon einen höllischen Hunger… Ich fragte, was es zum Essen gibt und Sukhee zeigte auf eine Kiste in der Zeltecke…

Eier und Fleisch… Als Sukhee meinen Gesichtsausdruck sah, lachte er wild los und schob den Fleischberg zur Seite…

Broccoli, Tomaten und Paprika – der Abend war gerettet! Und Sukhee erwies sich als ein ausgezeichneter Koch!

So saß ich gleich mit meiner Gemüseschale auf einer Tischseite, Sukhee und unser Fahrer mir gegenüber und schabten genüsslich das Fleisch von den Knochen… Nach einem harten Tag Arbeit haben sie sich das verdient, dachte ich und versprach mir, ihnen nicht mit meiner Uhr auf den Wecker zu gehen…

Der letztere erwies sich übrigens als überflüssig, denn gleich nach dem Sonnenaufgang hörte ich ein schrilles Pfeifen und Schnaufen. Ich machte mein Zelt auf und… ein Kamel mit zerzausten Kopfhaaren schielte mich neugierig an. „Steh auf, wir müssen los“ schien er zu sagen, „und übrigens: hast du zufällig einen Kamm zur Hand?“

Unsere Pferde allerdings hatten wohl nicht ganz so eilig…

Wir schulterten unsere Rucksäcke und zogen endlich los, durch eine traumhafte Berglandschaft des Turgen-Gebirges, vier Tage lang ohne UAZ und dampfenden Kühler…

Sukhee erwies sich nicht nur als ein ausgezeichneter Koch, sondern auch als ein ausdauernder Wanderer….,mit dem, wir die letzten weißen Flecken auf der Trekking-Karte der Mongolei erforschten.

Otgo dagegen kannte hier in der Wildnis jeden einzelnen Stein. Und Baum.

Auch die Pferde wurden irgendwann dazu überredet (ja, die Mongolen sind di ebesten Pferdeflüsterer!), sich doch noch auf den Weg zu machen. Und die brauchten wir dringend, denn ohne ihre Hilfe hätten wir keinen der zahlreichen Flüsse überqueren können.

Die Uhr habe ich längst vergessen, wir liefen und liefen und genossen die herrliche Steppenlandschaft. Mittags hielten wir an; meine Begleiter freuten sich auf ihren Fleisch-; für mich gab es einen Gemüseteller…

Irgendwann erreichten wir das idyllische Chigaachin-Tal. Hier gab es weder Uhren noch Spielkonsolen; die Kinder liefen in ihrer Freizeit einfach den Yaks hinterher…

Hier wartete auf uns schon unser UAZ. Schade! Nachdem ich die die Uhr und den Kalender vergaß, wäre ich mit unserem Team noch eine weitere Woche mitgelaufen!  Stattdessen nahmen wir Abschied von unserem Trekkingteam…und reisten mit Otogo und Sukhee zum Khar-See.

Dieser liegt zwischen traumhaftschönen Sanddünen und sanften Hügeln und bietet hervorragende Wandermöglichkeiten. Die Landschaft ist hier einfach herrlich und wir hatten die Dünen nur für uns allein.

Am nächsten Tag stieg ich noch alleine zu einem Aussichtsberg…und genoss ein herrliches Panorama über dem Khar-See.

Ich dachte ich wäre hier allein am Berg…

Ich wanderte dann zurück ins Camp, wo mich Otgo und Sukhee schon mit einem Mittagessen erwarteten. Das Ger-Camp bestand aus sechs Gers (Jurten), die eine komfortable Übernachtung boten.

Ich hatte in meinem Ger sogar ein Kingsize-Doppelbett 🙂

Nun hieß es Abschied nehmen vom Khar-See und von den Bergen. Aber auch von Otgo…und von Sukhee…

An Dutzenden Heiligen Steinschreinen, Pässen vorbei und mit unseren dampfendem Heiligen Kühler fuhren wir nach Ulaanbaator zurück. Ohne auf die Uhr zu schauen.

