Sonntag, 28. Mai 2023

Cook Inseln – ein kleines Paradies in der Südsee

„Was macht man denn 3 Wochen auf den Cook Inseln? Schöne Strände hat man doch auch woanders, muss man dafür einmal um die Welt fliegen?“ Diese und ähnliche Fragen kamen, als ich erzählt habe, dass mein nächster Urlaub auf die Cook Inseln gehen wird. Dabei haben die Inseln so viel mehr zu bieten als nur schöne Strände! Neben kristallklarem Wasser, palmengesäumten Traumstränden und einer tollen Unterwasserwelt findet man hier üppig blühende Vegetation, tropischen Regenwald, ein bergiges Inselinneres, herzliche Menschen und eine von Gesängen und Tänzen geprägte uralte Kultur.

Mountainbiken, Kajakfahren, Schnorcheln oder Tauchen, Wandern in den grünen Bergen von Rarotonga, den Ausblick auf die türkisblaue Lagune von Aitutaki genießen, Shoppen auf dem Nachtmarkt in Avarua oder einfach nur Entspannen – hier kommt jeder auf seine Kosten.

Keine Insel gleicht der anderen, jede hat ihren eigenen Charme und es gibt immer etwas Neues zu erleben und zu entdecken. Abseits der großen Touristenströme kommt man hier mit den gastfreundlichen Einwohnern schnell in Kontakt. Sie strahlen eine Ruhe und Entspanntheit aus, die einen schnell den Stress und die Hektik des Alltags vergessen lassen.

Schon am Flughafen in Sydney versüßt uns eine Maorifamilie die Wartezeit auf den Flug nach Rarotonga. Der Austausch eines Lächelns mit der Großmutter endet mit einer ersten kleinen Maori - Sprachlektion der Enkelin. Als die Familie uns im Flugzeug wiederentdeckt, winkt uns die ganze Familie strahlend zu. Die perfekte Einstimmung auf die vor uns liegenden Wochen auf den Cook Inseln.

Ankunft in Rarotonga

Rarotonga ist die größte der 15 Cook Inseln im Südpazifik und besitzt als einzige einen internationalen Flughafen. Während des Fluges haben wir die Datumsgrenze überschritten und kommen am gleichen Tag morgens an, an dem wir abends in Sydney losgeflogen sind. Wir erleben den kompletten Tag also zwei Mal – schon verrückt.

Auf Rarotonga wurden wir mit einem herzlichen „Kia Orana“ und nach Frangipani duftenden Blumenketten begrüßt. Spätestens jetzt waren wir im Paradies angekommen.

Wir checkten in unsere Unterkunft für eine Zwischenübernachtung ein, bevor es am nächsten Tag auf die Nachbarinsel Atiu weiter gehen sollte. Den Tag nutzten wir, um uns mit der einzigen Buslinie auf Rarotonga einen ersten Eindruck über die Insel zu verschaffen. Circa eine Stunde benötigte der Bus, der die Insel auf der Ringstraße in regelmäßigen Abständen „clockwise“ sowie „anti - clockwise“ umrundete. Gezahlt wurde beim Fahrer und man signalisierte ihm einfach, wenn man ein - oder aussteigen möchte. Wir ließen uns für heute nur die warme Luft durch die geöffneten Fenster ins Gesicht pusten und genossen im Vorbeifahren den Ausblick auf grüne Berge, kleine Häuschen, weiße Strände und glitzerndes türkises Wasser, das immer wieder durch die Palmen blitzte. Wir waren definitiv im Paradies!

Insel Atiu

Am nächsten Morgen ging unser Weiterflug nach Atiu. Der Check - in war der entspannteste, den wir je erlebt haben. Einen Pass wollte niemand sehen und die Bordkarten bestanden aus einer Art Kassenbon, auf dem der Sitzplatz aufgedruckt war. Nach einer kurzen Wartezeit öffnete sich die gläserne Schiebetür zum Rollfeld und wir liefen dem Piloten hinterher zum Flugzeug von Air Rarotonga. 15 Personen haben Platz in der kleinen Maschine. Wir hatten Glück und saßen in der ersten Reihe, direkt hinter dem Cockpit, und konnten den Piloten während des Fluges über die Schulter schauen. Ein einzigartiges Erlebnis!

Wir landeten auf einer Schotterpiste zwischen Dschungel und dem Meer. Der Pilot parkte die Maschine direkt vor dem „Terminal“, einem kleinen Unterstand.

