Donnerstag, 25. April 2024

Eine Führung im Bob Marley Museum in Kingston, Jamaika

Als Bob Marley in sein neues Haus in der 56 Hope Road einzog, rümpften viele seiner Nachbarn explizit die Nase. Seine Musik mag Jamaika bekannt gemacht haben, aber das hieß nicht, dass sie wollten, dass er und sein Gefolge ihre gepflegte, wohlhabende Nachbarschaft verdarben. In den Jahrzehnten seit dem verfrühten Tod der Reggae - Ikone haben sich die Dinge jedoch geändert und Marleys Haus ist in ein fantastisches Museum seines Lebens umgewandelt worden. 

Das Bob Marley Museum ist durch hohe Tore mit schmiedeeisernen, in den Rastafari - Farben Rot, Gold und Grün gestrichenen Löwen geschützt und das beliebteste Touristenziel von Kingston. Es ist ein Herrenhaus aus der Kolonialzeit, in dem es ein bisschen knarrt und das inmitten von riesigen Mauerbildern des Mannes und freundlichen Hinweisschildern steht, die Besucher vor herabfallenden Mangos von den umliegenden Bäumen warnen.

Der Eingang zum Haus wird von einer lebensgroßen Statue von Marley selbst bewacht, der in seiner Musik verloren ist und triumphierend die Faust hebt. Hier ist auch der Treffpunkt für Führungen – das Haus ist relativ klein, deshalb kann man es grundsätzlich nur als Teil einer kleinen Gruppe besuchen –, wo ein Museumsführer einen grundlegenden Überblick über Marleys Leben und Karriere gibt. Anschließend geht es in das erste Hauptzimmer, in dem gerahmte goldene und Platin - Schallplatten hängen, die seine Musikkarriere nachzeichnen. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Führung wird der Museumsführer deine Gruppe abchecken und euch alle dazu bringen, One Love zu singen.

Einige der faszinierendsten Ereignisse aus Bob Marleys Leben sind im wahrsten Sinne des Wortes an die Wände eines anderen Raumes gepinnt, der mit Ausschnitten aus Zeitungen und Zeitschriften von Interviews, Kritiken und Berichten tapeziert ist. Der Song, den du gerade erst gesungen haben wirst, hat hier einen tieferen Nachklang, wo du das Plakat für das „One Love Peace Concert“ findest, das im April 1978 stattfand und bei dem Bob Marley als Hauptact auftrat, als Jamaika eine seiner größten Krisen nach der Unabhängigkeit erlebte und die blutige Rivalität zwischen politischen Parteien drohte, das Land auseinanderzureißen. Nur zwei Jahre zuvor hatten unbekannte Kriminelle versucht, Marley in der Hope Road zu ermorden, und dein Museumsführer wird die Einschusslöcher in dem Zimmer zeigen, in dem die Schießerei stattfand. 

Das Museum bietet viele Einblicke in Marleys Leben als Superstar, deshalb ist es eine nette Abwechslung, wenn man einen der wenigen Räume betritt, die so gelassen wurden, wie sie waren, als er dort lebte. In seinem Schlafzimmer hängt ein gerahmtes Bild der Rastafari - Ikone Haile Selassie über dem Bett, während am Bettende eine wunderschöne sternförmige, mit Blumen und Vögeln bemalte Gitarre lehnt, so als wäre ihr Besitzer nur mal kurz in die Küche gegangen. Nur die Strickmütze in einer Vitrine im Regal deutet darauf hin, dass hier etwas für die Nachwelt festgehalten wurde. 

Wenn du am Ende der Führung noch Zeit hast, ist es möglich, einen Ausflug zu den noch immer arbeitenden Tuff Gong Studios zu arrangieren, wo viele der klassischen Musikstücke von Marley aufgenommen wurden. Aber ein Besuch im Museum in der 56 Hope Road bleibt ein würdiger Tribut an den Mann, der Reggae zu einer Weltmusik gemacht hat. Letztlich waren auch seine alten Nachbarn ziemlich stolz darauf, dass er ihre Gegend bekanntgemacht hat. 

Ein Reisebericht von Paul Clammer

Mittwoch, 24. April 2024

Kuba - Wer braucht schon Ferienclubs?

Wenn du an Urlaub auf Kuba denkst, kommen dir vielleicht als erstes Ferienanlagen in den Sinn, wo rund um die Uhr Mojitos serviert werden. Und auch, wenn die auf Kuba tatsächlich recht häufig sind, hat dieses Paradies in der Karibik noch so viel mehr zu bieten als nur Sandstrände und Sonnenbaden.