Wir verabredeten uns zum unseren letzten gemeinsamen Abendessen, ich ohne die Uhr, sie ohne Fleisch… In einem veganen Restaurant – was für eine Aufopferung für einen echten Mongolen 🙂

Ein Reisebericht von Darek Wylezol

Freitag, 22. November 2024

Annapurna mit Genuss - mit Gipfelblick und guter Stube

„Hallo, ich bin Mani! Ihr denkt vielleicht, das sei ein deutscher Name, aber das stimmt nicht. Mein Name ist typisch nepalesisch!“ So stellte sich unser Reiseleiter nach unserer abendlichen Ankunft in Kathmandu vor und brachte uns direkt zum Lächeln – und die Vorfreunde auf die kommenden zwei Wochen hätte nicht größer sein können.

Ausgeschlafen nach der langen Anreise, standen am nächsten Tag die Highlights der „atemberaubenden“ Hauptstadt Kathmandus auf dem Programm. Atemberaubend in vielerlei Hinsicht: noch nie habe ich so viel Umweltverschmutzung, noch nie so viele Menschen an einem Ort und vor allem noch nie so viele kulturelle Höhepunkte gesehen!

Auf einem Hügel liegt die beeindruckende Stupa Swayambunath, vorn dort hat man einen Blick auf ganz Kathmandu – wenn doch dieser Smog nicht wäre… Doch davon ließen wir uns nicht abhalten und schossen viele Bilder der Stupa, der umherlaufenden Äffchen und den buddhistischen Gebetsmühlen.

Kultur pur in Kathmandu

Durch den fast undurchdringlichen Straßenverkehr gelangten wir mit unserem Bus zum nächsten Programmpunkt: Pashupatinath – das größte Heiligtum der Hinduisten in Nepal. Der Shiva-Tempel war zwar für uns Nicht-Hindus nicht zugänglich, jedoch konnten wir die Anlage erkunden und wurden Zeugen der hinduistischen Zeremonie, die Angehörigen nach deren Tod zu verbrennen und anschließend die Asche in den heiligen Fluss zu schütten.

Das war für unseren europäischen Geschmack zwar sehr gewöhnungsbedürftig, hielt uns aber nicht von unserer nächsten Anlaufstelle ab: das Mittagessen mit Blick auf die imposante Stupa Bodnath – und die Momos (gefüllte Teigtaschen) schmeckten schon wieder!

Nach dem Erkunden des quirligen Durbar Squares ging der erste Tag in Nepal mit vielen bunten, lauten, geruchsintensiven Eindrücken zu Ende…

Am darauf folgenden Morgen verließen wir Kathmandu und machten uns mit unserem Bus auf den Weg nach Pokhara, wo wir am späten Nachmittag ankamen. „Wow, außerhalb Kathmadus ist es ja total grün!“ – war wohl der häufigste Kommentar während des Fahrtags. „Sind das da oben Wolken oder schneebedeckte Berge?“ Als uns Mani diese Frage mit „Berge“ beantwortete, konnten wir es kaum noch abwarten, dass unser Trekking beginnt!

Das Trekking beginnt

Auf einem Rundwanderweg mit Blick auf Pokhara und den Begnas-See, stiegen wir bei tropischen Temperaturen durch Reisfelder und Wiesen auf zu einem Aussichtspunkt – und zum ersten Mal hatten wir die gigantische Annapurna-Kette vor uns! Da konnten wir uns noch nicht vorstellen, dass wir den Bergriesen in den nächsten Tagen noch näher kommen sollten…

„Hm, 1.000 Höhenmeter…bergauf…auf Treppenwegen?! Schaffe, ich das überhaupt?!“ Darüber hatte ich mir lange Gedanken gemacht und mich damit beruhigt, dass es erst am 10. Reisetag soweit sein wird und ich mich bis dahin an das Klima und die Begebenheiten gewöhnt habe – doch dann wurde das Routing geändert und es ging direkt am nächsten Morgen los! „Tschakka, wir schaffen das!“ war die Devise unserer Gruppe – und klar, wir haben es alle wohlbehalten geschafft.

Zunächst fuhren wir zum Ausgangspunkt nach Birethani, wo unsere Sherpa-Mannschaft uns mit einem herzlichen „Namaste“ begrüßte. Unser Gepäck wurde auf die Träger verteilt – und los ging’s! Erst entlang eines Flusses, an Bananenstauden vorbei und über wackelige Brücken…und hinter jeder Wegkrümmung und mit jedem (am Ende hart erkämpften) Höhenmeter kamen die Sieben- und Achttausender näher und näher! Was für ein Panorama!