Jackie, unsere Gastgeberin auf Atiu, kam uns schon strahlend mit großen weißen Blumenkränzen entgegen und begrüßte uns mit einer herzlichen Umarmung. Unsere Koffer wurden mittlerweile ausgeladen und lagen auf einem Tisch bereit. Ruckzuck wurden Sie auf einen Pickup verladen, auf dessen Ladefläche wir dann auch Platz nehmen durften. Auf einer Holzbank und einem Plastikstuhl machen wir es uns bequem und los ging die Fahrt. Über Sandpisten, mitten durch den Dschungel aus Palmen, Mangobäumen und Farngewächsen, fuhr Jackie uns quer über die Insel zu unserer Unterkunft – der einzigen auf dieser kleinen Insel. Hier und dort hielt sie an, um uns etwas über die Pflanzenwelt oder die Geschichte Atius zu erzählen oder den besten Platz zum Schwimmen zu zeigen.

Wir fühlten uns im Aitu Villas direkt wohl. Die gemütlichen Bungalows lagen verteilt in der grünen Anlage, umgeben von bunten Blumen und Vögeln. Man hatte das Gefühl mitten im Dschungel zu sein. 

Für den nächsten Tag buchten wir eine Tour mit „Birdman George“, der als Vogelschützer und Naturkundler auf der Insel bekannt und legendär war. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Wir hatten einen unvergesslichen Tag mit dem charismatischen Insulaner, der uns jeden Winkel der Insel zeigte und uns mit seinem enormen Wissen über die Tier - und Pflanzenwelt beeindruckte. Er führte uns in den naturbelassenen Regenwald, der alle Sinne beanspruchte: Es duftete nach wilden Orchideen, verschiedenste bunte Vögel flogen umher und ab und zu huschte ein Inselschwein schnaubend durchs Gebüsch. George konnte verschiedene Vögel imitieren, um sie so anzulocken und er zeigte uns, wofür man die heimischen Pflanzen nutzen kann. Ich erlebte am eigenen Leib, dass die nach Blauschimmel riechende „Noni - Frucht“ als Wundermittel gegen Mückenstiche hilft. Kurz damit eingerieben, hörten die teilweisen riesigen Stiche sofort auf zu jucken und verschwanden innerhalb von einer Stunde. Ein Wundermittel gegen vorhandene Stiche, aber ebenso als Moskitoschutz.

Die Tour endete an einem kleinen Picknickplatz am Strand, wo George uns sein hausgemachtes Essen auf Palmenblättern servierte. Einfach, aber soo lecker!

Der fast schon perfekte Tag wurde abgerundet durch einen abendlichen Besuch auf ein Buschbier in einem der „Tumunus“.  In diesen Verschlägen aus Palmenblättern außerhalb des Dorfes trafen sich traditionell die Inselbewohner, um selbst gebrautes Bier aus Orangen und wildem Honig zu trinken. Man wusste nie genau wann und wo die nächste Session stattfinden wird, die Termine sprachen sich spontan auf der Insel rum. Fremde sind willkommen und werden herzlich in der Runde aufgenommen. Der Chief schöpfte mit einer Kelle aus Kokosnuss das Bier aus einem Fass und teilte es reihum an die Teilnehmer aus. Dazu gibt es eine Auswahl tropischer Früchte und Garnelen. Begleitet wurde die Zeremonie von Ukulelenspiel und lauten Gesängen. Ein total uriger, authentischer und herzlicher Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden.

Am nächsten Tag schnappten wir uns den hauseigenen Jeep, der allen Gästen zur Verfügung stand, und fuhren über die Insel. Wenn der Schlüssel steckte, durfte man ihn benutzen, das war die Regel. Diese Insel war so herrlich entspannt! Den Wagen ließen wir einfach mit offenen Fenstern, den Zündschlüssel steckend, am Straßenrand stehen, wenn wir ausstiegen, um die Gegend zu erkunden. Die wenigen Menschen, die wir unterwegs sahen, grüßten uns mit einem breiten Lächeln und herzlichem Winken.

Die Insel faszinierte uns einfach. Wir hatten von dieser kleinen Insel kaum etwas erwartet und waren nun total überrascht von der Schönheit und der Unberührtheit. 28 Buchten versteckten sich entlang der Küste von Atiu – die meisten davon waren menschenleer und noch immer so unberührt wie 1777, als James Cook hier vor Anker ging.

