Dienstag, 19. November 2024

Durch Wüsten und biblische Landschaften

Wohin fliegst Du?
Nach Jordanien?
Was willst Du denn da?
Ist das nicht gefährlich?
Hast Du keine Angst?

Diese und ähnliche Fragen wurden mir im Vorfeld gestellt, als ich voller Vorfreude von meinen Reiseplänen erzählt. Direkt vorne Weg, alle Sorgen waren absolut unbegründet. Wir wurden herzlichst in Jordanien empfangen und fühlten uns zu keiner Zeit unsicher.

Aber lest es selbst…

Der Hinflug von Frankfurt aus mit der Royal Jordanien verlief durch die kurze Flugzeit von 4:20 Stunden sehr angenehm. In der Hauptstadt Amman angekommen wartete unser Reiseleiter Adnan bereits auf uns und nahm uns freundlich in Empfang.

Die ersten drei Nächte blieben wir in der Hauptstadt Amman. Von dort aus erkundeten wir die Stadt und die umliegenden Sehenswürdigkeiten. Am beeindrucktesten hierbei war für mich die antike Stadt Jerash, die wahrscheinlich besterhaltenste römische Stadt im Nahen Osten.

Von der Stadt Gadara (heute Um Quais) hatten wir einen phantastischen Blick nach Syrien, Israel, den Golanhöhen und dem See Genezareth. Hier wurde uns noch einmal bewusst, wie sicher und stabil Jordanien ist.

Am 4. Tag fuhren wir mit dem Bus Richtung Süden zum Toten Meer. Zwischenstopps machten wir auf dem Berg Nebo, von dem aus Moses das gelobte Land sah und in der Stadt Madaba, um dort das berühmte Fußbodenmosaik zu besichtigen, welches Palästina abbildet.

Am Toten Meer angekommen konnten wir es kaum erwarten baden zu gehen und den hohen Salz- und Mineraliengehalt selber zu fühlen. Ein wirklich tolles Erlebnis. Eine anschließende Schlammpackung durfte natürlich nicht fehlen.

Die Felsenstadt Petra

Über die Straße der Könige verließen wir am nächsten Tag das Tote Meer mit dem Ziel Petra. Einen Halt machten wir im Dana Naturreservat, um dort eine schöne Wanderung durch das älteste Biosphärenreservat Jordaniens zu machen.

Nach kurzer Fahrt erreichten wir die unser Hotel in Wadi Musa. Sehr praktisch ist die Lage des Hotels, welches weniger als 10 Gehminuten vom Eingang der Stadt Petra entfernt liegt.

Abends nutzten wir die Möglichkeit „Petra by night“ zu besichtigen. Bei dieser fakultativen Veranstaltung wandert man auf dem von Kerzen ausgeleuchteten Siq (Schlucht) bis zum Schatzhaus, dem wohl bekanntesten Wahrzeichen Petras.
Dort angekommen kann man sich bei einem Tee und arabischer Musik und Geschichten über die Nabatäer von der Magie dieses faszinierenden Ortes verzaubern lassen.

Die beiden darauffolgenden Tage verbrachten wir komplett innerhalb der Felsenstadt und konnten dank der Zeltübernachtung vollständig eintauchen in die Faszination des seit 1985 offiziell anerkannten Weltkulturerbes.

Durch diese zwei Tage wurden uns erst mal die Größe und die Einzigartigkeit dieser Stadt bewusst, so dass sie für uns ein unvergessliches Erlebnis bleiben wird.

Wüstentrekking in Wadi Rum

Nach dem Abenteuer Petra wartete direkt das nächste atemberaubende Ereignis auf uns.
In Jeeps fuhren wir weiter Richtung Süden in die Wüste, ins Wadi Rum. Dort verbrachten wir die kommenden Tage auf den Spuren von Lawrence von Arabien. Das Wüstentrekking umfasste 4 Übernachtungen in Zelten. Diese wurden von uns selber aufgebaut, so dass sie jeder sein eigenes Plätzchen für das Zelt im Schatten der Felsen suchen konnte.

Tagsüber wanderten wir entlang der roten Sandsteinformationen durch das Wadi. Diese Wüstenlandschaft ist wirklich von beeindruckender Schönheit, die Mischung aus Stille und rauen Felsformationen ein atemberaubendes Naturschauspiel.

