Samstag, 22. April 2023

Lekker Lekker in Südafrika

„Lekker Lekker“ grinst mich Busfahrer Toni vergnügt an. Immer dann, wenn ich das Fahrzeug betrete oder verlasse, spricht er mich mit den Worten auf Afrikaans an.

„Lekker“ bedeutet schön und nett. Ähnlich ist mein Eindruck von Südafrika. Wer würde mich in Deutschland bei der fünften Begegnung am gleichen Tag wohl noch so selbstverständlich anlächeln, mir auf die Schulter klopfen und ein paar nette Worte für mich übrighaben?

Willkommen in der Regenbogennation

Meine Reise beginnt in Johannesburg, im Norden Südafrikas. Von dort aus geht es gleich weiter Richtung Nordosten. Mein Ziel ist die Provinz Mpumalanga, die ich für einige Tage erkunden möchte. Der Name bedeutet übersetzt, „der Ort, an dem die Sonne aufgeht." Als dies zwischen zirka 7 und 8 Uhr geschieht, sitze ich bereits in Tarnkleidung in einem offenen Geländewagen im Kruger Nationalpark. Das Gefühl, wenn die Sonne in der Morgendämmerung immer mehr Strahlen wirft und gemächlich die Buschsavannen und Tropenwälder ausleuchtet, ist spektakulär.

Die Suche nach den „Big Five“ ist nicht weniger aufregend. Wir finden vier von fünf Riesen und ich bin überglücklich! Wann bekommt man im Leben schon mal die Gelegenheit, einen männlichen Löwen während des Mittagsschlafs zu beobachten oder einer Elefanten - Gang auf ihrem Walk zur Wasserquelle zuzusehen? Wir sehen eine Nashorn - Familie und Nilpferde im Wasserloch. Und einen aufgrund seines hohen Alters von der Horde verstoßenen Büffel. Schrecklich? Ja. Aber: Natur. Die Artenvielfalt und Freiheit der Tiere im Krugerpark ist so schön anzusehen, dass einem als Tierfreund durchaus die Tränen kommen können.

Schöne Aussichten

Wer Natur liebt, liebt Südafrika. Ganz besonders: die Panoramaroute. Die Strecke oberhalb der zerklüfteten Drakensberge lädt förmlich dazu ein, anzuhalten, hier und da ein Stück zu wandern, die Aussicht zu genießen und abzuschalten. Na gut, womöglich auch dazu, das ein oder andere Foto zu knipsen!

Mein Highlight der Route: das Blyde River Canyon Gebiet. Bei God’s Window lege ich meinen ersten Stop ein, von dem aus ich eine mega Sicht auf das Veld (die tiefer gelegenen Regionen Südafrikas) genieße. Und etwas nördlicher am Canyon bei Potholes weiß ich den einzigartigen Blick auf den Blyde River sehr zu schätzen!

Und nun? Ab zur Kap - Halbinsel!

Ähnlich gigantische Ausblicke finde ich am Chapmans Peak Drive, einer Küstenstraße auf der Kap - Halbinsel, von der aus ich direkt aufs Meer schaue. Oder am Cape Point, am Kap der guten Hoffnung. Dort wandere ich einige Meter zum Leuchtturm, der sich auf einer Höhe von 249 Metern über dem Meeresspiegel erhebt. Auf der Rückfahrt ist ein Besuch am Boulders Beach ein absolutes Muss! Dort tummeln sich Pinguine (und Pinguin - interessierte Touristen).

Ein weiteres Muss ist (natürlich!) der Tafelberg, eines der sieben Naturweltwunder. Aufgrund der Selfie - Besessenheit der Touristen ist dieser jetzt übrigens eingezäunt. Tatsächlich haben dort schon einige ihr Leben für ein Foto gelassen.

Das bunte Bo - Kaap

Auf meiner Reise nicht missen möchte ich Bo - Kaap, das kunterbunte Viertel in Kapstadt. Hier sind alle Häuser bunt und liebevoll bemalt, und die vielen Farben sollen auf die Regenbogennation Südafrika aufmerksam machen.