Wir fuhren mitten durch grünen Regenwald und hielten hier und da an einsamen Buchten, die uns einfach umhauten. Das kristallklare, türkisfarbene Wasser, die weißen Strände, die riesigen Wellen, die an der Kante der Riffs brachen und das satte Grün ringsherum hinterließen ein Dauerlächeln auf unseren Gesichtern.

An unserem letzten Abend wartete noch ein weiteres Highlight auf uns. Jackie hatte eine kleine „Island - Night“ in unserer Unterkunft arrangiert. Die Kinder aus dem Dorf kamen, um uns ihre traditionellen Tänze vorzuführen, begleitet mit Ukulelenspiel und Gesängen der Erwachsenen. Auch für die Kinder schien es ein Highlight zu sein. Schon weit vor ihrem Auftritt sind sie vor Ort und wir spielten zusammen Tennis, fingen Käfer, spielten und lachten, bevor sie sich dann in ihre Kostüme warfen und uns stolz ihre Tänze zeigten. Die Mädchen, in Baströcken und mit Blumenkränzen im Haar, ließen ihre Hüften und Hände kreisen und bewegten sich anmutig zu den Trommeln, Ukulelenspiel und Gesängen. Die Jungs, ebenfalls in traditioneller Kleidung, hatten nicht weniger Spaß am Tanzen. Einer von Ihnen war sogar amtierender Gewinner des Tanzwettbewerbes, der jährlich auf Rarotonga stattfindet. Dies ist keine Folklore - Veranstaltung für Touristen, sondern authentische, lebendige polynesische Kultur! Ein perfekter Abschluss unseres Atiu - Aufenthalts!

Insel Aitutaki

Am nächsten Morgen ging es dann weiter auf die nächste Insel, nach Aitutaki. Schon der Landeanflug raubte uns den Atem. Sprachlos genossen wir den Blick von oben auf die türkis - blau leuchtende Lagune. 

Von unserem Bungalow im Aitutaki Beach Villas hatten wir einen tollen Blick auf das Meer und den traumhaften, fast menschenleeren Strand. Nur ein paar Spaziergänger und eine einheimische Familie teilten sich den Strand mit uns. 

Wir verbrachten den Tag mit Schnorcheln, Kajakfahren und dem eigenhändigen Knacken von Kokosnüssen – das haben wir von der Besitzerin der Bungalows gelernt.

Für den nächsten Tag buchten wir eine Lagooncruise, um die traumhafte Lagune und die kleinen Inseln (Motus) zu besuchen – ein „Must - Do“ auf Aitutaki! 

Wir wählten einen Anbieter mit kleinen Booten mit maximal 10 Personen und bereuten die Wahl nicht. Unser Captain Fantastic brachte uns vor allen anderen an dem Tag an die Traumstrände der Inseln, sodass wir diese unberührt, ohne Fußabdrücke anderer Touristen, vorfinden und ungestört genießen konnten. Beim Schnorcheln im kristallklaren Wasser trafen wir auf einige riesige Giant Trevallys, auf Deutsch Dickkopf - Stachelmakrelen. Was für ein Erlebnis mit diesen friedlichen Fischen zu schnorcheln. Auf One Foot Island bekamen wir einen Stempel in der Form eines Fußabdruckes in unseren Reisepass, den man nur hier auf dieser Insel bekommen kann! Weltweit war das das einzige Postamt auf einer unbewohnten Insel. Abgerundet wurde die Tour durch ein bombastisches Grillbuffet am Strand mit frischem Fisch, Gemüse, Früchten und Kokosnuss. Was für ein toller Tag!

Nach einem weiteren entspannten Strandtag mieteten wir uns im nahegelegenen Supermarkt, der gleichzeitig Imbiss und Autovermieter war, einen Wagen, um die Insel zu erkunden, denn öffentliche Verkehrsmittel gab es hier nicht. Ich benötigte einen lokalen Führerschein und musste versprechen, diesen bei der Polizei zu besorgen. Ich meldete mich direkt im örtlichen Revier und fragte nach dem Führerschein. „Du bist mit dem Mietwagen hergefahren, oder?“, fragte mich der diensthabende Polizist. Ich befürchtete schon eine Strafe und bejahte die Frage mit einem unschuldigen Lächeln. „Dann hast du den Fahrtest bestanden“ war seine Antwort nur und er händigte mir grinsend meinen Cook Islands Führerschein aus.