Die leuchtenden Berge von Nepal

In Gandruk vor dem Einbruch der Dunkelheit wurden wir vom Team der Logde freudig mit einem kühlen Everest-Bier und einem leckerem Abendessen begrüßt. Nach diesem Tag wir waren alle unglaublich stolz auf uns und saßen noch lange am gemütlichen Feuer im Haupthaus zusammen.

Doch um 06:00 Uhr war die Nacht zu Ende: „Aufstehen, Schlafmütze! Die Berge leuchten!“ In eine dicke Daunenjacke gehüllt, die in jeder Lodge zu Verfügung stehen, und einem frisch gekochten Kaffe in der Hand, standen wir auf der Terrasse und konnten unser (Berg-)Glück nicht fassen. Nach dem Frühstück mit Panorama-Blick brachen wir zur fakultativen Rundwanderung nach Ghorepani auf. Durch verwunschene Rhododendron-Wälder kamen wir den Gipfeln noch näher und hatten einen mehr als eindrucksvollen Blick auf Machapuchare & Co.

Am nächsten Tag ging es treppab ins Tal, um auf der anderen Seite wieder treppauf zu gehen. Nach diesem lagen Wandertag wurden unsere müden Beine mehr als entschädigt durch die traumhafte „Mala Lodge“. Wie kann es auf knapp 1.500 Meter so eine modere – ja fast schon luxuriöse – Beherbergung geben? Tolles Essen, kühle Getränke und ein bequemes Bett erwarteten uns.

Die folgende Etappe führte uns über Pothana nach Dhampus, unserem Tagesziel. Da es Samstag war, stand das ganze Dorf Kopf: die Jugendlichen trafen sich an mehreren Plätzen des Ortes um fröhlich und ausgelassen bei moderner Musik zu tanzen – und so manch ein Teilnehmer unserer Gruppe ließ sich davon anstecken.

Aussichten zum Annapurna-Massiv

Ohne nennenswerte Höhenunterschiede – ja, wir fühlten uns beinahe so fit, diesen Wandertag als einen Spaziergang zu bezeichnen – kamen wir zur letzten Etappe unseres Trekkings: zur japanischen Öko-Lodge in Astam Kot. Wir statteten den Schulkindern einen Besuch ab, genossen es, bei einer Rast unter gigantischen Weihnachtssternen, den riesigen Geiern und Milanen beim Gleiten in der Thermik zuzusehen und kehrten auch an diesem Mittag zu einer „Trekking-Suppe“ ein.

Wie auch in allen Lodges zuvor, genossen wir in Astam Kot die faszinierende Aussicht auf das Annapurna-Massiv.

Doch schon bald hatte uns die Zivilisation zurück: wir stiegen ab nach Phokara, wo wir der Freedom Stupa noch einen Besuch abstatteten.

In Phokara selbst blieb uns genug Zeit, bis zum Abflug am nächsten Mittag, Mitbringsel zu kaufen oder günstig Outdoor-Kleidung zu erfeilschen.

Der Abschied naht

Auf dem kleinen Flughafen von Pokhara wurde dann nicht nur unser Hauptgepäck gewogen, sondern auch jeder einzeln samt Handgepäck – zum Glück mussten wir niemanden aufgrund von Übergewicht ähm -gepäck zurücklassen 🙂 So sind wir am frühen Nachmittag zurück in Kathmandu gewesen, um dort direkt zum fakultativen Ausflug nach Patan, eine weitere Königsstadt unweit Kathmandus, zu starten. Hier erwarteten uns wieder Tempel und Paläste wie aus einer anderen Welt…

…in „unsere Welt“ zurück sind wir am 14. Reisetag mit einem kurzen Aufenthalt im Oman geflogen.

