Kolumbien ist behaftet mit vielen negativen Vorurteilen und es kommt immer wieder die Frage auf: Kolumbien? Ist das nicht gefährlich?
Es ist Zeit, diesem tollen und auch abwechslungsreichen Reiseland eine Chance zu geben und die Vorurteile endlich aus dem Weg zu räumen!
Nach einer wundervollen Reise ist man völlig fasziniert von Kolumbien und vor allem von seinen Bewohnern.
Die Kolumbianer sind sehr herzlich und freuen sich über jeden Besucher, dem Sie Ihr tolles Heimatland zeigen dürfen.
Wenn nur das Problem mit den Drogen nicht wäre… Diese wurden uns in Form von beispielsweise frischen Avocados, Limonada de Coco und Mangos mit Salz (ja, das schmeckt!) fast täglich verabreicht.
Kolumbien hat aber nicht nur kulinarisch viel zu bieten, sondern auch schöne bergige Landschaften, lebhafte Städte, karibische Strände und alte Kolonialbauten.
Bogotá
Unser erstes Anlaufziel war die Hauptstadt Bogotá, welche wir nach knapp zwölf Stunden mit direktem Lufthansa - Flug ab Frankfurt erreichten.
Wie bekommt man am besten einen Überblick über eine Stadt mit knapp acht Millionen Einwohnern?
Man steigt zuerst einmal auf einen Berg und schaut sich das Ganze von oben an. Der „Hausberg“ Monserrate kann zu Fuß bestiegen werden oder man fährt mit der Zahnradbahn oder der Seilbahn.
Auf einer Höhe von 2.640 Metern, auf der Bogotá liegt, und nach einem zwölfstündigen Flug, sah es mit unserer Fitness nicht ganz so gut aus. Daher entschieden wir uns, den Hausberg Monserrate mit der Funicular, einer Zahnradbahn, zu erklimmen.
Hierbei fährt man in der kleinen Kabine fast senkrecht bis zum Gipfel und kann den tollen Ausblick, den man auf den Gipfel haben wird, schon erahnen.
In der Anlage befindet sich auch die Pilgerstätte „Santuario de Monserrate“ sowie Restaurants und Cafés, in denen man die herrliche Atmosphäre genießen kann.
Zurück in den Trubel der Großstadt fuhren wir mit der Gondel, die auch noch einmal einen unglaublichen Ausblick auf die Stadt bot und außerdem ein ganz schönes Tempo hinlegte.
Zu empfehlen ist auch die Graffiti Tour in Bogotá, auf welcher man auf der einen Seite schon einen guten Überblick über die Stadt erhält, auf der anderen Seite zugleich die unglaubliche Straßenkunst bewundern kann. Voller Staunen erblickten wir Kunstwerke in abgelegenen Gassen, die man eigentlich eher in den Museen dieser Welt erwartet hätte.
Außerdem empfehlenswert ist ein Spaziergang durch die Altstadt La Candelaria mit den kleinen, bunten Gassen.
Armenia und der Kaffee
Am späten Nachmittag ging es dann auch schon weiter nach Armenia in die Kaffeeregion.
Der Flug dauerte nur knapp eine halbe Stunde. Wir übernachteten in einer kleinen, bunten Hacienda, welche ganz typisch für diese Region ist.
Ein kompletter Gegensatz zur quirligen Stadt Bogotá.
Den nächsten Tag verbrachten wir auf einer Kaffeeplantage, auf der wir alles von der Geschichte über die Ernte bis hin zum Röstverfahren des Kaffees lernten. Interessant war vor allem, dass die Kolumbianer selbst ihren guten Kaffee gar nicht trinken, sondern dieser vorrangig für den Export bestimmt ist.
Gut für uns, denn wir durften die leckere Bohne in großen Mengen mit nach Hause nehmen und nach der Tour in Erinnerungen schwelgend genießen.
Salento und das Valle de Cocora
Am darauffolgenden Tag fuhren wir knapp eine Stunde weiter nach Salento. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Salento ist ein 4.000 - Einwohner - Dorf mit unglaublich schönen bunten Häuschen. Auf dem alten Marktplatz standen viele alte Jeeps, die sogenannten Willys. Auch wir quetschten uns auf dieses Gefährt und ließen uns, den Wind durch die Haare wehend, ins Valle de Cocora bringen.
Das Valle de Cocora ist berühmt für seine riesigen Wachspalmen, welche mit bis zu 50 Metern zu den größten der Welt zählen.
Schon von unserem Willy aus konnten wir die schöne Natur bestaunen - links befanden sich Hänge mit Avocado - Plantagen, rechts konnten wir schon einige der großen Wachspalmen sehen.
Das ganze Tal liegt unter einem leichten Nebelschleier, was eine schöne mystische Atmosphäre schafft.
Unsere Wanderung dauerte knapp zwei Stunden, in denen wir, an den Palmen vorbei, durch den Nebelwald gingen. Je höher wir kamen, desto dichter wurde der Nebel und es fing immer stärker an zu regnen. Doch die Umgebung und die Einzigartigkeit des Tals ließen den Regen vergessen.
Klitschnass ging es dann im Willy zurück nach Salento – es war Zeit für Tejo!
Tejo ist der explosive Volkssport Kolumbiens. Bei diesem Spiel versucht man, den „Tejo“, eine runde Scheibe aus Eisen, in einen nur knapp 15 Zentimeter großen Metallring zu werfen. Dieser liegt im Zentrum eines Lehmkastens. Am Rande des Ringes liegen vier Papiertaschen, welche mit Schwarzpulver gefüllt sind und bei Aufprall des Tejos explodieren.
