Dienstag, 22. Oktober 2024

Kilimanjaro Expedition

3:00 Uhr ist die Nacht am Kilimanjaro zu Ende! Jemand klopft an unser steifgefrorenes Zelt! Zeit aufzustehen. Willkommen im Urlaub! Im Mannschaftszelt bekommen wir heißen Tee, Kekse und das allseits beliebte Porridge zum Frühstück. Viel Porridge bekomme ich jedoch nicht herunter. Ich begnüge mich mit Keksen und Tee. Am Inneren der Zeltplane hat sich eine Eisschicht gebildet. Die Aufregung und Anspannung ist bei jedem Einzelnen spürbar angewachsen. Viel gesprochen wird nicht.

Gegen 4:00 Uhr gibt Jimmy das Startsignal. Nun liegen nur noch 4 Kilometer Weg, etwas mehr als 1.000 Höhenmeter und die Western Breach zwischen uns und dem Gipfel des Kilimanjaro. Eine Kleinigkeit! Wir haben uns vorgenommen, diese Kleinigkeit in 7 Stunden hinter uns zu bringen. Mal sehen was der Berg dazu meint!

Im Schein unsere Stirnlampen geht es bei milden minus 4 Grad Celsius die ersten Höhenmeter in Serpentinen über ein Geröllfeld hinauf. „Pole, pole“ ist auch heute die Devise. „Langsam, langsam“ laufen wir unseren Guides hinterher. Immer wieder queren wir teilweise stark vereiste Schneefelder oder müssen in diesen aufsteigen. Gerade noch so können wir den weiteren Weg ohne Steigeisen wagen. Jeder von uns kämpft mit der Höhe. Jeder Schritt eine Qual, jeder Meter eine neue Herausforderung.

Sonnenlicht am Kilimanjaro

Kurz nach 6:00 Uhr geht die Sonne auf. Die ersten Strahlen treffen auf unsere Gesichter. Das erste Tageslicht gibt den Blick auf den weiteren Weg frei. Oh Mann! Vor uns geht es noch immer steil bergauf. Die anstrengendsten Passagen liegen noch vor uns. Regelmäßig machen wir kurze Pausen. Schnell einen Schluck heißen Tee trinken, einen Stück Powerriegel zu sich nehmen und schon geht’s weiter. Nur nicht in der Kälte zu lange stehen bleiben.

Langsam aber sicher gewinnen wir an Höhe, sind aber noch längst nicht am Ziel. Wir kommen in die steilsten Abschnitte der Gipfeletappe. Über große Felsstufen steigen wir weiter auf. Ohne guten Guide kann man sich schnell auch mal versteigen und steckt in einer Sackgasse. Jimmy und seine Jungs aber haben alles fest im Griff.

Mitten drin im Abenteuer Kilimanjaro

Nach Sonnenaufgang wird die Gefahr des Steinschlages immer großer, da die in der Nacht gefrorenen Steine sich langsam wieder lösen und locker werden. 2006 wurde die Western Breach nach einem Steinschlag mit mehreren Toten und Verletzten lange Zeit gesperrt und ist nun auch nur mit einer Sondergenehmigung zu begehen.

Irgendwann erreichen wir die letzte Steilwand in der Western Breach. Überall sehen wir gefrorene Wasserfälle. Mit letzter Kraft kämpfen wir uns die Stufen hoch und plötzlich stehen wir auf dem Plateau.

Das Ziel unserer Träume haben wir aber noch lange nicht erreicht. Der Gipfel liegt noch einmal 160 Meter über uns. Wir laufen über das Plateau bis zum Krater Camp. Dort führt eine steile, schneebedeckte Felsflanke hinauf zum Gipfel. Wir möchten das gute Wetter ausnutzen und beschließen deshalb ohne große Pause direkt weiter aufzusteigen. Diese letzten Höhenmeter haben es noch einmal in sich.

100 % Gipfelerfolg

Dann ist es soweit. 10:45 Uhr stehen die Ersten am Gipfel. Nach und nach treffen alle ein. Erschöpft aber glücklich liegen wir uns in den Armen. Wir können es noch gar nicht richtig glauben. 100 Prozent Gipfelerfolg am Kilimanjaro. Auch unsere Guides sind überglücklich. Der Weg durch die Western Breach ist auch für sie etwas ganz Besonderes und trotz ihrer zum Teil über 100 Gipfelerfolge nicht alltäglich. Zu unseren Füßen liegen der berühmte „Schnee am Kilimanjaro“ und seine Gletscher. Nach einem ausgiebigen Gipfelaufenthalt steigen wir über den Stella Point wieder hinunter  zum Kratercamp. Gegen 13:00 Uhr kommen wir im Camp an. Von unseren Trägern und den Zelten ist jedoch noch nichts zu sehen. Völlig fertig lassen wir uns auf Felsen oder im Lavasand nieder. Einige schlafen auf der Stelle ein.