Das waren 14 Tage, die wir durch ein atemberaubendes Land gereist sind – diesmal durchweg im positiven Sinne gemeint. Die Vielfältigkeit dieses Landes, welches nicht nur aus dem Himalaja-Gebirge besteht, sondern zu einem viel größeren Teil aus fruchtbaren, tropischen Tiefebenen, in denen wir uns bei dieser Reise aufhalten, ist mindestens eine Reise wert! Die Erinnerungen an die äußerst komfortablen Lodges mit Personal, welches einem die Wünsche von den Augen abließt, die Panorama-Blicke auf die Annapurna-Kette, die freundlichen Begegnungen mit Einwohnern in kleinen Dörfern und die kulturelle sowie religiöse Fülle Nepals, möchte ich nicht missen – jedoch auf die eine oder andere Treppenstufe hätte ich gut verzichten können 😉

Ein Reisebericht von Susanne Gotthardt

Dienstag, 19. November 2024

Durch Wüsten und biblische Landschaften

Wohin fliegst Du?
Nach Jordanien?
Was willst Du denn da?
Ist das nicht gefährlich?
Hast Du keine Angst?

Diese und ähnliche Fragen wurden mir im Vorfeld gestellt, als ich voller Vorfreude von meinen Reiseplänen erzählt. Direkt vorne Weg, alle Sorgen waren absolut unbegründet. Wir wurden herzlichst in Jordanien empfangen und fühlten uns zu keiner Zeit unsicher.

Aber lest es selbst…

Der Hinflug von Frankfurt aus mit der Royal Jordanien verlief durch die kurze Flugzeit von 4:20 Stunden sehr angenehm. In der Hauptstadt Amman angekommen wartete unser Reiseleiter Adnan bereits auf uns und nahm uns freundlich in Empfang.

Die ersten drei Nächte blieben wir in der Hauptstadt Amman. Von dort aus erkundeten wir die Stadt und die umliegenden Sehenswürdigkeiten. Am beeindrucktesten hierbei war für mich die antike Stadt Jerash, die wahrscheinlich besterhaltenste römische Stadt im Nahen Osten.

Von der Stadt Gadara (heute Um Quais) hatten wir einen phantastischen Blick nach Syrien, Israel, den Golanhöhen und dem See Genezareth. Hier wurde uns noch einmal bewusst, wie sicher und stabil Jordanien ist.

Am 4. Tag fuhren wir mit dem Bus Richtung Süden zum Toten Meer. Zwischenstopps machten wir auf dem Berg Nebo, von dem aus Moses das gelobte Land sah und in der Stadt Madaba, um dort das berühmte Fußbodenmosaik zu besichtigen, welches Palästina abbildet.

Am Toten Meer angekommen konnten wir es kaum erwarten baden zu gehen und den hohen Salz- und Mineraliengehalt selber zu fühlen. Ein wirklich tolles Erlebnis. Eine anschließende Schlammpackung durfte natürlich nicht fehlen.

Die Felsenstadt Petra

Über die Straße der Könige verließen wir am nächsten Tag das Tote Meer mit dem Ziel Petra. Einen Halt machten wir im Dana Naturreservat, um dort eine schöne Wanderung durch das älteste Biosphärenreservat Jordaniens zu machen.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir die unser Hotel in Wadi Musa. Sehr praktisch ist die Lage des Hotels, welches weniger als 10 Gehminuten vom Eingang der Stadt Petra entfernt liegt.

Abends nutzten wir die Möglichkeit „Petra by night“ zu besichtigen. Bei dieser fakultativen Veranstaltung wandert man auf dem von Kerzen ausgeleuchteten Siq (Schlucht) bis zum Schatzhaus, dem wohl bekanntesten Wahrzeichen Petras.
Dort angekommen kann man sich bei einem Tee und arabischer Musik und Geschichten über die Nabatäer von der Magie dieses faszinierenden Ortes verzaubern lassen.

Die beiden darauffolgenden Tage verbrachten wir komplett innerhalb der Felsenstadt und konnten dank der Zeltübernachtung vollständig eintauchen in die Faszination des seit 1985 offiziell anerkannten Weltkulturerbes.

Durch diese zwei Tage wurden uns erst mal die Größe und die Einzigartigkeit dieser Stadt bewusst, so dass sie für uns ein unvergessliches Erlebnis bleiben wird.

Wüstentrekking in Wadi Rum

Nach dem Abenteuer Petra wartete direkt das nächste atemberaubende Ereignis auf uns.
In Jeeps fuhren wir weiter Richtung Süden in die Wüste, ins Wadi Rum. Dort verbrachten wir die kommenden Tage auf den Spuren von Lawrence von Arabien. Das Wüstentrekking umfasste 4 Übernachtungen in Zelten. Diese wurden von uns selber aufgebaut, so dass sie jeder sein eigenes Plätzchen für das Zelt im Schatten der Felsen suchen konnte.