Gleichzeitig soll damit an die Apartheid in Südafrika erinnert werden, die in dem Land merkliche Spuren hinterlassen hat. Boo - Kaap gilt als Symbol für die Schönheit der Vielfalt.

Auf Wiedersehen, Südafrika!

Dies war meine erste Reise nach Südafrika, aber garantiert nicht die letzte. Das Land hat so viel zu bieten, da muss man einfach wiederkommen! Ich bin total hin und weg von den unglaublich freundlichen und hilfsbereiten Menschen, der traumhaft schönen Natur, den vielen Tieren in freier Wildbahn. In diesem Sinne: Lekker Lekker!

Ein Reisebericht von Hanna Fecht

Freitag, 21. April 2023

Eine Rundreise durch Namibia

Gut gelaunt steige ich aus dem Flieger von Johannesburg nach Windhoek, laufe über das Rollfeld und erreiche das Terminal.

Im Terminal werde ich schon erwartet, so hoffe ich. Lily soll mich und den Rest der Reisegruppe empfangen. Ich bin etwas verdutzt, als ich das Schild für die Reisegruppe in anderen Händen wiederfinde. Thimo sammelt uns alle ein und bringt uns zum wartenden Bus. Es knackt im Lautsprecher, dann meldet sich Thimo zu Wort: "Einen lieben Guten Morgen. Nach euren Informationen sollte euch Lily auf dieser Rundreise durch Namibia führen, aber ich heiße nicht Lily. Ich bin Thimo. Aber keine Sorge, nur die Farbe ist unterschiedlich, ansonsten sind wir gute Cousins und Cousinen. Hier in Namibia sind wir alle Namibier!"

Der Bus verlässt den internationalen Flughafen Hosea Kutako, benannt nach dem großen Unabhängigkeitsverfechter, und fährt uns durch weite, leicht hügelige Landschaften in die Hauptstadt Windhoek. Nach etwas Pause nach dem langen Nachtflug entführt uns Thimo in die verschiedenen Viertel Windhoeks. Uns kommt der Herbst gut gelegen. Es ist nicht zu heiß und abends wird es angenehm kühl. Durch Klein - Windhoek kamen wir schon auf der Fahrt in die Stadt; jetzt führt uns Thimo zur Gedenkstätte und Friedhof "Old Location", der "Alten Werft". Hier wird an die ersten tödlichen Zusammenstöße im Zusammenhang mit Zwangsumsiedlungen der Schwarzen nach Katutura erinnert. Diese ersten Bestrebungen, auch in Richtung Unabhängigkeit am 10. Dezember 1959 werden heute nicht nur durch den zeitgleich stattfindenden Tag der Menschenrechte gewürdigt, sondern auch als namibischer Nationalfeiertag. Es ist ein denkwürdiger Moment und als erster Programmpunkt sind wir noch gar nicht für die Geschichte vorbereitet. Zumindest mir fehlt einfach der gesamte Zusammenhang. Erst die nächsten Tage bringt Thimo langsam aber stetig das Geschichtschaos in meinem Kopf in die richtige Ordnung. Vielleicht liegt es auch einfach nur an dem Nachtflug, dass ich noch etwas langsam bin.

