Sonntag, 23. April 2023

Myanmar - Eine Rundreise durchs alte Burma

Land der Goldenen Pagoden, der Beinruderer auf Fischfang am Inle - See, der schwimmenden Gärten und der berühmten "Giraffenfrauen" mit ihren langen Hälsen auf farbenfrohen Märkten.

Mandalay

Alle Myanmaren wollen einmal im Leben in Mandalay auf den Mandalay - Berg mit seinen fast 1400 Stufen gestiegen sein. Da Buddha einst auf diesem Hügel stand, gilt er als heilig und ist mit vielen Pagoden bebaut. Wer die vielen Stufen jedoch nicht mag, bevorzugt die asphaltierte schmale Straße. Jedoch quälen sich vor Sonnenuntergang unzählige Wagen dort hinauf, so dass sich die zu Fuß gehenden Pilger ihr T - Shirt des Staubes und der Abgase wegen vor Mund und Nase halten müssen. Für ein langes Leben steigt man dort hinauf.

Wer dann dieses Heiligtum mit seinen vergoldeten Baudenkmälern betritt und vorher seine Schuhe und Strümpfe ausgezogen hat, genießt den weiten Blick auf die zweitgrößte Stadt des Goldenen Landes mit dem ehemaligen königlichen Palast inmitten eines breiten Wassergrabens. Weit in der Ferne spiegelt sich die untergehende Sonne im Fluss Ayeyarwaddy. Hier bekomme ich eine Ahnung von den gefühlt eine Million goldenen Pagoden und Stupas im beschaulichen Myanmar, dem ehemaligen Burma, zwischen Thailand und Indien. Dabei werden gut 60 Kilogramm Gold pro Jahr in den nordwestlichen Bergflüssen des Landes geschürft, die dann sehr mühselig von Goldschlägern mit Muskelkraft mit schweren Hämmern zu federleichten Goldblättchen geschlagen werden.

Von Pilgern werden sie dann an Heiligtümer - wie die Su Taung Py ae Pagode am aufgestauten Taungthaman - See südlich der Stadt - geklebt. Anschließend schlendern die Gläubigen der guten Tradition wegen über die 1200 Meter lange alte U - Bein - Brücke, die längste Teakholzbrücke der Welt mit 1047 mächtigen Stämmen. Dabei schreiten die Pilger mit ihren Flip Flops geschickt über die buckeligen Holzbalken ohne Geländer.

Fahrt nach Bagan

Schwer mit Holz und Palmenblättern beladene Büffelkarren verlängern die Autofahrt zur Tempelstadt Bagan um gut eine Stunde. Dabei geht es vorbei an riesigen Feldern, die einst vor der Diktatur zur "Kornkammer Südostasiens" gehörten. Da tauchen aber auch mitten auf dem Land modernste Industriegebiete auf, da das Land durch die politische Öffnung ausländische Investoren anzieht. Bedenkt man dabei, dass der Verdienst eines Arbeiters am Tag einen Euro beträgt, so steigt in diesem Land – das zu einem der ärmsten Ländern der Welt gehört – das Wachstum aber auch rasant.

Bei einem Zwischenhalt in Pakokku treffe ich in der Klosterschule Aung Myae Oo fröhlich lachende Kinder. Sie stammen aus armen Familien, deren Eltern aus finanziellen Gründen nicht für sie sorgen können. Mehrheitlich sind es junge Novizen und Nonnen, die nach buddhistischen Traditionen und Werten erzogen werden. Danach werden auch drei junge Mönche des Mandalay Klosters bereits seit acht Jahren erzogen, die hier in der Nähe der Klosterschule der U Min Thone Sae Pagode einen Besuch abstatten.

Ankunft in Bagan

Angekommen im kargen Trockengürtel Myanmars an der Biegung des Ayeyarwady - Flusses treffe ich auf das größte buddhistische Ruinenfeld der Welt mit über 2000 Tempelanlagen. Und kurz vor der alten Stadtmauer weit sichtbar der mächtige, golden prangende Ananda – Tempel, dessen Spitze eine kleine ebenfalls vergoldete Pagode in 51 Metern Höhe krönt. Dabei spiegelt sich der mächtige Bau in einem Wasserbecken wieder. Im Inneren sind an vier Gängen neun Meter hohe, stehende Buddhas Anlaufstelle für betende Gläubige. Einer von ihnen ist U Hla Shwe, der inmitten von Duftschwaden der Räucherstäbchen, dem Geklingel der Meditationsglocken und dem Gemurmel der Gläubigen für seine kranke Mutter betet.