Tagsüber wanderten wir entlang der roten Sandsteinformationen durch das Wadi. Diese Wüstenlandschaft ist wirklich von beeindruckender Schönheit, die Mischung aus Stille und rauen Felsformationen ein atemberaubendes Naturschauspiel.

Abends ließen wir den Tag in geselliger Runde am Lagerfeuer ausklingen, genossen den Sternenhimmel und die unbeschreibliche Ruhe der Wüste. Selbst das Fehlen der sanitären Einrichtung konnte dieses tolle Erlebnis nicht schmälern!

Tagsüber wanderten wir entlang der roten Sandsteinformationen durch das Wadi. Diese Wüstenlandschaft ist wirklich von beeindruckender Schönheit, die Mischung aus Stille und rauen Felsformationen ein atemberaubendes Naturschauspiel.

Abends ließen wir den Tag in geselliger Runde am Lagerfeuer ausklingen, genossen den Sternenhimmel und die unbeschreibliche Ruhe der Wüste. Selbst das Fehlen der sanitären Einrichtung konnte dieses tolle Erlebnis nicht schmälern!

Ein Reisebericht von Stefan

Sonntag, 17. November 2024

Unterwegs im Sherpaland

„Langsam gehen, viel trinken, Pausen machen“ wiederhole ich gedanklich die Ratschläge unseres Guides Nayandra. Ich bin das erste Mal in den Bergen unterwegs, das erste Mal auf einer Trekkingtour, das erste Mal in der Höhe und natürlich auch das erste Mal im Sherpaland.

Schon der Ausgangspunkt unseres Treks, Lukla, liegt mit 2860 m höher, als ich je gewesen bin. Etwas das erste Mal zu tun weckt einen ganz besonderen Gefühlscocktail: Neugierde und Vorfreude, Angst und Ungewissheit, die Hoffnung auf ein ganz besonderes Erlebnis. Dieser Cocktail hat´s in sich, vor Aufregung konnte ich die vergangenen Nächte kaum schlafen.

Lukla – das Tor zum Sherpaland

In Lukla betreten wir das Sherpaland Nepals. Die Sherpa, ein zähes Bergvolk, sind vor über 500 Jahren von Tibet nach Nepal als Yakhirten eingewandert (Sher= Ost, Pa= Siedler). Sie beherrschen den Tourismus in der weltberühmten Himalaya-Trekkingregion, arbeiten als Guides oder Porter (Träger), betreiben Lodges und Restaurants. Ohne sie wären all die spektakulären Bergbesteigungen schier unmöglich. Vor wenigen Tagen ereignete sich eine Tragödie am Mt. Everest: eine Gruppe Sherpa präparierte den Weg zum Mt. Everest für die kommende Saison, als sich eine Lawine löste.

16 Sherpa starben in den Eismassen. Eine hitzige Diskussion um die Arbeitsbedingungen der Sherpa ist seither im Gange. Die Einen wollen die Expeditionen fortführen, das große Geld lockt (ein Sherpa kann am Mt. Everest 5000 US Dollar in drei Monaten verdienen, das Jahresdurchschnittseinkommen in Nepal beträgt 700 US Dollar). Die Anderen protestieren für bessere Bedingungen und Versicherungen. Nun sind zwar alle Expeditionen abgesagt, ein mulmiges Gefühl bleibt.

Ist das moralisch ok so?

Trotz des dramatischen Ereignisses: Ein Strom aus neonfarbenen Trekkern, bepackten Lasttieren und noch schwerer bepackten Trägern fließt weiter zwischen Lukla und Namche Bazaar. In dieser Region gibt es keine Straßen, alles wird von Mensch und Tier in die hoch gelegenen Bergdörfer getragen.

In Lukla schultern Träger Bierpaletten auf, damit kein Trekker am Abend auf dem Trockenen sitzt, es gibt eine German Bakery, Cafes mit Free Wifi und allerlei Trekkingklamotten. Dazwischen ein paar Esel und Dzopkyos (eine Kreuzung aus Yak und Kuh). Ich habe ein schlechtes Gewissen, denn auch unseren 10 KG schweren Rucksack trägt ein Porter. Manche sind erst 15 Jahre alt, sie leisten unvorstellbare Arbeit. Ich wundere mich, zu was der menschliche Körper überhaupt in der Lage ist.