Unser Bus fährt weiter in das Stadtviertel Katutura. Das Viertel im Norden der Stadt entstand in den 1950er und der Name bedeutet soviel wie "der Ort, an dem wir nicht leben möchten". In diesem Viertel mussten nach südafrikanischem Vorbild der Rassentrennung unter südafrikanischer Herrschaft alle Schwarzen und "Farbigen" wohnen. Sie durften zwar tagsüber in die Stadt und dort arbeiten, mussten aber abends wieder in ihr Viertel. Heute wird das Viertel auch Matutura, das in der Sprache der Herero soviel heißt wie "Ort an dem wir leben wollen", genannt. Und hier ist es auch, wo uns Thimo aus dem Bus entlässt und auf den Markt im Zentrum mitnimmt. Hier erhalten wir hautnahe Einblicke in die Lebenssituation der Menschen in Katutura. Und hier lernen wir zum ersten Mal die Vorliebe Thimos zu Fleisch kennen. Er führt uns direkt zu einem der kleinen Stände in direktem Anschluss an die Fleischtheke. Hier liegt das Fleisch schon auf dem Grill. Wir probieren uns durch und Thimo lässt es sich nicht nehmen, Fleischstreifen eingewickelt in Zeitungspapier als Wegzehrung mitzunehmen. Ein komisches Gefühl beschleicht mich schon, als Tourist hier her zu kommen und das Leben der Menschen als Programmpunkt zu betrachten. Im Gegenzug freut es mich umso mehr, von der Freundlichkeit der Menschen empfangen zu werden. Sie grüßen uns herzlich und zeigen sich zurückhaltend, aber offen für unseren Besuch.

Im Gegensatz zur Katutura zeigt sich die Innenstadt eher ruhig und geordnet. Etwas zu ruhig für meinen Geschmack. Die Sehenswürdigkeiten sind schnell abgehakt. Mehr Zeit für eine Stadterkundung werden wir am Ende der Tour haben.

Dafür finde ich abends den Old Wheelers Club im Süden der Stadt. Ein kühles Bier am Abend und gutes Essen tun nach einem so langen Tag wirklich gut. Ich komme mit deutschsprachigen Namibier in Kontakt. Es wird ein lustiger Abend mit Späßen, Neckereien und einer amüsanten Atmosphäre. Es tut mir schon fast weh, den erlesenen Kreis zu verlassen. Sie geben mir noch eine Packung Biltong, ein Trockenfleisch - Snack, mit auf dem Weg und Empfehlungen für den besten Apfelkuchen und lustige Fakten zu Namibia.

Zu gerne würde ich noch Monate bleiben, um die Schätze des 1986 von 26 Oldtimer - Fans gegründeten Old Wheelers Clubs zu bestaunen. Aber es warten auch noch andere Highlights aus Namibia auf mich.

Von Windhoek ins Sossusvlei

In Deutschland fast ungesehen, sind die Straßen hier dutzende Kilometer gerade. Links und rechts werden die Straßen fast durchgehend von Farmland begrenzt. Zäune um Zäune und Geraden erinnern ein wenig an den Tunnelblick beim Fahren. Die Landschaft ändert sich langsam. Anfangs ist es hügelig und grün, später wird es flacher und rotbraun. Unser Weg führt uns durch die kleine Stadt Maltahöhe in Richtung Hammerstein. Aus geteerten Straßen werden bald Schotterpisten in erstaunlich gutem Zustand. Doch bevor wir auf die Schotterpiste abbiegen, halten wir kurz am Wendekreis des Steinbocks. Wir sind 23,5° südlicher Breite angekommen und verlassen nun die "Tropen". Ein kurzes Bild mit dem Schild und schon geht es weiter. In der kleinen Stadt Maltahöhe halten wir an einer kleinen Tankstelle und einem Tante Emma Laden. Es ist eher eine Antiquitätensammlung. Der Besitzer ist seit 9 Jahren hier und seine Frau hatte die Idee für den Laden. Alte Schreibmaschinen, Bügeleisen, Nähmaschinen, Tropenhelme und unzählige Aufkleber von Reisenden zieren das Innere. An der Außenwand hängen Nummernschilder aus allen Epochen von Namibia. Es wird vervollständigt durch ein buntes Sammelsurium mit alten Herdplatten, Öllampen und alten Schallplatten.

Zwischendrin steht der Besitzer des "Woestynkombuis", der "Wüstenküche". Links von seiner Theke für die eigentlichen Lebensmittel in seinem kleinen Laden, hängt eine Weltkarte und eine Deutschlandkarte. Davor ein Glas mit Stecknadeln. Das hier die halbe Welt anhält, lässt sich ganz einfach erkennen. Die Karten sind übersäht mit schon platzierten Stecknadeln. Ein Kunstwerk von und für Weltenbummler.

