Donnerstag, 30. Mai 2024

Türkisch frühstücken wie die Einheimischen

Ein Morgen in Istanbul - Eine Lektion in türkischer Gastfreundschaft und dem Kunstwerk des Frühstücks 

"Ich glaube, wir haben das falsch gemacht." 

Diese sieben Worte markierten den Beginn unserer kulinarischen Reise in Istanbul, einer Stadt, die uns sofort mit ihrer pulsierenden Energie und ihrem reichen kulturellen Erbe in ihren Bann zog. Unser erstes Abenteuer fand jedoch nicht auf den belebten Straßen statt, sondern an einem bescheidenen Frühstückstisch in einem der vielen einladenden Cafés der Stadt. Es war ein Morgen, der unseren Blick auf das, was eine Mahlzeit bedeuten kann, für immer verändern sollte. Das türkische Frühstück, oder Kahvalti, ist weniger eine Mahlzeit als vielmehr ein Ritual, das die Kunst des Teilens, der Vielfalt und der Gastfreundschaft zelebriert. Unser Fehler? Wir hatten versucht, es wie ein typisches westliches Frühstück zu behandeln – ein Hauptgericht pro Person und eine Beilage zum Teilen. Doch als wir die Fülle an Speisen sahen, die unseren Nachbartisch schmückten, wurde uns schnell klar, dass wir etwas Wichtiges übersehen hatten. Das türkische Frühstück ist ein Fest für die Sinne, eine Einladung, sich Zeit zu nehmen und die Gesellschaft derer zu genießen, mit denen man am Tisch sitzt. Es ist eine Sammlung kleiner Gerichte, die zusammen mehr als die Summe ihrer Teile ergeben. Von frisch gebackenem Simit, der außen knusprig und innen weich ist, über Menemen, eine köstliche Eierspeise, bis hin zu Gozleme, einem Fladenbrot, das in zahlreichen Varianten gefüllt wird – jedes Gericht erzählt seine eigene Geschichte. Doch das türkische Frühstück ist mehr als nur Essen; es ist eine Lektion in Geduld und Wertschätzung. Der schwarze Tee, der in charakteristischen Sanduhr - Gläsern serviert wird, leitet die Mahlzeit ein und bereitet den Gaumen auf die bevorstehende Geschmacksexplosion vor. Der Kaffee am Ende ist nicht nur ein Abschluss, sondern ein Zeichen für den Beginn des restlichen Tages. Unsere anfängliche Enttäuschung verwandelte sich schnell in Begeisterung, als wir begannen, die Vielfalt und den Reichtum der türkischen Küche zu erkunden. Wir lernten, dass jedes Gericht seine eigene Geschichte hat, beeinflusst durch die vielfältige Geschichte und Kultur der Türkei. Von der mittelöstlichen bis zur mediterranen Küche, jedes Element auf dem Tisch spiegelte die Vielschichtigkeit dieses Landes wider. Das türkische Frühstück lehrte uns, dass eine Mahlzeit mehr sein kann als nur Nahrungsaufnahme. Es ist eine Gelegenheit, sich zu verbinden, zu teilen und zu feiern. Es ist eine Erinnerung daran, dass die besten Momente oft die sind, die wir gemeinsam am Tisch erleben. Als wir schließlich aufbrachen, um die Wunder Istanbuls zu erkunden, von der majestätischen Blauen Moschee bis zum pulsierenden Basar, taten wir dies mit einem Gefühl der Fülle – nicht nur im Magen, sondern auch im Herzen. Istanbul hatte uns eine wichtige Lektion erteilt: Manchmal muss man die Dinge "falsch" machen, um zu entdecken, wie unglaublich richtig sie sein können.