Wie man sich also vorstellen kann, eine sehr laute, aber auch lustige Angelegenheit, die man in Kolumbien nicht verpassen darf.
Medellín
Von Salento aus fuhren wir dann mit dem Bus in 8 - 9 Stunden nach Medellín. Die einstige Drogenhauptstadt und Sitz Pablo Escobars ist inzwischen eine der fortschrittlichsten Städte Lateinamerikas.
Medellín sollte allein durch seine Lage schon ein Touristenmagnet sein: Inmitten des Aburrá - Tals sind die Temperaturen das ganze Jahr über mild, daher hat Medellín auch den Beinamen „Stadt des ewigen Frühlings“.
Nach dem Nebel und Regen in Salento war die sonnige Stadt eine willkommene Abwechslung!
Unsere Reise führte uns nun mit der Seilbahn hoch in die bunte Comuna 13, einer der früheren Problembezirke der Stadt. Der Wandel von Drogen und Gewalt zu Lebensfreude und Herzlichkeit lässt sich hier am besten beobachten. In den 80er Jahren herrschte hier das Medellín - Kartell und nach dem Tod Pablo Escobars übernahmen die Guerilla - Milizen die Gegend. Erst im Oktober 2002 setzte das Militär zu einem Gegenschlag an und durchkämmte den kompletten Bezirk. Viele Menschen starben bei der sogenannten Operation Orion, leider auch viele Zivilisten.
Als Symbol für das Weinen um die Getöteten gibt es heute Graffitis mit Elefanten und weißen Flaggen. Wir liefen genau durch die Gassen, in denen die blutigen Kämpfe stattfanden und können es gar nicht mit dem verbinden, was wir dort zu sehen bekommen.
Kinder spielten auf den Straßen, alle Menschen waren fröhlich und nett, niemand hatte mehr Angst, auf die Straße zu gehen. Die Menschen dort sind so unglaublich offen und freuen sich sehr, dass endlich Touristen in die Gegend kommen.
Der Weg in die Comuna 13 ist heute auch ganz leicht möglich, da vor ein paar Jahren die höheren Ebenen mit Rolltreppen miteinander verbunden wurden. Hinzu kommen die wunderschön bemalten Wände und Häuser, welche bei einem großen Graffiti Projekt der Stadt von Jugendlichen bemalt wurden. Wobei man hier nicht von üblichen Graffitis sprechen kann, sondern von wirklich tollen Kunstwerken mit großer Bedeutung für die ganze Comuna 13. Unser Guide, selbst einer der Künstler, wurde im ganzen Ort gefeiert wie ein Star, was bei den von ihm geschaffenen Werken auch kein Wunder ist.
Ich würde sagen, unser Besuch der Comuna 13 hat endgültig alle Vorurteile beseitigt.
Cartagena
Letzte Station unserer Reise war Cartagena. Angekommen in den Tropen mit 35 Grad und 90 % Luftfeuchtigkeit ging es direkt gen Wasser.
Mit einem kleinen Schnellboot fuhren wir in einer Stunde zu den Rosario Inseln, wo wir den ganzen Tag auf einer privaten Insel verbrachten und das wunderschöne kristallklare Wasser genießen oder an einem Schnorchelausflug teilnehmen konnten, um die farbenfrohe Unterwasserwelt zu erkunden.
Am nächsten Tag besuchten wir das Castell San Felipe, eine riesige, von den Spaniern gebaute Befestigungsanlage. Hier erfuhren wir Vieles über die Geschichte der Verteidigung der Stadt und dabei konnten wir durch alte Geheimgänge gehen. Oben angekommen, genossen wir den gigantischen Blick über die Stadt.
Das Highlight Cartagenas ist aber sicherlich die Altstadt mit den bunten Häusern aus der Kolonialzeit und den verschnörkelten Balkonen mit schönen Blumen.
Hier tickten die Uhren deutlich langsamer, man passte sich schnell dem Rhythmus der Stadt an und wir schlenderten durch die kleinen verwinkelten Gassen, bestaunten die restaurierten Kirchen und tranken Kaffee auf einem der Plazas.
Ein weiteres Highlight waren die freilebenden Faultiere im Parque del Centenario.
Blickt man Richtung Süden, sieht man eine kleine Landzunge mit vielen Hochhäusern, auch das moderne Cartagena genannt. Wüsste man es nicht besser, so würde man denken, man befindet sich gerade in Miami.
Den Abend ließen wir dann im bekannten Cafe del Mar ausklingen, welches sich auf der Stadtmauer befindet. Hier kann man während eines leckeren Cocktails den Sonnenuntergang genießen.
Für ein ganz besonderes Abendessen muss man unbedingt ins Restaurante Interno. Dieses ist in einem kleinen Hof, angeschlossen an das Frauengefängnis. Die Insassinnen bedienen und kochen dort, das Essen ist ausgezeichnet. Inspiriert wurde Interno durch das Restaurant InGalera im Gefängnis von Mailand. Es dient dazu, dass die Frauen ein neues Handwerk lernen und ihre Würde wieder erlangen. Wir genossen ein tolles Essen und hatten einen schönen, unvergesslichen Abend. Die Nacht zum Tag machen kann man in einer der zahlreichen Salsa - Bars. Die Stimmung in Cartagena macht sicherlich aus jedem einen guten Tänzer.
Und somit endete unsere Reise mit dem Rückflug über Bogotá nach Frankfurt.
Mein Fazit: Kolumbien bietet für Jeden etwas und ist auf jeden Fall eine Reise wert! Die Menschen sind so herzlich und nett zu Touristen, dass man gar nicht anders kann als sich in das Land zu verlieben!
Also ¡Hasta pronto en Colombia!
Ein Reisebericht von Ramona Kleinen