In Hammerstein endet die Fahrt für den Tag. Wer Lust hat kann noch wilden Tieren ganz nah kommen. Von einer kleinen Kuppe in der Nähe der bei Touristen sehr beliebten und ausgebuchten Lodge lässt sich die Landschaft beobachten. Aus Flachland wurde mittlerweile eine felsige Topografie. Karg ragen die Kuppen empor. Nur noch wenige Büsche, Bäume und Gestrüpp zieren die Umgebung und es gibt einen Vorgeschmack auf die noch kargeren Dünenlandschaften im Namib - Nauklut - Nationalpark. Der Atlantik ist nur 50 Kilometer entfernt und dennoch ist es eine der trockensten Wüsten der Welt. Selbst in regenreichen Jahren verendet der Fluss Tsauchab in den Dünen des Sossusvlei.

Hier in das Sossusvlei führt uns Thimo. Mit dem Sonnenaufgang betreten wir den Park und folgen der 65 Kilometer langen Asphaltstraße. Die ersten Dünen lassen sich schon in der Ferne erspähen. Thimo drängt etwas. Die schönsten Eindrücke lassen sich früh morgens und später abends erhaschen, wenn die Sonne und die Dünen ein wundervolles Schattenspiel darbieten. Es ist außerdem noch angenehm kühl. Die Fahrt führt vorbei an der berühmten Düne 45. Es ist nicht die 45.Düne, sondern sie liegt einfach nur an Kilometer 45 vom Parkeingang entfernt. Kolonen an Besuchern laufen auf dem Grad in Richtung Spitze der Düne. Ihr Sand hat in den letzten 5 Millionen Jahren schon viel gesehen und sich bis 170 Meter über dem restlichen Niveau aufgetürmt. Wir lassen die Düne links liegen und fahren weiter. Mehrere Heißluftballons fahren in der Ferne über das Dünenmeer. Wir sind aber zu Land unterwegs und steigen am Ende der Straße in Allradfahrzeuge um, die uns die letzten Kilometer zum Höhepunkt bringen, dem Sossusvlei. Ein etwas unscheinbares Wort, das aber die geografische Situation bestens beschreibt. Während Sossus einen in Sanddünen verendenden Fluss beschreibt ist Vlei die Bezeichnung für eine Salz - Ton - Pfanne. Und darum handelt es sich bei dem Höhepunkt.

Für einen besseren Überblick über den Park klettere ich auf den "Big Daddy". Auf halben Weg realisiere ich langsam auch die Bedeutung des alternativen Namens "Crazy Dune", die verrückte Düne. Während der Rest der Gruppe sich an einem kleineren Exemplar probiert, tropft mir der Schweiß von der Stirn. Der Weg auf die 380 Meter hohe Düne, einer der höchsten Dünen der Welt, zieht sich. Als Belohnung bietet sich der Ausblick über einen kleinen Teil der Namib. Ihre Ausdehnung von über 2000 Kilometer durch Angola und Namibia lässt sich nur erahnen. Ich ziehe die Schuhe aus und lasse den Sand auf mich wirken. Meine Füße versinken leicht im kühlen Boden. Es fühlt sich gut an und der direkte Weg nach unten ist eine Wohltat. Ich gleite regelrecht die Düne hinab. Am Ende der Abfahrt stehe ich in der Salz - und Ton - Pfanne des Sossusvlei. Der Boden ist hart und fühlt sich barfuß dennoch angenehm an. In der Ferne ragen die bekannten Baumstümpfe des Deadvlei aus der Pfanne hervor. Sie starben wahrscheinlich vor 600 oder 700 Jahren ab, als das überlebenswichtige Wasser ausblieb. Aufgrund der enormen Trockenheit blieben sie bis heute konserviert und sind magischer Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.

Zum Abschluss des Tages führt uns Thimo in den Sesriem - Canyon. Er ist Teil des Tsauchab Flusses, der sich hier über Millionen Jahre in die Erde gefressen hat und einen bis zu 30 Meter tiefen Canyon hinterlassen hat. Teile im Canyon führen fast das ganze Jahr Wasser, sodass früher Siedler hier ihr Wasser schöpfen konnten. Wir schlürfen lieber kalte Getränke an der nächsten Tankstelle, darunter die namibische Form des Almdudler, der Farmdudler.

