Sonntag, 10. März 2024

Was ist Eierkaffee? Ein Getränk, das man nur in Hanoi wirklich erleben kann

Ich hatte gehört – und Nick, der vietnamesische Elektroingenieurstudent, der unsere sechsköpfige Gruppe elegant auf einer Street Food Tour durch Hanois Altstadt begleitete, bestätigt es mir – dass man Eierkaffee nur in Hanoi bekommen kann.

Die Tour ist einer der vielen Höhepunkte unserer zweiwöchigen Reise, die in Bangkok beginnt, uns durch Laos führt und mit zwei Tagen in Hanoi endet.

Ein Wort zum Thema Kaffee, insbesondere vietnamesischer Kaffee. Wenn du wie ich ein Kaffeeliebhaber bist, und nicht in der Lage bist, ohne einen – oder zwei? vielleicht drei? - Schuss des dunklen Gebräus auskommen kannst, wenn der Tag, mit dem du jeden Morgen konfrontiert wirst, nur dann Sinn macht, wenn du gründlich mit Koffein versorgt bist, dann solltest du Vietnam besuchen.

Einheimisch angebauter vietnamesischer Kaffee ist der Stoff der aus dem die Träume sind. Er besitzt eine tiefbraune Farbe, einen kräftigen, starken Charakter und einen leichten Hauch von Süße. Er hat keine bittere Note.

Zur Überraschung vieler ist Vietnam nach Brasilien der weltweit zweitgrößte Kaffeeproduzent. Dies ist eine relativ junge Entwicklung. Tee war das Getränk der Wahl, bevor die Franzosen in den 1850er Jahren die Kaffeebohne einführten. Die Java - Produktion ist seit Beginn des 20. Jahrhunderts eine wichtige Einkommensquelle für das Land; heute beschäftigt die Kaffeeindustrie zwischen zwei und drei Millionen Menschen, wobei die Bohnen auf einer halben Million kleiner Betriebe von jeweils rund 1 bis 1 ½ Hektar Größe angebaut werden.

Kurz gesagt, die Vietnamesen kennen sich bei Kaffee bestens aus.

Und Nick kennt den besten Ort in der Stadt, um Eierkaffee zu trinken, und führt uns zu einem Ort, den mein Mann und ich alleine nie gefunden hätten – und selbst wenn wir durch göttliche Intervention darauf gestoßen wären, hätten wir nicht den Mut gehabt, ihn zu betreten.

Der bescheidene Eingang zum Laden 13 (Café Binh), der sich in der Nähe des Hoan Kiem Sees der Altstadt befindet, wird teilweise von senkrechten Reihen von zum Verkauf angebotenen Rucksäcken verdeckt. Es handelt sich um ein schmales graues Gebäude inmitten einer Reihe von schmalen grauen Gebäuden mit einem Neonschild über dem dunklen Eingang, das ganz unauffällig seine Anwesenheit verkündet.

Einer nach dem anderen – es ist kein Platz für zwei Personen nebeneinander – folgen wir Nick in den Laden, gehen den Flur hinunter und zwei Stockwerke die Wendeltreppe hinauf. Ein wenig außer Atem, als wir oben ankommen, betreten wir einen freundlichen Raum, überfüllt mit jungen Vietnamesen, die auf niedrigen Hockern sitzen, ihre Kaffeetassen auf Holztischen verteilt, und plaudern, trinken und aus dem Fenster rauchen.

Spitzenvorhänge flattern in der sanften Brise. Alte Schwarz - Weiß - Fotos zieren die Wände. Eine vergilbte Speisekarte auf Vietnamesisch hängt zwischen den Fenstern. Wir haben das Portal zum alten/ neuen Vietnam passiert.

Unser Führer – mit dem vietnamesischen Namen Nguyễn Quang Sơn – gibt unsere Bestellung bei einem Mann auf, der an einem kleinen Tresen steht und hinter dem sich eine winzige, weißhaarige Frau intensiv darauf konzentriert, mehrere Kaffeegetränke für den Raum herzustellen. Ihre Ausrüstung besteht aus einem einzigen ramponierten Mixer, einer Kochplatte mit zwei Flammen und einem verbeulten Zinntopf, der fröhlich auf einer der Kochstellen sprudelt.