Abends ließen wir den Tag in geselliger Runde am Lagerfeuer ausklingen, genossen den Sternenhimmel und die unbeschreibliche Ruhe der Wüste. Selbst das Fehlen der sanitären Einrichtung konnte dieses tolle Erlebnis nicht schmälern!

Tagsüber wanderten wir entlang der roten Sandsteinformationen durch das Wadi. Diese Wüstenlandschaft ist wirklich von beeindruckender Schönheit, die Mischung aus Stille und rauen Felsformationen ein atemberaubendes Naturschauspiel.

Abends ließen wir den Tag in geselliger Runde am Lagerfeuer ausklingen, genossen den Sternenhimmel und die unbeschreibliche Ruhe der Wüste. Selbst das Fehlen der sanitären Einrichtung konnte dieses tolle Erlebnis nicht schmälern!

Ein Reisebericht von Stefan

Sonntag, 17. November 2024

Unterwegs im Sherpaland

„Langsam gehen, viel trinken, Pausen machen“ wiederhole ich gedanklich die Ratschläge unseres Guides Nayandra. Ich bin das erste Mal in den Bergen unterwegs, das erste Mal auf einer Trekkingtour, das erste Mal in der Höhe und natürlich auch das erste Mal im Sherpaland.

Schon der Ausgangspunkt unseres Treks, Lukla, liegt mit 2860 m höher, als ich je gewesen bin. Etwas das erste Mal zu tun weckt einen ganz besonderen Gefühlscocktail: Neugierde und Vorfreude, Angst und Ungewissheit, die Hoffnung auf ein ganz besonderes Erlebnis. Dieser Cocktail hat´s in sich, vor Aufregung konnte ich die vergangenen Nächte kaum schlafen.

Lukla – das Tor zum Sherpaland

In Lukla betreten wir das Sherpaland Nepals. Die Sherpa, ein zähes Bergvolk, sind vor über 500 Jahren von Tibet nach Nepal als Yakhirten eingewandert (Sher= Ost, Pa= Siedler). Sie beherrschen den Tourismus in der weltberühmten Himalaya-Trekkingregion, arbeiten als Guides oder Porter (Träger), betreiben Lodges und Restaurants. Ohne sie wären all die spektakulären Bergbesteigungen schier unmöglich. Vor wenigen Tagen ereignete sich eine Tragödie am Mt. Everest: eine Gruppe Sherpa präparierte den Weg zum Mt. Everest für die kommende Saison, als sich eine Lawine löste.

16 Sherpa starben in den Eismassen. Eine hitzige Diskussion um die Arbeitsbedingungen der Sherpa ist seither im Gange. Die Einen wollen die Expeditionen fortführen, das große Geld lockt (ein Sherpa kann am Mt. Everest 5000 US Dollar in drei Monaten verdienen, das Jahresdurchschnittseinkommen in Nepal beträgt 700 US Dollar). Die Anderen protestieren für bessere Bedingungen und Versicherungen. Nun sind zwar alle Expeditionen abgesagt, ein mulmiges Gefühl bleibt.

Ist das moralisch ok so?

Trotz des dramatischen Ereignisses: Ein Strom aus neonfarbenen Trekkern, bepackten Lasttieren und noch schwerer bepackten Trägern fließt weiter zwischen Lukla und Namche Bazaar. In dieser Region gibt es keine Straßen, alles wird von Mensch und Tier in die hoch gelegenen Bergdörfer getragen.

In Lukla schultern Träger Bierpaletten auf, damit kein Trekker am Abend auf dem Trockenen sitzt, es gibt eine German Bakery, Cafes mit Free Wifi und allerlei Trekkingklamotten. Dazwischen ein paar Esel und Dzopkyos (eine Kreuzung aus Yak und Kuh). Ich habe ein schlechtes Gewissen, denn auch unseren 10 KG schweren Rucksack trägt ein Porter. Manche sind erst 15 Jahre alt, sie leisten unvorstellbare Arbeit. Ich wundere mich, zu was der menschliche Körper überhaupt in der Lage ist.