Swakopmund und der Atlantik

Wenn es abgelegene Orte gibt, muss es nicht unbedingt heißen, dass sie einsam sind. Der Name "Solitaire" lässt es fast vermuten, aber ob der Name wirklich von dem englischen Wort "Solitude" für Einsamkeit sich ableitet, ist umstritten. 1848 wurde diese kleine Siedlung gegründet. Heute hat sie ungefähr 100 Einwohner. Hier ist auch die bekannte Bäckerei, die mir im "Old Wheelers Club" empfohlen wurde. Ihr Apfelstrudel soll der beste in Afrika sein. Da meine Vergleiche nur Länder wie Tansania, Äthiopien, Guinea und Mosambik heranziehen können und ich mich beim besten Willen nicht erinnern kann, dort überhaupt Äpfel gesehen zu haben, stimme ich unter Vorbehalt weiterer Afrikareisen zu. Der Apfelkuchen ist aber auch im deutschen Vergleich ausgezeichnet und der Stopp hier ein Muss. Und da ich ungern Dinge mit einem Muss verbinde, möchte ich dazu anmerken, dass man hier bei der Durchfahrt auch freiwillig stoppt. Es locken guter Kaffee, Benzin und ein besonderer Charme: alte Autos und etwas Entspannung von der Schotterstraße.

Bevor wir Swakopmund erreichen, biegen wir von der Asphaltstraße kurz ab und stoppen an einer "Welwitschie". Ich bin etwas sprachlos als ich eine große, etwas mitgenommene Pflanze bestaunen soll. Sie ist nach ihrem Entdecker Friedrich Welwitsch benannt und kommt nur in der Namib vor. Sie hat nur zwei Blätter und kann über 1000 Jahre alt werden. Aufgrund ihres weiten Vorkommens und ihrer Bedeutung gedeiht sie auch im angedeuteten Wüstensand im unteren Teil des Wappens von Namibia. Botaniker haben meiner Ansicht nach mehr Freude an dieser Pflanze, von der es eine männliche und eine weibliche Form gibt, die sich über Insekten befruchten. Die Verbreitung der Samen erfolgt dann über den Wind. Da die Pflanze nur nach extremen Niederschlägen keimen kann, ist ihre Fortpflanzung beschränkt, was sie zu einer besonderen Pflanze macht. Ihr tägliches Überleben sichert sie sich durch die Wasseraufnahme über den in der Region stehenden nächtlichen Nebel.

Die Straße schlängelt sich weiter durch die sogenannte Mondlandschaft, bevor wir wieder zurück auf die Hauptstraße gelangen. Der Asphalt wechselt zu Salz, was dem Fahrkomfort aber keine Abstriche macht. Vor uns türmt sich eine riesige Nebelwand auf. Von einem Moment zum anderen sind wir vom Küstennebel eingehüllt. Der Atlantik ist nicht mehr weit. Swakopmund liegt vor uns. Unser Hotel ist das "Hansa Hotel". Die Namibier selbst nennen es das feinste Hotel Namibias, das 1905 mit einem Gebäude in der Innenstadt von Swakop, wie die Stadt auch genannt wird, entstand. Die Geschichte des Hauses ist einzigartig und zeugt auch heute noch von bestem Service und Komfort. Den Grundstein legte Paul Miersch. Er vermietete einige der Räume in seinem Gebäude an Reisende. 1954 erweckte das Ehepaar Rummel das Hotel wieder aus seinem kleinen Dornröschenschlaf und brachte es zu seiner heutigen Größe. Noch heute fühlt sich die Belegschaft dem Standard der damaligen Zeit verpflichtet und bietet in einer wundervollen Atmosphäre ausgezeichneten Service.