Ein Reisebericht von Shayna Stevenson

Mittwoch, 29. Mai 2024

Ein Liebesbrief an das Street Food von Palermo

Ein kulinarisches Abenteuer in Palermo - Auf den Spuren des legendären Street Foods

Es war ein Erlebnis, das wir ohne die Hilfe eines Einheimischen wohl nie gehabt hätten. Versteckt in den verwinkelten Gassen Palermos, in einem Innenhof, der seit 1826 unverändert zu sein scheint, fanden wir I Cuochini – ein Juwel, das als das Mekka des sizilianischen Street Foods gilt. Sizilien, bekannt für sein „bäuerliches Essen“, ist eine Insel, deren Küche Geschichten erzählt, und Palermo, die pulsierende Hauptstadt, steht dabei im Mittelpunkt. An jenem lauen Abend, als mein Mann und ich durch das UNESCO - geschützte Centro Storico von Palermo schlenderten, waren wir umgeben von der lebendigen Atmosphäre, die die Straßen der Via Vittorio Emanuele, Roma und Maqueda erfüllte. Überall lockten Cafés, Bars und Restaurants mit ihren im Freien aufgestellten Tischen. Doch es war der Duft, der uns am meisten in seinen Bann zog: frisch gebackenes Brot, sizilianische Pizza mit ihrer charakteristischen dicken Kruste, gebacken in Holzöfen, und der unverwechselbare Geruch von panierten Nudelplatten. Noch ehe wir I Cuochini erreichten, hatte ich mich bereits in die lokale Küche verliebt, hatte mein Herz an frisch zubereitete Nudeln mit Venus - und Miesmuscheln, an Pizza mit gerösteten Auberginen und an saftige, gerade gepflückte Feigen verloren. Die sizilianische Küche ist ein Schmelztiegel der Aromen, ein Erbe von 13 verschiedenen Reichen, die im Laufe von drei Jahrtausenden über die Insel herrschten. Von den Arabern, die Reis, Safran und Zitrusfrüchte brachten, über die Spanier, die uns Kakao, Paprika und Tomaten schenkten, bis hin zu den Griechen, Mauren und vielen anderen – jede Kultur hinterließ ihre Spuren in Form einzigartiger Geschmackskombinationen und Zutaten. Als wir schließlich I Cuochini betraten, erwartete uns eine kulinarische Offenbarung. Das kleine, weiß gekachelte Lokal bot eine Auswahl an Köstlichkeiten, die uns den Atem raubte. Von Arancinette, gebratenen Reisbällchen gefüllt mit Béchamel und Schinken, über Krapfen, Brioche mit Mozzarella, Pilzen und Schinken, bis hin zu Torta Rustica, einem Brötchen vollgestopft mit Ricotta, Spinat, Tomaten und Mais – jedes Gericht war ein Gedicht. Wir probierten Timballetti, Engelshaarnudeln mit Fleischragout, Pasticicini, gebackene Hackfleischpasteten, und ließen uns von Focaccine und Brioscine, Brötchen aus Pizzateig gefüllt mit Kichererbsenfladen, verzaubern. Jeder Bissen war ein Fest für die Sinne, ein Kaleidoskop intensiver Aromen. Obwohl wir am Ende unserer kulinarischen Reise angekommen waren, blieb die Neugier auf das berühmte Pani ca' Meusa, ein Sandwich mit Kalbslunge und Milz, das einst von der jüdischen Gemeinde in Sizilien kreiert wurde. Dieses Gericht, so hörten wir, sei weit besser als sein Ruf, doch an jenem Abend blieb es ein Versprechen für die Zukunft – ebenso wie die Panzerotti und Crocchettine di latte, die wir beim nächsten Mal probieren möchten. I Cuochini und Palermo haben uns gezeigt, dass Essen mehr ist als nur Nahrung; es ist Kultur, Geschichte und vor allem ein Ausdruck purer Lebensfreude. Dieses Abenteuer war eine Reise durch die Zeit, ein kulinarisches Erlebnis, das uns für immer in Erinnerung bleiben wird.

Ein Reisebericht von Victoria Foote