Sindbad der Seefahrer, die Heiligen Drei Könige oder auch die Weihrauchstraße: Der Oman verzaubert als Märchenland. Und er verführt: Als Wüsten - Reich mit geschichtsträchtigen Städten. Was dieses Land ganz unten auf der arabischen Halbinsel noch kann? Es verblüfft mit Karibik - Feeling an Palmenstränden vor türkisblauen Meer. Arabiens grünes Märchen ist ein besonderes Reiseziel mit dem Versprechen von Tausendundeiner Nacht….
Oman ist eines der schönsten Reiseländer der Welt – ausgezeichnet durch intensive Naturschönheit, vielfältige Landschaften mit zerklüfteten Gebirgen, fast menschenleeren Wüsten und endlos langen Sandstränden, Sonne das ganze Jahr über, gastfreundliche Menschen, eine reiche Kultur, faszinierende Architektur und einzigartige Basare. Der Oman ist überhaupt ein sehr sicheres Reiseziel. Zu verdanken ist das der klugen Regentschaft von Sultan Qabus ibn Said Al Said. Innerhalb von 40 Jahren machte er aus einem rückständigen Land einen modernen und zugleich märchenhaft anmutenden Staat. Und wunderbar weltoffen – mit kostenlosen Schul - und Gesundheitssystem.
Wir starten in der Hauptstadt Muscat, dem „Anti - Dubai“: wenig Kitsch, wenig Glitzer, keine pompösen Wolkenkratzer. Ein Mix aus Moderne und Tradition. Der alte Stadtkern mit seinen Häusern aus dem 18. Jahrhundert: ein Zeugnis der Blütezeit der einst so berühmten Hafenstadt. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Sultan Qabus - Moschee (Samstag bis Mittwoch von 8 bis 11 Uhr geöffnet), sie gehört zu den größten weltweit. Über 8.000 Kilo wiegt der 14 Meter hohe Lüster mit Tausenden Swarovski - Kristallen – eine Welt zum Staunen. Ein weiterer Höhepunkt: das Royal Opera House – hier kommt der Klassik - Liebhaber voll auf seine Kosten. Eine Wunderwelt für alle Sinne sind die zahlreichen Souks. Der größte und älteste Basar wartet im Stadtteil Mutrah: Gewürze, Duft - Öle und Antiquitäten – ein orientalischer Markt wie aus dem Bilderbuch.
Abenteuer gibt es in der Rub al Khali - Wüste, sie bedeckt ein Viertel der arabischen Halbinsel: Ruhe, Weite und Freiheit – ein Wüstenerlebnis der besonderen Art. Majestätische Berge, schroffe Felswände, herrlich grüne Wadis wie die Oasen - Siedlung Al Hamra. Hier werden wir mit dem Dreiklang der Gastfreundschaft empfangen: Datteln, Kaffee und Melonen. Das Tal ist berühmt für die Khalas - Dattel, eine von über 150 Dattelsorten, die hier auf acht Millionen Palmen wachsen. Die über 100 Kilometer lange Wüstentour am nächsten Tag ist wie eine Meditation. Wir sind über vier Stunden unterwegs, und es scheint, als gäbe nur diesen Moment und Sand, viel Sand. Und dann – wie eine Fata Morgana taucht hinter der Düne das Meer auf. Wir sind im Küstenstädtchen Sur, weltbekannt für die Grüne Meeresschildkröte, die hier ihre Eier ablegt, angelangt. Gegen 21 Uhr am Abend sind wir im Ras Al Jinz - Turtle Reserve Nationalpark, hier gehen wir in Begleitung eines ausgebildeten, ortskundigen Rangers an den Strand. Mehr als zehn Schildkröten sind in dieses Vollmondnacht an den Strand gekommen um hier ihre Eier abzulegen und nur wenige Meter weiter sind die ersten Jungtiere geschlüpft und auf dem Weg vom Sand in das Meer – ein Schauspiel der besonderen Art.
Im Oman gibt es hunderte Festungen – sollten Sie nur Zeit für eine haben, besichtigen Sie Jabrin. Diese funkelnde Schatzkiste von Burg wurde 1670 erbaut. Hier ist jede Decke ein eigenes Kunstwerk. Weitere Festungen, die einen Besuch unbedingt wert sind: Nizwa, Bahla und der „Rustag Loop“: Nakhal, Rustaq und Al - Hazm. Auch Sohar, Mirbat und Khasab sind einen Besuch wert. Einige Festungen wie Rustaq bestehen aus massiven Türmen mit endlosen Wendeltreppen und Geheimgängen, andere wie Nakhal sind eher wie ein Haus gebaut. Die ältesten Festungen Omans stammen aus dem 13. Jahrhundert, einer bewegten Zeit mit feindlichen Invasionen und Stammeskriegen.
Als wir Tage später durch die Souks von Salalah schlendern, räuchert es vor fast jedem Geschäft und drinnen liegen Berge von Weihrauch. „Wir betören gerne mit Düften“ erklärt mir Hisham in seiner Dishdasha, dem bodenlangen weißen Gewand.
Weihrauch – die königliche Essenz
Das im Oman – in der Region Dhofar – gewonnene Weihrauchharz gehörte zu den begehrtesten Handelsgütern der Antike, denn der Bedarf an wohlriechenden Essenzen war damals sehr groß. Der griechische Historiker Herodot berichtet, dass in Babylon zu Ehren des Gottes Baal pro Jahr mehrere Tonnen Weihrauch verbrannt wurden. Im alten Rom ging Kaiser Nero Überlieferungen zufolge bei der Totenfeier seiner Frau Poppäa ähnlich verschwenderisch mit dem Duftstoff um. Und in der Bibel wird Weihrauch als Geschenk der heiligen drei Könige an das Christuskind gleichwertig mit Gold und Myrrhe genannt.
Im Original des Matthäus - Evangeliums heißen die Heiligen Drei Könige noch „Die Weisen aus dem Morgenland“. „Und sahen das Kindlein, warfen sich nieder, huldigten ihm, taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gold und Weihrauch und Myrrhe“.
Im Oman wird der Weihrauch seit Jahrhunderten als Duft für Wohnräume, Möbelstücke und Kleidung benutzt. Auch die Heilkräfte des Weihrauchs sind legendär. Im Rohzustand sieht Weihrauch aus wie kleine Kristalle. Es wird aus dem Harz eines Baumes mit dem botanischen Namen „Boswellia sacra“ gewonnen; Experten sind sich einig, dass aus den Bäumen, die in der Nähe von Salalah wachsen, der beste Weihrauch der Welt gewonnen wird. Osmanischer Weihrauch ist ein ganz besonderes Souvenir. Halten Sie für gute Qualität nach den Sorten Hojari und Fusoos Ausschau, die eine Zitrusnote verströmen. Je blasser und größer die Weihrauchbrocken, desto besser die Qualität.
Oman – das ist Karibik Feeling in der Wüste. Mit Kokospalmen, Papayabäumen und Bananenstauden. Ein geheimnisvoller Märchen - Mix – eben wie aus „Tausendundeiner Nacht“…..
Ein Reisebericht von Michael Stephan