Ich treffe mich in der Bar mit Reinhold Mertens. Er war 40 Jahre lang der Küchenchef des Hotels und erzählt mir über die Geschichte des Hauses und der Entwicklung von Swakopmund. 1959 zog der gebürtige Hesse nach Namibia. Damals noch ein Abenteuer seines gleichen. Vier oder fünf Zwischenlandungen mit dem Flugzeug brauchte es, um Namibia zu erreichen. Heute kann man auch direkt ab Frankfurt nach Windhoek fliegen. Zusammen mit der Familie Rummel baute er das Hotel zu seiner heutigen Größe aus. Heute ist der fast 80 - jährige im Ruhestand, aber trotzdem innig mit dem Hotel verbunden. Der Kamin neben uns spendet sanfte Wärme. Es ist der zweite Abend, an dem der Kamin im stilvollen Ambiente diesen Winter an ist. Es ist kühl für hiesige Verhältnisse. Wir trinken beide einen Weißwein und unterhalten uns angenehm entspannt.

Herr Mertens erzählt über die Geschichte der Stadt, die als wichtiger Hafen der deutschen Kolonie Deutsch - Südwestafrika 1892 gegründet wurde. Die bessere Hafenlage war in Walvis Bay, schien aber damals durch die Briten belegt und Lüderitz im Süden der Kolonie eignete sich aufgrund des langen Weges nicht zur Versorgung der Hauptstadt Windhoek. Nur 10 Jahre später verband eine Eisenbahnlinie beide Städte. Seither hat sich die Stadt weit entwickelt. Der Stadtkern zeugt noch heute mit kolonialen Gebäuden von der Gründerzeit. Auch wenn einiges sich heute verändert hat, so haben die wenigen Namibier deutscher Abstammung immer noch Einfluss auf die Stadt. In vielen Läden kann man sich auf Deutsch verständigen und einige Straßennamen tragen noch deutsche Namen, auch wenn mit der Unabhängigkeit Namibias viele Straßen umbenannt wurden. Alle Sehenswürdigkeiten, vom alten Bahnhof über das alte Amtsgericht, dem Bootsanleger und der alten Pionierfestung und dem historischen Hohenzollernhaus im Stil des Neobarock. In der Nähe des Leuchtturms und dem unmittelbar daneben befindlichen Staatshaus findet man den kleinen Kunstmarkt, ein Paradies für Souvenirjäger. Die Aufdringlichkeit der Verkäufer hält sich in Grenzen und lässt das Stöbern zu.

Heute ist Swakopmund nicht nur für ausländische Besucher interessant, sondern auch für Namibier, die aus den wärmeren Regionen entfliehen und Urlaub machen wollen. Auch Pensionäre finden hier einen Ort. Die Stadt wächst jedes Jahr und der Bann ist ungebrochen. Wer nicht nur das Leben in der Innenstadt erleben möchte, kann zum Beispiel via "Khoi San" eine Township - Tour buchen. Diese führt dann in die äußeren Bezirke von Swakopmund. Ich bin sonst immer etwas voreingenommen bei solchen Touren und war anfangs etwas skeptisch, als mich Marcia am Hotel abholt. Aber die Tour überzeugt mich. Es wird nicht oberflächlich über die Menschen geredet, sondern man trifft sie in ihrem Zuhause und kann sie über alles fragen. Neben einem kleinen Acapella - Konzert werde ich mit einer der vielen Klicksprachen bekannt gemacht. Hier liegt "Liebe" und "Tod" nur ein Klick entfernt, scherzt Marcia, als ich versuche das Wort Liebe zu klicken, aber mich etwas verklicke und mir den Tod wünsche. Alle im Raum lachen.

Zurück auf den bekannteren Routen führt uns unser Weg entlang der Küste in Richtung Süden auf ein kleines Ausflugsboot in Walvis Bay. Der Pelikan setzt gerade zur Landung an und verpasst sein Ziel nur knapp. Er dreht eine weitere Runde und setzt mit seinen Füßen auf unserem Bootsdach auf. Sein Schnabel reckt er in Richtung Achtern. Hier steht Christal und erklärt gerade an einer ins Boot gehüpften Robbe deren Lebensraum. Der Pelikan lugt immer wieder nach dem Fisch, den die Robbe als Belohnung für ihre Geduld und ihre Vorführkünste bekommt. Dann wirft Christal ihm einen Fisch zu und gekonnt landet er in dem großen Schnabel des Pelikans. Aus einem können auch zwei werden, denkt er sich wahrscheinlich und probiert es gleich nochmal. Er soll seinen Anteil bekommen.