Der Abstieg vom Kilimanjaro

Unsere Träger haben heute den mit Sicherheit schwierigsten und gefährlichsten Tag der Tour und sind noch immer in der Western Breach unterwegs. Ein paar Stunden später kommen die ersten 2 Träger. Plötzlich macht das Gerücht die Runde, ein Träger sei in der Western Breach abgestürzt. Unsere Guides steigen deshalb wieder in die Route ein um nachzusehen was passiert ist und den Trägern zu helfen. Wir warten im Camp und hoffen das Beste. Zwischenzeitlich hat es zu schneien angefangen. Viele von uns haben sich in die 2 vorhandenen Zelte zurückgezogen. Bis die restlichen Zelte da sind, warten Michael und ich in dem Küchenzelt einer weiteren Gruppe im Camp. Dort sind wir vor Wind und Kälte geschützt und bekommen zum Aufwärmen einen heißen Tee.

Am späten Nachmittag sind schließlich alle Träger und somit die restlichen Zelte da. Die Guides berichten uns, das der verletzte Träger vom Berg heruntergebracht werden muss und deshalb alles ein bisschen länger gedauert hat. Soweit soll es ihm aber den Umständen entsprechend gut gehen. Zum Sonnenuntergang gehen wir nochmal an den Rand des Plateaus. Der Blick auf unsere Aufstiegsroute hinunter raubt uns zusätzlich in der dünnen Höhenluft den Atem. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen und das Farbenspiel der untergehenden Sonne am Berg und auf den Gletschern. Sobald die Sonne weg ist wird es ungemütlich. Die Temperaturen sinken weit unter den Gefrierpunkt. In dieser Nacht haben wir im Zelt minus 4 Grad Celsius. Der lange Aufenthalt auf 5.700 Metern sorgt bei vielen von uns für  Schlaflosigkeit und Übelkeit. Wiederum andere schlafen vor Erschöpfung 14 Stunden am Stück durch.

Aufstieg zum Reusch Krater

Mit dem Sonnenaufgang am nächsten Morgen kommt langsam wieder Leben ins Camp. Noch  vor dem Frühstück wollen wir zum Reusch Krater. Allein die wenigen Meter Anstieg sind in dieser Höhe unglaublich anstrengend. Jede schnelle Bewegung führt zu Schnappatmung. Die Sonne scheint, trotzdem pfeift uns ein eiskalter Wind um die Ohren. Der Krater ist riesig. Am Rand steigen kleine Schwefelfahnen auf. Alle sind glücklich hier stehen zu können. Die Anstrengungen der letzten Tage sind in diesem Augenblick vergessen. Gegenüber am Gipfel können wie die Massen zum Uhuru Peak laufen sehen. Immer wieder trägt der Wind die Jubelrufe zu uns herüber.

Zurück im Camp packen wir unsere Sachen. Der lange  Abstieg vom Kilimanjaro steht bevor. Von nun an geht’s mit unserer Gruppe bergab!

Vielen Dank unseren Guides Jimmy, Regan, Captain, Abdula und Dustin. Vielen Dank an unsere Küchencrew. Unter einfachsten Bedingungen habt ihr uns jeden Tag mit köstlichem Essen überrascht. Unser besonderer Dank gilt all den Trägern, die unsere gesamte Ausrüstung auf den Berg gebracht haben. Ohne Euch wären wir alle nicht auf den Kilimanjaro gekommen. Vielen Dank auch an Oliver für die Organisation der wunderschönen Tour.

Ein Reisebericht von Christian Reinicke

Montag, 21. Oktober 2024

Wüstentrekking in Tunesien

Wüstentrekking – was bedeutet das? Einmal in die Welt der Beduinen eintauchen, weit und breit nichts außer die erholsame Ruhe der Sahara, unterschiedliche Wüstenbilder, auf Du & Du mit Kamelen bzw. Dromedaren und Lagerfeuerromantik mit arabischer Live-Musik, aber der Reihe nach …

Ich entschied mich eine Woche im Takt der Beduinen zu verbringen und das Wüstentrekking in Tunesien mitzumachen. Die unendliche Weite der Sahara, die unbeschreiblich erholsame Ruhe der Wüste und das familäre und spaßige Zusammensein mit der Gruppe, dem Reiseleiter und den Kamelführern überzeugten mich bei der Reise. Keinen 0-8-15 Urlaub – sondern reisen mit authentischen Begegnungen. So etwas vergisst man so schnell nicht mehr. Doch lest selbst, was ich in der Wüste Tunesiens alles erlebte.

Von Frankfurt aus startet das 8-täge Abenteuer Wüstentrekking. Nach einem kurzen und guten Flug von ca. 2 ½ Stunden landen wir in Djerba. Wir (das sind neben mir 3 weitere Mädels und unser Reiseleiter Ben)bleiben nur eine Nacht und schon am nächsten Morgen startet unser 5-tägiges Wüstentrekking. Nach dem Frühstück wird unser Jeep beladen und nach einer kurzen Fahrt setzen wir mit der Autofähre von Djerba aufs Festland über.

Die Überfahrt dauert nur ca. 30 Minuten und wir haben die Möglichkeit an Bord des „Schiffes“ die ersten Sonnenstrahlen nach unserem langen und grauen Winter zu erhaschen und uns untereinander kennen zu lernen. Wir verlassen die Fähre mit einem breiten Grinsen und sind uns, glaube ich alle einig, das werden großartige 5 Tage. Vom Festland aus fahren wir mit Stopp in Matmata, wo wir eine typische Höhlenwohnung besichtigen, ca. 4 Stunden bis Douz.

