Im Land der Naturwunder – eine Rundreise in Argentinien
Argentinien – der achtgrößte Staat der Erde. Achtmal würde die Bundesrepublik Deutschland in das Staatsgebiet Argentiniens passen. Dabei hat das Land im Süden Amerikas gerade einmal die Hälfte der Einwohner der Bundesrepublik. Viel Platz also für viel Landschaft, für Pampa und Patagonien, feurige Metropolen und Feuerland: eine Rundreise zur landschaftlichen Vielfalt Argentiniens.
Buenos Aires – das Paris des Südens
Zugegeben: Buenos Aires ist keine Landschaft. Buenos Aires ist eine Stadt – Hauptstadt Argentiniens, pulsierende Metropole, erste Anlaufstelle für europäische Auswanderer vergangener Jahrhunderte wie heutige Besucher, die hier ihre Rundreise durch Argentinien beginnen. Und es gibt kaum eine Hauptstadt Südamerikas, die es mit Buenos Aires aufnehmen kann. Die Stadt an der Mündung des Rio de la Plata ist von einer ungeheuren Vitalität geprägt und wirkt in vielen Vierteln außerordentlich mediterran. Liegt es an den spanischen und italienischen Wurzeln vieler Porteños, wie sich die Bewohner Buenos Aires nennen? Oder an der strategischen Lage am puerto, dem Hafen, der schon immer einer der wichtigsten des Kontinents war? Wie dem auch sei, die Anfänge der Stadt waren holprig. Der erste Spanier, der versuchte, hier eine Siedlung zu gründen, wurde von Indianern verspeist, der zweite starb auf der Rückreise nach Europa auf hoher See. Was blieb war der Name: Buenos Aires, die Stadt der Jungfrau der Guten Winde. Die Winde blieben der Stadt hold, bis heute. Sie bliesen hundertausende von Schiffen in den Hafen, füllten die Kassen und finanzierten den Bauboom, der aus Buenos Aires im späten 19. Jahrhundert das „Paris der Südhalbkugel“ werden ließ. Buenos Aires heute? Eine Stadt von knapp 13 Millionen Einwohnern, eine Stadt, in der wir zu Beginn unserer Rundreise durch Argentinien im Viertel San Telmo eng umschlungene, Tango tanzende Paare sehen, im Hafenviertel La Boca an die argentinische Fußballbegeisterung denken und am Präsidentenpalast an Evita Perón – don’t cry for me, Argentina.
In die Weiten der Pampa und zum Großen Wasser
Es klingt nach einer ultimativen Verabschiedung, wenn man in die Pampa geschickt wird. In Wirklichkeit ist es ein Glück, wenn man bei einer Rundreise das geografische und landwirtschaftliche Herz Argentiniens aus der Nähe erleben kann. Wüsste man sonst, woher all die guten argentinischen Steaks kommen? Und wüsste man um den ökologischen Reichtum dieser Steppen - und Gebirgslandschaft? Hätte man sonst einen Ort, um den Legenden und Geschichten zu lauschen, die sich um die Gauchos, um Freiheit, Abenteuer, Ehre und Tapferkeit ranken? Sicher nicht! Einen Kontrast zu den Weiten der Pampa bilden im Norden Argentiniens, an der Grenze zu Paraguay und Brasilien, die Cataratas del Iguazú – die 275 Wasserfälle des „Großen Wassers“. Die Niagarafälle, die Viktoriafälle, sie alle finden hier ihren Meister: Ein mehr als 2,5 Kilometer breiter Basaltriegel lässt rund 1.700 Kubikmeter Wasser in der Sekunde über seine Kanten rollen. Der Río Iguazú entspringt übrigens auf 1.300 Meter Höhe und mündet auf nur 90 Meter über Meeresspiegel in den Rio Paraná. Der wiederum mündet bei Buenos Aires in den Atlantik – auch eine Rundreise durch Argentinien.
Geologische Einsichten und guter Wein
Unsere Rundreise führt uns zunächst weiter in den äußersten Nordwesten Argentiniens, an den Rand der Anden, nach Salta. Uns bietet sich wieder ein ganz anderes Bild: Die Stadt entführt uns in die Zeit der spanischen Kolonialzeit. Die Plaza 9 de Julio zeigt sich fast wie vor 400 Jahren mit Kathedrale und Rathaus, drum herum treffen wir immer wieder auf koloniale Adelspaläste. Abends ist das Stadtzentrum lebendig und in der alten Bahnhofsstraße gibt es die besten Empanadas der Stadt. Dann brechen wir auf und fahren noch ein Stück weiter nach Norden, in die Quebrada de Humahuaca. Die UNESCO hat das 70 Kilometer lange Tal, das im ebenfalls kolonialen Humahuaca endet, mit Recht zu einem Weltnaturerbe ernannt. Die Fahrt in die „Schlucht“ ist eine Fahrt in die bunt schillernde Erdgeschichte. Alle Farben der Erde finden sich an den Wänden, Sonne und Schatten tun ihr Übriges. Besonders eindrucksvoll ist der Cerro de Siete Colores, der Berg der sieben Farben. Wer sich während einer Rundreise in Argentinien in Purmanarca morgens bei Sonnenaufgang den Berg anschaut, weiß woher der Name kommt. Weiter im Süden, in Mendoza, hat die Erde den Menschen auch ein Geschenk gemacht – in Form eines perfekten „Terroir“ für den Weinanbau. Schon die Jesuiten kelterten hier vor 400 Jahren ihren eigenen Messwein, heute locken Cabernet Sauvignon und Syrah, Malbec und Merlot nicht nur Argentinier in die Bodegas.
Tausend Jahre altes Gletschereis
Uraltes Gletschereis bestaunen wir am Perito Moreno Gletscher. Wir warten gespannt darauf, bis der Gletscher kalbt - eines der spektakulären Naturschauspiele unseres Planenten. Patagonien ist ein riesiger Spielplatz für alle Outdoor - Liebhaber, ganz egal, ob sie ihren Urlaub aktiv oder gemütlich verbringen wollen. Auch fasziniert bei unserer Rundreise die besondere Vielfalt und Pracht der Natur in Argentiniens Süden. Von den Gipfeln der südlichen Andenkordillere führen Gletscher in riesige Seen wie dem Lago Argentino. Berge türmen sich rund um die tiefblauen Gewässer auf, und bis zu 4.000 Jahre alte Alercen, Verwandte der nordamerikanischen Sequoias, wachsen in den Himmel. Mehr Natur geht nicht!
Am Ende der Welt
Wohl aber kann die Natur bedrohlicher sein. Feuerland – wie gefährlich das schon klingt! Aber eigentlich sollte der südlichste Zipfel Amerikas nicht Feuer -, sondern „Rauchland“ heißen. Der Grund für den Namen ist ganz profan. Der Entdecker Francisco de Hoces wurde vom Wind mit seiner Karavelle San Lesmes weit in den Süden jenseits des 55. Breitengrads getrieben. Aus den Hütten der Eingeborenen stieg Rauch empor. Rauchland notierte de Hoces in sein Tagebuch. Daraus wurde Feuerland. De Hoces war der erste, der es schaffte, Amerika im Süden zu umrunden. Viele scheiterten in den berüchtigten „Furious 60s“ am Versuch, sich einen Weg um Kap Hoorn und durch den Beagle Kanal zu bahnen. In Ushuaia, der südlichsten Stadt, die wir bei unserer Rundreise durch Argentinien sehen, erzählt das Museo del Fin del Mundo davon. Und auch wir kehren um, nach Buenos Aires und von dort nach Hause. Denn weiter als zum Ende der Welt kann man nicht reisen.