In der Bucht hängt noch der Morgennebel. Um 11 Uhr soll er sich lichten und einen Blick über Walvis Bay, die Walfischbucht, freigeben. So hoffen wir.
Unser Boot findet wenige Minutzen später trotzdem den Weg zur Robbenkolonie. Vorbei an den Austernzüchtern, die hier an der Atlantikküste von Namibia beste Bedingungen vorfinden und ihr Gut dann nicht nur auf dem einheimischen Markt vermarkten, sondern auch in alle Welt verschiffen. Ihre Arbeitsplatform ist unter anderem ein altes Boot, das jetzt im Nebel an ein Geisterschiff erinnert. Erst wenige hundert Meter vor der Robbenkolonie kommt der alte Leuchtturm in Sicht und im Wasser wird es immer aufgeregter. Schwarze Flecken huschen durchs vernebelte Bild. Und dann wird es immer klarer, der Strand zeigt sich und auch die Robben sind nun aus nächster Nähe zu bestaunen. Die reichen Fischgründe in Walvis Bay, die schon immer die Robben, Wale und Delfine anzogen, waren einst der Grund, warum hier die Briten ab der Inbesitznahme 1795 ihren Stützpunkt für Fischerei und Guano - Handel immer weiter ausbauten. Zum anderen waren strategische Gedanken ein Grund dafür, dass selbst als Namibia Schutzgebiet des Deutschen Reiches war, Walvis Bay britische Enklave blieb und somit den Seeweg nach Indien sichern konnte.

Wir sind aber in genüsslicher Mission unterwegs. Christal schaltet in der Nähe der Robbenkolonie den Motor aus uns lässt uns treiben. Aus einem geflochtenen Picknickkorb zaubert sie Sektgläser, Häppchen und Teller hervor und stellt sie in die Mitte des offenen Bootes. Danach schenkt sie jedem ein Glas Sekt ein und macht sich an das Öffnen von frischen Austern. Der genüssliche Part der Bootsfahrt hat begonnen. Während wir vor uns hin treiben, genießen wir unser zweites Frühstück. Ein außergewöhnliches Erlebnis, das seinen Höhepunkt findet, als fünf Pelikane im Formationsflug an uns vorbei fliegen und tausende Kormorane ihnen folgen, um zu ihren Fischgründen aufzubrechen.

Elefanten im Straßenverkehr

Der tierische Höhepunkt steht vor der Tür. Während um meinen Bungalow in der Ombinda Country Lodge nur eine Hauskatze herumschleicht und sich sichtlich einen Spaß daraus macht, mit meinen Gefühlen zu spielen und nur so zu tun, dass man sie streicheln könnte, so ist das "Kätzchen" im Etosha Nationalpark um Welten größer. Zum Glück will es nicht spielen. Der Löwe liegt nicht weit vom Eingang in den Nationalpark entfernt auf einer weiten offenen Fläche. Nur kleinere Füchse trauen sich in die Nähe und ein Nashorn. Die Antilopen und Zebras halten sich lieber bedeckt. Wir sitzen im offenen Geländewagen. Um uns herum noch ein paar andere Autos. Die Motoren schweigen. Es ist für manch einen der erste Kontakt mit gleich zwei der "Big 5". Ich höre die Kameras nur so klicken. Ich habe fast aufgegeben. Meine Kamera hat nicht ausreichend Zoom für die tollen Porträtfotos, dafür lehne ich mich etwas zurück und genieße die Szenerie.