Die Zeit ist reif, um Kuba zu besuchen – das Land öffnet sich für den Tourismus und es wird einfacher, das Land abseits der ausgetretenen Pfade zu erleben. Hier sind einige gute Gründe, warum du deinen nächsten Urlaub auf Kuba abseits der Ferienclubs verbringen solltest.

Die Menschen

Eingesperrt in einer Ferienanlage hast du nur wenig Gelegenheit, die Menschen in Kuba kennenzulernen. Dabei sind sie es, die dieses Land so besonders machen. Bei Begegnungen mit den Einheimischen kannst du die Geschichte des Landes aus erster Hand kennenlernen. Privatunterkünfte bzw. in Casa Particulars bieten dir fantastischen Möglichkeiten, um die Menschen von Kuba kennenzulernen. Du wirst vermutlich mit der ganzen Familie in Kontakt kommen, hausgemachtes Essen mit Menschen essen, die die ihre Lebensmittelrationen auf kreative Weise strecken und mehr über die turbulente Geschichte des Landes kennenlernen.

Die Sehenswürdigkeiten

Natürlich ist es ab und zu auch schön, sich einfach mal in einen Liegestuhl am Strand fallen zu lassen, aber wenn das das Einzige ist, was du auf Kuba tust, verpasst du eine ganze Menge, angefangen mit Havanna (oder Habana), wo angesichts der Oldtimer und der kolonialen Architektur die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Die Stadt selbst sprüht jedoch vor Energie, seit Raoul Castro 2008 die Einschränkungen für privates Unternehmertum gelockert hat. Geschäftstüchtige Kubanerinnen und Kubaner finden zahlreiche Wege, um sich etwas dazuzuverdienen. Plaza Vieja in der Altstadt ist Tag und Nacht ein belebter Platz mit Cafés und Bars und generell wird dir in der Hauptstadt nicht langweilig werden.

Im Westen liegt Viñales, einer meiner liebsten Orte auf der Insel. Hier findest du die berühmten Kegelkarstberge und fruchtbare Felder soweit das Auge reicht. Es ist ein toller Ausgangspunkt, wenn du Entspannung und wunderschöne Landschaften suchst und die nahegelegenen Tabakfarmen und Zigarrenfabriken besuchen möchtest. Es ist ein UNESCO - Welterbe und bietet Gelegenheiten für Aktivitäten wie Klettern, Reiten und natürlich Wandern.

Trinidad liegt in der Mitte der Insel und hat die kopfsteingepflastertsten Straßen, auf denen ich je gegangen bin. Allerdings solltest du aufpassen, wo du hintrittst, wenn du zwischen den farbenfrohen Gebäuden der Stadt spazierst. Wenn du dich für Geschichte interessierst, ist Santa Clara ein Muss, denn hier sind die Spuren der Revolution allgegenwärtig und die Straßen voller Geschichten von Che, Castro und den anderen. Santa Clara ist außerdem einer der am wenigsten touristischen Orte, der mir auf Kuba untergekommen ist. 

Kultur

Die Kubaner wissen, zu feiern, was sie haben. Wenn du die Straße entlangläufst und irgendwo eine Band spielt, kannst du gar nicht anders, als mit den Füßen im Takt mitzuklopfen – die Rhythmen sind einfach zu ansteckend. Du wirst viele kleine Kinder sehen, die zur Musik tanzen, und zwar mit einer Eleganz, von der die Autorin dieser Zeilen nur träumen kann. Und wenn Tanzen nicht so dein Ding ist, wie wäre es dann mit dem besten Tabak der Welt? Pinar del Rio ist das Zentrum der Tabakregion und du kannst zusehen, wie hier perfekte kubanische Zigarren händisch gerollt werden (Cohibas sind besonders beliebt). Ein durchschnittliches Monatsgehalt von 12 bis 25 US - Dollar hält die Kubaner nicht davon ab, nach einem langen Arbeitstag ein wenig Rum zu trinken oder lange und gemütlich eine Zigarre zu schmauchen. 

Eine Lektion in Sachen Geduld

Du solltest wissen, dass Kuba anders ist als die meisten Orte, die du je besuchen wirst. Der Zustand von und der Service in öffentlichen Gebäuden kann schwanken und die kommunistische Mentalität könnte ein leichter Kulturschock sein. Aber es gibt wenn überhaupt nur wenige Orte auf der Welt, die mit Kuba vergleichbar sind. Solange du deine Erwartungen entsprechend anpasst, wirst du eine fantastische Zeit auf dieser Insel mit ihrer einzigartigen Kultur haben, die dein Leben verändern wird.

Ein Reisebericht von Amanda Dunning