Der Weg von Lukla nach Phakding, unserem ersten Nachtlager, führt entlang kleiner Dörfer. Neben Lodges und Restaurants fallen mir vor allem die vielen Gemüsefelder und Blumen auf. Leuchtendes Gelb und strahlendes Blau wachsen am Wegesrand. Es riecht nach Frühling, nach frischem Wald und, ähem, Kacke: denn die vielen schwer beladenen Pferde und Dzopkyos müssen schließlich auch mal. Der Dudh Kosi, ein reißender Bergfluss wie aus dem Bilderbuch, begleitet uns ebenfalls. In dieser Kulisse fällt es mir schwer, überhaupt voran zu kommen, so überwältigt bin ich von der Schönheit der Natur.

Drahtseilakt auf der Hillary Bridge und das erste Mal richtig schnaufen – auf durchs Sherpaland

In Phakding kehren wir in der Sherpa Shangri-La Lodge ein. Als unser Guide erklärt, es gäbe auch eine Heizdecke, muss ich schmunzeln. Welch Dekadenz, die brauche ich doch nicht! Als ich allerdings ins Bett gehe und die krasse Kälte der Nacht hereinbricht, freue ich mich über dieses Stückchen Luxus.

Von Phakding laufen wir am frühen Morgen nach Namche Bazaar. Ich stehe mit einem mulmigen Gefühl auf, denn jetzt geht es richtig hoch! Namche Bazaar liegt auf 3440 m Höhe, es ist vielleicht für manche Wanderer ein Klacks, für mich Trekkingneuling allerdings eine riesige Herausforderung. Auf dem Weg kommt mir eine Wanderin entgegen, die in Namche umdrehen musste: ihr Freund hatte bereits dort mit der Höhe zu kämpfen und musste wegen der Höhenkrankheit wieder hinab. Zum ersten Mal spüre ich, dass Trekken nicht nur körperlich, sondern auch mental eine Anstrengung ist. Werde ich den Weg bewältigen? Was passiert, wenn ich mit der Höhe nicht klarkomme?  Während sich mein Körper langsam an das Laufen und Treppen steigen gewöhnt, hinkt mein Kopf noch etwas hinterher: die Furcht vor der Höhe begleitet mich.

Menschen sind unglaublich…

Wir folgen dem Dudh Kosi Fluss, werden immer wieder von Trägern und Tieren überholt. Bei jedem zweiten Träger denke ich nur „Das kann doch nicht sein! Das geht doch nicht!“ Aber es geht, die Menschen vollbringen eine der härtesten körperlichen Anstrengungen, die ich je erlebt habe. Viele hören Musik mit ihrem Handy, manche singen sogar.

Und dann sehe ich sie, die Hillary Bridge. Unser Tor zur Everest Region. Mit ihrer  schwindelerregenden Höhe von 70 m verursacht allein der Anblick dieser wippenden Stahlkonstruktion starkes Herzklopfen. Vielleicht muss ich dazu sagen, dass ich leichte Höhenangst habe! Aber es gibt keine Alternative, geduckt laufe ich über die wankende Brücke. Der Wind bläst eisig, unter mir rauscht der Dudh Kosi kraftvoll.

Auf der anderen Seite der Brücke geht der harte Teil des Tages los: 600 Höhenmeter hinauf nach Namche Bazaar. Mein Herz pocht wie verrückt, vor Aufregung und Anstrengung gleichermaßen.

Als ich Namche Bazaar erblicke, bleibe ich vor Rührung stehen. Geschafft! hämmert es in meinem Kopf. Ein riesiges Glücksgefühl macht sich in mir breit. Pure Freude. Am Ortseingang drehen Stefan und ich alle Gebetsmühlen und ich wünsche mir, dass wir weiterhin gesund und munter auf diesem Trek bleiben.

Die Erhabenheit der Natur im Sherpaland spüren

In aller Frühe steigen wir zum Everest View Point hinauf. Es ist ein perfekter Morgen: frische Bergluft, strahlender Sonnenschein, und den ersten Kaffee hatte ich auch schon. J Beinahe verschlägt es mir die Sprache, als ich das 360° Panorama auf mich wirken lasse: da ist er, der Mt. Everest, die Ama Dablam, der Lothse und Nuptse! Daneben der Tamserku und hinter uns der Konge Ri. Ich kann hier nur in Superlativen sprechen, denn alles andere wäre eine Untertreibung für diese spektakuläre Aussicht.