Thimo sitzt hinter dem Lenkrad unseres Geländewagens. Ein Multitalent. Er kennt sein Land, die Geschichte und ist anscheinend auch perfekter Safari - Guide. Ich finde es einfach nicht heraus, wie er die Tiere vor uns erkennen kann. Selbst mit dem Fernglas tue ich mich schwer, hier und da einen Löwen im Gebüsch zu finden und er zeigt in aller Seelenruhe in die Ferne und sagt gelassen "Da hinten liegt eine Löwendame. Das Männchen liegt etwas rechts davon." Wie macht er das nur? Wir können glücklich sein. Wir folgen den Straßen im Park und bleiben immer wieder stehen. Hier ein Springbock, dort ein paar Zebras und Oryxe. Ganz gespannt schauen wir immer wieder in die Höhe und wünschen uns eine Giraffe. Und dann, dann erspäht sie Thimo doch noch. Eine Gruppe reckt in der Ferne ihre Köpfe aus den Bäumen hervor. Endlich.

Einige Minuten später: Hinter mir wird gerade auf Elefanten gewettet. Es sieht nach Elefantenterritorium aus, wird gemunkelt. Und sie sollen recht haben. Vor uns läuft ein Bulle im Gegenverkehr auf der Straße. Der Weg durch den Busch scheint keine Alternative darzustellen und so rollen wir in gebührendem Abstand dem Elefantenmännchen hinterher. Eine Minute, zwei Minuten, drei Minuten. Es zieht sich. Dann macht die Straße einen Knick. Der Elefant folgt der Hauptstraße während wir auf die Seitenstraße zum Überholen ansetzen.

Nur wenige hundert Meter später stehen wir an einem Wasserloch. Vor uns eine ganze Herde Elefanten. Die Kleinen spielen, die großen baden ein wenig. Von hinten kommt auch langsam der Bulle angestapft und gesellt sich zur Gruppe. Eine Dame gesellt sich zu ihm und sie stehen sich Minuten lang gegenüber und halten Rüssel; ein bewegender Moment.

Wir fahren langsam weiter durch den Park. Am Ende des Tages werden wir vielleicht zehn Prozent davon gesehen habe. Zu groß und einfach zu viel zu sehen. Wir kehren zur Ombinda Country Lodge zurück und legen kurz vor dem Abendbrot noch etwas die Beine hoch. Nicht, dass wir so erschöpft sind, aber wir haben ja Urlaub.

Wiedersehen

Wir kehren langsam wieder nach Windhoek zurück. Auf dem Weg kommen wir durch Okahandja. Es ist Hereroland und das wichtigste traditionelle Zentrum des Stammes. An den Gräbern der großen Führer, darunter auch Hosea Kutako, dem Unabhängigkeitsverfechters, halten wir kurz. Dann ist es nicht mehr weit bis in die Hauptstadt. Eine neue vierspurige Straße verbindet mit einigen Unterbrechungen die Städte. In Windhoek kommen wir am Ausgangspunkt unserer Reise an. Jetzt haben wir auch nochmal richtig Zeit die Stadt zu erkunden. Die besonderen Sehenswürdigkeiten sind das Nationalmuseum mit seiner Dachterrasse, von der man aus einen Blick über die ganze Stadt hat, die alte Feste und die Christuskirche gleich nebenan. Auf der "Independence Avenue" ist noch ein kleiner Kunstmarkt und wer lieber eine kühle Brise und etwas ausgefallenere Kunst mag, kann auch in der National Art Gallery vorbei schauen. Einige der Stücke stehen hier zum Verkauf. Unweit davon liegt das ehemalige "Kaiserliche Landesvermessungsamt".

Die Rundtour durch Namibia endet hier. Thimo hat sein Ziel erreicht, uns sein Land näher zu bringen und uns zu begeistern. Wie immer war der Urlaub viel zu kurz! Es hätte gerne länger sein können. Ich kann mich an Natur, Dünen, wilden Tieren und Wasser einfach nicht satt sehen. Dazu haben die "Old Wheeler" auch noch recht behalten: Ich will wieder kommen! Zum Glück habe ich nicht gewettet.

Ein Reisebericht von Dominik Mohr

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