Später erzählt er – eingewickelt in seinem Longyi, dem knöchellangen Lendentuch – im Schatten eines uralten, mächtigen Benjamini, dass er die brutale Vertreibung der muslimischen Minderheit der Rohingya durch das Militär nicht versteht, da eigentlich alle 135 offiziell anerkannten Minderheiten gut miteinander auskommen. Zwar hat es Attacken von ARSA, der militanten Arakan Rohingya Salvation Army, auf Polizeistationen gegeben. Aber das rechtfertigt noch keine ethnische Säuberung mit Schlägen, Demütigungen und Vergewaltigungen, meint der zart gebaute Gläubige.

Jedoch ist er der Meinung, dass sie nicht offiziell als Minderheit anerkannt werden dürfen, da sonst alle in Bangladesch lebenden Rohingya hier nach Myanmar kommen. "Die Berichterstatter," sagt U Hla Shwe, "haben hier in Myanmar auch keine Chance, einen objektiven Bericht in unseren Medien zu platzieren. Denn jede Berichterstattung muss in den Redaktionen von ganz oben frei gegeben werden". Im 19. Jahrhundert hatte die britische Kolonialmacht sie als billige Arbeitskräfte aus Bangladesch ins Land geholt. Verachtet wurden sie deshalb, weil sie sich der Kolonialmacht in unangenehmer Weise angedient hatten.

Auf einer anschließenden Kutschfahrt durch die historische Königsstadt mit über zweitausend erhaltenen Sakralgebäuden aus Ziegelstein ist dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Kopf immer noch ein Thema.

Der Inle - See

Bei so vielen Kulturschätzen vergeht die Zeit wie im Fluge und ich finde mich nach einem kurzen, halbstündigen Flug nach Heho und einer einstündigen Autofahrt am Inle - See wieder. Der 19 Kilometer lange und fünf Kilometer breite See liegt auf fast 900 Metern Höhe und hat ein angenehmes Klima inmitten der Bergwelt. Hier lebt das Volk der Inthas, das als Beinruderer auf Fischfang geht und seine auf dem Wasser schwimmenden Gärten per Boot bestellt. Auch die Häuser dieser Söhne des Sees und ihrer Familien sind im See auf Pfählen gebaut.

Mit einem schmalen, hölzernen Langboot mit Außenbordmotor werde ich über den See chauffiert. Dabei fällt der Blick auf die erstaunliche und eigenartige Rudertechnik der Fischer. So stehen sie auf dem Heck ihres schmalen, flachen Holzbootes und schlingen eine Hand und ein Bein um das Ruder, um die zweite Hand zum Fischen und Einholen der Netze freizuhalten. Schon im Kindesalter müssen sie dieses Gleichgewicht trainieren, um diese einzigartige Rudertechnik zu erlernen.

Da werde ich aber auch zu den kunterbunten Märkten geschippert, wo die leuchtend farbig gekleideten Marktfrauen Waren aus ihren schwimmenden Gärten und den umliegenden Bergen anbieten. Auffällig dabei die berühmten "Giraffenfrauen" des Bergstammes der Padaung, deren Hälse bereits in ihrer Kindheit mittels Metallringe bis zu zwanzig Zentimeter künstlich gestreckt wurden. Das – so nahm man früher an – sollte nicht nur Schönheitsideal sein, sondern sie vor allem gegen Tiger schützen, die auch heute noch in den Bergen leben sollen.

Yangon, letzte Station meiner Rundreise

Yangon, die ehemalige Hauptstadt – seit 2005 ist es die aus dem Boden gestampfte Stadt Naypyidaw – ist die größte und zugleich modernste Stadt des Landes. Neben modernen Hochhäusern, Einkaufszentren und luxuriösen Hotels ist die koloniale, dichtbevölkerte Altstadt immer noch mit ihrem lebhaften Chinatown und dem quirligen indischen Viertel beliebter Anlaufpunkt. Auch in dieser turbulenten Stadt lassen es sich die Gläubigen nicht nehmen, an ihren goldenen Schätzen wie dem 70 Meter langen Liegenden Buddha in der Kyauk - htat - gyi - Pagode und an der berühmten Shwedagon - Pagode neben bedächtigen Mönchen und Novizen die Buddhistische Lehre in Eintracht zu studieren.

Dabei lerne ich, dass im Unterschied zur Pagode ein Stupa – in uralten Zeiten ein Begräbnishügel – nicht begehbar ist. Und an diesem weithin sichtbaren Wahrzeichen mit seinen stolzen 100 Metern auf dem hohen Theingottara - Hügel – Wahrzeichen des ganzen Landes und berühmteste Stupader Welt – lasse ich mich in der Abendstimmung verzaubern.

Ein Reisebericht von Gerd Krauskopf

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