Wie wir es überall in Hanoi erlebt haben, ist der Service weder schnell noch langsam. Die Vietnamesen scheinen den goldenen Süßpunkt des perfekten Tempos perfekt zu beherrschen.

Sechs Tassen Eierkaffee werden serviert. Die weißen Schaumhäubchen haben schöne Muster, ähnlich denen, die man auf einem Latte sehen würde, außer dass hier das Bild aus dem braunen Kaffee vor einem weißen Hintergrund entsteht.

Eierkaffee ist eine köstliche Kombination aus reichhaltigem, regional angebautem Kaffee, geschlagenem Eigelb mit Kondensmilch und einem Schuss Whiskey. Wir trinken einen Schluck. Es ist anders als alles, was ich je probiert habe. Dick, mehrschichtig, eher wie ungesüßte Schokolade als der herbere Bohnengeschmack, an den ich gewöhnt bin. Wir trinken langsam. Diese Tasse sollte nicht schnell heruntergekippt werden – Eierkaffee erfordert Achtsamkeit. Wir machen es richtig, auf die vietnamesische Art und Weise: weder zu schnell noch zu langsam, bevor wir uns wieder in Hanois Nacht und unser nächstes kulinarisches Abenteuer stürzen.

Ein Reisebericht von Victoria Foote

Sonntag, 3. März 2024

9 faszinierende Fakten über Turkmenistan

In Turkmenistan mischen sich Relikte der Sowjetzeit mit den Spuren der Regierungszeit eines exzentrischen ehemaligen Präsidenten. Nimm dazu noch die geschichtsträchtige Seidenstraße, traditionelle Nomadenkultur und die Hauptstadt Aschgabat mit ihrem prachtvollen weißen Marmor und du wirst sehen, dass dieses Land zu Unrecht das unbekannteste und am wenigsten besuchte in Zentralasien ist.

Turkmenistan ist einer dieser besonderen Orte: Ebenso faszinierend wie verblüffend und stets für eine Überraschung gut. Hier wartet buchstäblich hinter jeder Ecke etwas Unerwartetes.

Damit du dieses exotische Reiseziel ein wenig besser kennenlernen kannst und verstehst, warum es einen Besuch wert ist, haben wir hier neun ungewöhnliche Fakten über Turkmenistan für dich:

1. Turkmenistan ist eines der am wenigsten besuchten Länder der Welt

Aktuelle und zuverlässige Besucherzahlen sind nur schwer zu bekommen, doch Turkmenistan gehört zu den am wenigsten besuchten Ländern der Welt. Aber wie du feststellen wirst, liegt das nicht daran, dass es im Land nicht genug zu sehen oder zu tun gäbe.

Stattdessen liegen die geringen Besucherzahlen an komplizierten Visabestimmungen, die es mühsam machen, alle erforderlichen Dokumente für die Einreise zu beschaffen.

2. Turkmenistan besteht zu 70 % aus Wüste

Auf einer Reise durch Turkmenistan wirst du eine Menge Sand sehen. Die Wüste Karakum erstreckt sich über den Großteil des Landes und dementsprechend sind Wüste und Sand die vorherrschenden geografischen Merkmale hier. Dabei war das Land vor 30 Millionen Jahren ein riesiges Meer. Das ist heute schwer vorstellbar, aber es hilft, seine Naturgeschichte zu verstehen.

Heute kannst du bei Ausflügen in der Wüste immer noch Überreste dieses einstigen Meeres finden. Halte die Augen offen nach Fossilien von Meerestieren und den Konkretion genannten rundlichen Steinen, die aussehen wie Kanonenkugeln und in deren Inneren sich wie in einer Zeitkapsel eingeschlossen gut erhaltene Meeresfossilien befinden.