Die Erhabenheit der Natur kann man an solchen Schauplätzen spüren, ihre Überlegenheit, ihre Dimension, ihre Gewalt. Ich fühle mich klein und groß zugleich. Klein, denn inmitten dieser Naturriesen spüre ich, was für ein winziger Bestandteil unseres Kosmos ich bin. Groß, weil es eine Riesenehre ist, dieses Fleckchen Erde erleben zu dürfen. Ich fühle eine große Dankbarkeit.

Am kommenden Morgen ist Markttag in Namche Bazaar. Mit frischer Morgenluft und Tatendrang schlendern wir über den Markt, dessen Waren allesamt hinauf getragen wurden.

Auf nach Thame – durchs Sherpaland!

Und nun geht es weiter, wie soll es auch anders sein, bergauf! In Namche Bazaar verlassen wir den Himalayan Highway, wir gehen auf weniger bewanderten Wegen nach Thame (3800 m). Rasch verändert die Natur ihr Antlitz, statt sattem Grün dominieren Steine, Felsen und trockene Sträucher die Landschaft. Wir passieren ein Dorf, in dem Fahnen ein Haus schmücken: „der Mann des Hauses ist bei der Lawine am Everest gestorben“, erklärt uns unser Sherpa-Guide, Passang.

Die Hinterbliebenen erhalten zwar eine Summe aus der Lebensversicherung, allerdings liegt diese derzeit bei 10.000 US Dollar. Für viele Familien reicht das nicht lange. Durch Korruption erhalten sie meist nicht einmal die volle Versicherungssumme. Welch Kontrast hinter den Kulissen, da wollen leistungsorientierte Bergsteiger den höchsten Berg der Welt erklimmen, es geht um Ruhm, Erfolg, Status. Für die Sherpa ist es ein risikoreicher Job, sie bereiten die gefährlichen Wege vor, sie schleppen Ausrüstungen und Lebensmittel hinauf, sie helfen jenen, die ihre Kräfte über- und die Naturriesen unterschätzt haben. Eine Everest Besteigung kostet aktuell ca. 50.000 Euro, dagegen wirkt die Lebensversicherungssumme der Sherpa lächerlich.

Die ersten Yaks und ein Dorf, das nicht von dieser Welt ist

Uns kommen nun die ersten echten Yaks entgegen. In tieferen Lagen verwechseln viele die Dzopkyos mit dem zotteligen Tier, diese sind allerdings eine Kreuzung aus Yak und Kuh. Mit ihrem langem Haar und den mächtigen Hörnern erinnern mich die Yaks an Steinzeitwesen.

Wieder ist eine Brücke das räumliche und symbolische Tor in eine andere Welt. Vor uns liegt Thame, in der Sunshine Lodge wartet bereits ein heißer Tee. Ich kämpfe mich die letzten Höhenmeter hinauf, immer wieder rauben mir die dünne Luft und die Wahnsinnsaussicht den Atem. Thame besteht aus 42 Steinhäusern, es leben 120 Menschen in diesem kleinen Sherpadorf. In der Lodge ist am Abend wortwörtlich „die Kacke am Dampfen“, denn geheizt wird mit getrocknetem Yakdung.

Hoch auf dem Bergkamm!

Wieder in aller Herrgottsfrüh geht es zur Akklimatisation hinauf. Wir erklimmen einen Bergkamm, der auf 4200 m Höhe eine herrliche Aussicht für uns bereit hält. Ich schnaufe, konzentriere mich auf den Weg, versuche alle Energie in die Beine zu lenken. Und dann haben wir es geschafft! Zur Belohnung legen Stefan und ich uns in die Sonne, futtern einen unserer Müsliriegel und genießen. Schließlich steht für den kommenden Tag die größte physische und mentale Herausforderung für mich an: der Aufstieg nach Kongde wird mich an meine Grenzen bringen. Doch das weiß ich zum Glück zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Ein Reisebericht von Aylin Berktas

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