Das Wüstentrekking beginnt

Die Oasenstadt Douz liegt im Süden Tunesiens und ist auch als Tor zur Sahara bekannt. Hier wird unser Jeep von der Agentur vor Ort mit Lebensmitteln und Ausrüstung bepackt. Nach einem kurzen Stopp geht es Richtung Wüste. Wir haben das Glück und besuchen auf dem Weg dorthin die Familie unseres Reiseleiters Ben und kommen so erstmals in Kontakt mit Einheimischen. Ben stammt aus einer traditionsreichen Beduinenfamilie. Wir werden herzlich aufgenommen und sehr sehr lecker bekocht. Wieder einmal darf ich die bedingungslose Gastfreundschaft der Araber erleben. Nach diesem tollen Zwischenstopp geht es per Jeep weiter. Nach einer ca. 2 stündigen Fahrt treffen wir mitten in der Sahara unsere drei Kamelführer mit ihren insgesamt acht Dromedaren. Ab jetzt sind wir nur noch zu Fuß oder reitend auf dem Kamelrücken anzutreffen. Handys, und Pc´s funktionieren nicht mehr und es macht sich eine wohlwollende Ruhe breit.

Nomadenleben in der Wüste
Nach einem ersten ca. 1-stündigen Ritt erreichen wir unseren heutigen Zeltplatz (diesen haben die Kamelführer nach besten Bedingungen ausgesucht) und unser Zelt wird errichtet. Unsere Mannschaft fängt an zu kochen und nach Einbruch der Dunkelheit sitzen wir gemeinsam ums Lagerfeuer und genießen das wunderbar zubereitete Essen. Nach dem ersten Abendessen ist sich auch unsere Mitreisende Ute sicher, dass sie nicht verhungert wird 🙂 Sie hatte vorsichtshalber eine ganze Ration Müsliriegel eingepackt, die sie von nun an versucht unter die Leute zu bringen.Ben stellt uns gegenseitig vor und von nun an wachsen wir alle: Zaid, Amor, Ahmed, Ben, Ute, Kathrin, Katrin und ich als Team zusammen.Nach einer ersten windigen Nacht und einem tollen Frühstück mit Kaffee, Tee und selbstgebackenem Brot geht das eigentliche Wüstentrekking los. Ob wir wandern oder reiten möchten, kann sich jeder aussuchen. Die Dromedare sind sehr lieb und bringen uns sicher von Ort zu Ort. Wir wandern morgens ca. 3-4 Stunden, dann werden wir lecker zu Mittag bekocht und nachmittags geht es dann nochmal für 2-3 Stunden aktiv weiter. Unterwegs treffen wir bis auf Sandfische, Kamele mit Babykamel, Wüstenhasen und Skorpione niemanden. Die Landschaften wechseln sich immer wieder ab und ich hätte nicht gedacht, dass die Wüste so unterschiedliche Bilder hervorbringen kann. Wenn wir nachmittags an unserem Schlafplatz ankommen, bleibt noch genügend Zeit für erholsame Lesestunden. Nach den Abendessen sitzen wir gemütlich am Lagerfeuer und es dauert nicht lange bis Zaid, der Entertainer unserer Gruppe, Trommel und Flöte auspackt und uns eine arabische Show erster Klasse bietet. Hier blieb kein Auge vor Spaß trocken.

Am letzten Tag erreichen wir gegen Mittag die Oase Ksar Ghilane. Irgendwie macht sich ein komisches Gefühl breit. Die Oase ist eine Touristenattraktion schlechthin und kann mit dem Glanz der Sahara nicht mithalten, wir treffen auf zahlreiche Europäer und wünschen uns zurück in unsere kleine Sahara-Welt, abgeschnitten vom Rest der Welt.

Abschied von unserem Team
Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen mit dem gesamten Team und einer herzlichen Verabschiedung mit Tanz und Gesang von unseren Kamelführern kommt unser Jeep und es geht über das Berberdorf Chenini zurück nach Djerba. Unterwegs haben wir Zeit, die intensiven, beeindruckenden und einfach unbeschreiblichen Eindrücke der letzten Tage Revue passieren zu lassen. Nach einer 4-einhalbstündigen Fahrt erreichen wir unser in Hotel. Glaubt mir eins: ich habe mich noch nie so auf eine Dusche gefreut. Nachdem wir uns und unsere Klamotten von dem Sand der letzten fünf Tage befreit haben treffen wir uns zum gemeinsamen Abendessen. Mit gutem Essen und Wein lassen wir den Abend gemütlich ausklingen, bevor es am nächsten Tag zurück ins kalte Deutschland geht.

In Erinnerung bleibt mir eine der schönsten Reisen überhaupt und ich denke noch oft und gern an diese einmalige Tour zurück. Wann startet ihr in das Abenteuer und besucht die Nomaden der Wüste?

Ein Reisebericht von Lena B.

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