3. Der Gaskrater von Derweze wurde von Menschen geschaffen

Der Krater von Derweze, der auch das „Tor zur Hölle“ genannt wird, ist eine der größten Touristenattraktionen in Turkmenistan. Das Feuer dieses Gaskraters mitten in der Wüste kann dir wirklich das Gefühl geben, du würdest geradewegs in die Unterwelt starren – insbesondere nachts, wenn die Flammen rot vor dem dunklen Nachthimmel über der Wüste lodern.

Obwohl der Krater wirkt wie ein Naturphänomen, wurde er tatsächlich durch eine Gruppe sowjetischer Geologen verursacht, die hier 1971 nach Erdgas bohrten. Dabei brach der Boden unter einer Bohrplattform durch und Gas trat aus. Die Geologen beschlossen, es anzuzünden, in der Annahme, dass es nach wenigen Tagen abgebrannt sein würde. 48 Jahre später brennt der Krater jedoch immer noch. Man könnte also sagen, dass die Geologen bei ihren Berechnungen hinsichtlich der Menge an Erdgas hier ein wenig danebenlagen.

4. Turkmenistan hat mehrere Seidenstraßenstädte (und UNESCO - Weltkulturerbestätten)

Die turkmenischen Sehenswürdigkeiten an der Seidenstraße sind vielleicht nicht so berühmt wie die im benachbarten Usbekistan, doch auf ihre eigene, authentische und unberührte Art sind sie ebenso beeindruckend. Gemeinsam bilden sie einen Strang der faszinierenden Geschichte über die wichtige Rolle, die diese Region zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert als Handelszentrum an der Seidenstraße innehatte.

Mit einer Bevölkerung von geschätzt einer Million Menschen im 11. und 12. Jahrhundert war Merv einst die größte Stadt an der Seidenstraße, größer und wichtiger als die heute bekannteren Orte Buchara und Samarkand in Usbekistan. Die Oasenstadt Merv war auch die Hauptstadt des Reichs der Großseldschuken, bis sie 1221 von Dschingis Khan und seiner Mongolenarmee erobert wurde, wovon sich die Stadt nie ganz erholt hat.

Köneürgentsch, eine Stadt an der Seidenstraße an der Grenze zu Usbekistan und heute ein UNESCO - Weltkulturerbe, war im 11. und 12. Jahrhundert ein Zentrum der Kultur, des Lernens und des gesellschaftlichen Lebens. Es war einst die zweitgrößte Stadt im Samanidenreich und zeichnete sich durch einen ganz eigenen Baustil aus, der heute noch in Ländern wie dem Iran und Afghanistan anzutreffen ist. Die bei einem Angriff der Mongolen völlig zerstörte Stadt wurde im 13. Jahrhundert wiederaufgebaut, nur um im 14. Jahrhundert von Timur (Tamerlan) erneut zerstört zu werden, der fürchtete, sie könnte Samarkand Konkurrenz machen.

Die heute noch existierenden Ruinen und Überreste dieser beiden Städte sind nur ein winziger Bruchteil dessen, was vor Hunderten Jahren hier stand. Interessanterweise finden hier immer noch Forschungen und Ausgrabungen statt und bei einem Besuch dieser Stätten wirst du dich selbst ein wenig wie ein Archäologe fühlen können.

5. Einen turkmenischen Mann erkennst du an seinem Telpek

Die Turkmenen stammen von den nomadischen Oghusen ab, die diese Region im 7. Jahrhundert besiedelt haben. Auch heute noch assoziieren sich die Turkmenen mit fünf wichtigen Nomadenstämmen. Ein Zeichen dieser nomadischen Tradition und Kultur ist der Telpek, eine große Kopfbedeckung aus Schaffell, die von den Männern hier getragen wird. Wie bei anderen Kopfbedeckungen der Nomaden in Zentralasien soll auch der Telpek die Körpertemperatur sowohl an heißen Sommertagen wir auch in kalten Winternächten in der Wüste stabil halten.