Der Weg von Lukla nach Phakding, unserem ersten Nachtlager, führt entlang kleiner Dörfer. Neben Lodges und Restaurants fallen mir vor allem die vielen Gemüsefelder und Blumen auf. Leuchtendes Gelb und strahlendes Blau wachsen am Wegesrand. Es riecht nach Frühling, nach frischem Wald und, ähem, Kacke: denn die vielen schwer beladenen Pferde und Dzopkyos müssen schließlich auch mal. Der Dudh Kosi, ein reißender Bergfluss wie aus dem Bilderbuch, begleitet uns ebenfalls. In dieser Kulisse fällt es mir schwer, überhaupt voran zu kommen, so überwältigt bin ich von der Schönheit der Natur.

Drahtseilakt auf der Hillary Bridge und das erste Mal richtig schnaufen – auf durchs Sherpaland

In Phakding kehren wir in der Sherpa Shangri-La Lodge ein. Als unser Guide erklärt, es gäbe auch eine Heizdecke, muss ich schmunzeln. Welch Dekadenz, die brauche ich doch nicht! Als ich allerdings ins Bett gehe und die krasse Kälte der Nacht hereinbricht, freue ich mich über dieses Stückchen Luxus.

Von Phakding laufen wir am frühen Morgen nach Namche Bazaar. Ich stehe mit einem mulmigen Gefühl auf, denn jetzt geht es richtig hoch! Namche Bazaar liegt auf 3440 m Höhe, es ist vielleicht für manche Wanderer ein Klacks, für mich Trekkingneuling allerdings eine riesige Herausforderung. Auf dem Weg kommt mir eine Wanderin entgegen, die in Namche umdrehen musste: ihr Freund hatte bereits dort mit der Höhe zu kämpfen und musste wegen der Höhenkrankheit wieder hinab. Zum ersten Mal spüre ich, dass Trekken nicht nur körperlich, sondern auch mental eine Anstrengung ist. Werde ich den Weg bewältigen? Was passiert, wenn ich mit der Höhe nicht klarkomme?  Während sich mein Körper langsam an das Laufen und Treppen steigen gewöhnt, hinkt mein Kopf noch etwas hinterher: die Furcht vor der Höhe begleitet mich.

Menschen sind unglaublich…

Wir folgen dem Dudh Kosi Fluss, werden immer wieder von Trägern und Tieren überholt. Bei jedem zweiten Träger denke ich nur „Das kann doch nicht sein! Das geht doch nicht!“ Aber es geht, die Menschen vollbringen eine der härtesten körperlichen Anstrengungen, die ich je erlebt habe. Viele hören Musik mit ihrem Handy, manche singen sogar.

Und dann sehe ich sie, die Hillary Bridge. Unser Tor zur Everest Region. Mit ihrer  schwindelerregenden Höhe von 70 m verursacht allein der Anblick dieser wippenden Stahlkonstruktion starkes Herzklopfen. Vielleicht muss ich dazu sagen, dass ich leichte Höhenangst habe! Aber es gibt keine Alternative, geduckt laufe ich über die wankende Brücke. Der Wind bläst eisig, unter mir rauscht der Dudh Kosi kraftvoll.

Auf der anderen Seite der Brücke geht der harte Teil des Tages los: 600 Höhenmeter hinauf nach Namche Bazaar. Mein Herz pocht wie verrückt, vor Aufregung und Anstrengung gleichermaßen.

Als ich Namche Bazaar erblicke, bleibe ich vor Rührung stehen. Geschafft! hämmert es in meinem Kopf. Ein riesiges Glücksgefühl macht sich in mir breit. Pure Freude. Am Ortseingang drehen Stefan und ich alle Gebetsmühlen und ich wünsche mir, dass wir weiterhin gesund und munter auf diesem Trek bleiben.