6. Die Hauptstadt Aschgabat hat einen Eintrag im Guinness - Buch der Rekorde

Die turkmenische Hauptstadt erinnert optisch an eine Mischung aus Las Vegas und Pjöngjang. Das liegt an ihren breiten Boulevards, Brunnen, bombastischen Statuen und strahlend weißen Marmorgebäuden. Die alle verdankt die Stadt dem Bauboom unter dem ehemaligen Präsidenten Saparmyrat Nyýazow (auch Turkmenbaschi genannt), der das Land nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1991 geführt hatte.

Das Stadtzentrum mit seinen gewaltigen Bauwerken und kunstvoll gestalteten öffentlichen Plätzen strahlt in der heißen Wüstensonne geradezu, da es hauptsächlich aus weißem Marmor errichtet wurde. Tatsächlich wurde für den der Stadt so viel Marmor verwendet, dass Aschgabat als die Stadt mit der weltweit höchsten Dichte an Marmorgebäuden im Guinness - Buch der Rekorde steht. Wie so vieles in Turkmenistan wirkt auch das bereits fast wieder surreal und du kannst es dir nicht wirklich vorstellen, wenn du es nicht selbst gesehen hast.

7. Plov (oder Pilaw) ist das beliebteste Gericht in Turkmenistan

Plov ist ein in einer großen Pfanne gebratenes Reisgericht mit Fleisch, Karotten und Gewürzen und es wird in Turkmenistan zu jedem Anlass gegessen – vom privaten Familienpicknick an heiligen Stätten bis zu großen Hochzeitsfeierlichkeiten. Und die Gastfreundschaft der Turkmenen geht so weit, dass eine Familie, die sieht, dass du nichts zu essen dabei hast, dir in der Regel etwas von ihrem Plov anbieten wird.

Und es ist in der Regel total lecker!

8. Turkmenische Melonen sind so berühmt und süß, dass sie ihren eigenen Feiertag haben

Es ist kaum zu glauben, dass ein so trockenes Land so süße, saftige und große Melonen hervorbringen kann. Tatsächlich werden die Melonen in Turkmenistan so sehr geschätzt, dass sie einen eigenen Festtag bekommen haben. Die Früchte sind in der ganzen Region berühmt und wurden einst auch in einen Großteil der Sowjetunion exportiert.

Heute sind sie außerhalb von Turkmenistan nur schwer zu bekommen. Wenn du aber zufällig am zweiten Sonntag im August in Turkmenistan bist, kannst du dir am offiziellen Melonenfeiertag mit diesen köstlichen Früchten so richtig den Bauch vollschlagen.

9. Das Land der ungewöhnlichen Gesetze 

Präsident Saparmyrat Nyýazow, der Turkmenistan von 1991 bis zu seinem Tod 2006 regiert hat, war berühmt – um nicht zu sagen berüchtigt – für eine Reihe bizarrer Gesetze, die während seiner Regierungszeit erlassen wurden. Einige davon wurden damit begründet, dass sie die traditionelle turkmenische Kultur schützen sollten. Dazu zählt etwa das Verbot von Opern, Goldzähnen und Elasthan.

Nein, du hast dich nicht verlesen.

Andere Gesetze entsprangen dagegen bloß den Launen eines absolut regierenden Präsidenten, wie etwa jenes, das gewisse Monate nach ihm oder seinen Verwandten benannte. Oder das öffentliche Rauchverbot, das erlassen wurde, weil der Präsident versuchte, das Rauchen aufzugeben, und daher niemanden rauchen sehen wollte.

Obwohl viele dieser Gesetze unter dem aktuellen Präsidenten Gurbanguly Berdimuhamedow zurückgenommen wurden, sind einige immer noch gültig. Und neue kamen dazu, wie etwa das Verbot von schwarzen Autos in Turkmenistan, wo man lieber weiße Autos sieht, weil Weiß „Glück bringt“.

Freue dich bei einem Besuch von Turkmenistan also auf jede Menge ganz spezielle Eindrücke. Und erfahre die Geschichte dahinter.

Ein Reisebericht von Daniel Noll und Audrey Scott

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