Die Erhabenheit der Natur im Sherpaland spüren

In aller Frühe steigen wir zum Everest View Point hinauf. Es ist ein perfekter Morgen: frische Bergluft, strahlender Sonnenschein, und den ersten Kaffee hatte ich auch schon. J Beinahe verschlägt es mir die Sprache, als ich das 360° Panorama auf mich wirken lasse: da ist er, der Mt. Everest, die Ama Dablam, der Lothse und Nuptse! Daneben der Tamserku und hinter uns der Konge Ri. Ich kann hier nur in Superlativen sprechen, denn alles andere wäre eine Untertreibung für diese spektakuläre Aussicht.

Die Erhabenheit der Natur kann man an solchen Schauplätzen spüren, ihre Überlegenheit, ihre Dimension, ihre Gewalt. Ich fühle mich klein und groß zugleich. Klein, denn inmitten dieser Naturriesen spüre ich, was für ein winziger Bestandteil unseres Kosmos ich bin. Groß, weil es eine Riesenehre ist, dieses Fleckchen Erde erleben zu dürfen. Ich fühle eine große Dankbarkeit.

Am kommenden Morgen ist Markttag in Namche Bazaar. Mit frischer Morgenluft und Tatendrang schlendern wir über den Markt, dessen Waren allesamt hinauf getragen wurden.

Auf nach Thame – durchs Sherpaland!

Und nun geht es weiter, wie soll es auch anders sein, bergauf! In Namche Bazaar verlassen wir den Himalayan Highway, wir gehen auf weniger bewanderten Wegen nach Thame (3800 m). Rasch verändert die Natur ihr Antlitz, statt sattem Grün dominieren Steine, Felsen und trockene Sträucher die Landschaft. Wir passieren ein Dorf, in dem Fahnen ein Haus schmücken: „der Mann des Hauses ist bei der Lawine am Everest gestorben“, erklärt uns unser Sherpa-Guide, Passang.

Die Hinterbliebenen erhalten zwar eine Summe aus der Lebensversicherung, allerdings liegt diese derzeit bei 10.000 US Dollar. Für viele Familien reicht das nicht lange. Durch Korruption erhalten sie meist nicht einmal die volle Versicherungssumme. Welch Kontrast hinter den Kulissen, da wollen leistungsorientierte Bergsteiger den höchsten Berg der Welt erklimmen, es geht um Ruhm, Erfolg, Status. Für die Sherpa ist es ein risikoreicher Job, sie bereiten die gefährlichen Wege vor, sie schleppen Ausrüstungen und Lebensmittel hinauf, sie helfen jenen, die ihre Kräfte über- und die Naturriesen unterschätzt haben. Eine Everest Besteigung kostet aktuell ca. 50.000 Euro, dagegen wirkt die Lebensversicherungssumme der Sherpa lächerlich.

Die ersten Yaks und ein Dorf, das nicht von dieser Welt ist

Uns kommen nun die ersten echten Yaks entgegen. In tieferen Lagen verwechseln viele die Dzopkyos mit dem zotteligen Tier, diese sind allerdings eine Kreuzung aus Yak und Kuh. Mit ihrem langem Haar und den mächtigen Hörnern erinnern mich die Yaks an Steinzeitwesen.

Wieder ist eine Brücke das räumliche und symbolische Tor in eine andere Welt. Vor uns liegt Thame, in der Sunshine Lodge wartet bereits ein heißer Tee. Ich kämpfe mich die letzten Höhenmeter hinauf, immer wieder rauben mir die dünne Luft und die Wahnsinnsaussicht den Atem. Thame besteht aus 42 Steinhäusern, es leben 120 Menschen in diesem kleinen Sherpadorf. In der Lodge ist am Abend wortwörtlich „die Kacke am Dampfen“, denn geheizt wird mit getrocknetem Yakdung.

Hoch auf dem Bergkamm!

Wieder in aller Herrgottsfrüh geht es zur Akklimatisation hinauf. Wir erklimmen einen Bergkamm, der auf 4200 m Höhe eine herrliche Aussicht für uns bereit hält. Ich schnaufe, konzentriere mich auf den Weg, versuche alle Energie in die Beine zu lenken. Und dann haben wir es geschafft! Zur Belohnung legen Stefan und ich uns in die Sonne, futtern einen unserer Müsliriegel und genießen. Schließlich steht für den kommenden Tag die größte physische und mentale Herausforderung für mich an: der Aufstieg nach Kongde wird mich an meine Grenzen bringen. Doch das weiß ich zum Glück zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Ein Reisebericht von Aylin Berktas