Das Fahren hier war entspannt, denn der Verkehr war überschaubar. Einheimische in Flip Flops fuhren auf ihren Rollern fast in Schrittgeschwindigkeit an uns vorbei, gerade so schnell, dass die Blüten, die hinter ihren Ohren im Haar steckten, nicht herausgeweht wurden. Alles war so herrlich entspannt. Hektik kannte man hier nicht.

Auf Aitutaki kann man nicht viel erleben, aber herrlich entspannen. Einfach eine wunderschöne und sehr entspannte Insel!

Zurück auf Rarotonga

Auf Rarotonga konnte man umso mehr erleben und unternehmen. Hier hatten wir am Ende noch ein paar Tage, um die Insel zu erkunden. Die Landschaft hier war nochmal ganz anders als auf Atiu oder Aitutaki. In der Mitte der Insel ragte der majestätische Te Manga mit über 600 Metern Höhe empor und bietete spektakuläre Aussichten über den tropischen Regenwald.

Hier gab es viele tolle Wanderwege durch grünen Dschungel, entlang von Flüssen oder Wasserfällen. Der Hauptwanderweg, der Cross - Island - Track, führte auf einer Tageswanderung quer über die Insel durch das grün - raue Herz. 

Ein besonderer Ausflug war auch der Nature Walk mit Insellegende „Pa“, dem Medizinmann von Rarotonga. Auf einer zweistündigen Wanderung führte uns der drahtige Mann erst durch sein grünes Anwesen und dann auf einem entspannten Spaziergang durch die Natur Rarotongas. Dabei erklärte er die Zusammensetzung und Wirkung jeder zweiten Pflanze, der man begegnete. Er hatte für jedes Leiden ein natürliches Heilmittel parat und hatte laut den Insulanern schon ganze Familien von schweren Krankheiten bewahrt. Ein sehr unterhaltsamer und ganz besonderer Ausflug.

Aber auch an einem der schönen Strände von Rarotonga lässt es sich gut aushalten. Unsere Unterkunft, die Bungalows des Muri Shores Villas, lag wieder direkt am Strand. Hier war schon ein wenig mehr los als auf den anderen beiden Inseln, aber es herrschte trotzdem eine entspannte Atmosphäre. Wir verrachten den Tag mit Schwimmen, Schnorcheln oder fuhren mit dem Kanu zu einer der kleinen Inseln. Mit etwas Glück konnte man hier auch Schildkröten beim Schnorcheln antreffen.

Abends zog es uns dann zum Essen meist auf den Muri Nachtmarkt, der direkt nebenan an vier Tagen der Woche stattfand. Hier ging alles etwas einfacher und zünftiger zu. Neben geschmortem Lamm und frischem Fischcurry wurden noch viele weitere Spezialitäten der Cook Inseln angeboten und direkt vor Ort auf Bierbänken verzehrt. Dazu gab es inseleigenes Bier und lokale Musik über Lautsprecher. Sehr zu empfehlen für alle, die günstig, landestypisch und lecker essen möchten!

Es gab noch so viel mehr zu erleben und zu entdecken. Die Cook Inseln sind in jedem Fall eine Reise wert. Die vielfältige und atemberaubende Natur, wunderschöne Strände, klares Wasser aber vor allem die entspannte Art der Einheimischen, die den Aufenthalt zu etwas ganz Besonderem machen, machen den einzigartigen Mix aus. Vor allem Atiu hat uns sehr überrascht und uns nachhaltig beeindruckt. Die authentische, naturbelassene Insel ist einfach etwas ganz Besonderes. Empfehlen würde ich aber immer eine kleine Inselkombination. So bekommt man die unterschiedlichen Facetten der verschiedenen Inseln zu sehen. Ich würde immer wieder hierher kommen!

Ein Reisebericht von Jasmin Leimbrock

Samstag, 27. Mai 2023

Australien - Vivid Sydney & das „andere“ Outback

Nach circa 20 Stunden Flug mit Etihad Airways ab Frankfurt zuzüglich 2 Stunden Umsteigezeit in Abu Dhabi kamen wir recht entspannt in Sydney an. Unser Transfer ins Radisson Blu Plaza Hotel Sydney, das eine zentrale Lage hatte, dauerte nur 30 Minuten, so dass wir nach kurzer Erfrischung direkt zum ersten Erkundungsspaziergang durch Sydney starten konnten.

Wir hatten das große Glück, während des Vivid Sydney Festivals in Sydney zu sein. Während des jährlich (meist im Mai/Juni) stattfindenden Festivals werden Gebäude und Sehenswürdigkeiten in Sydney, wie die Oper oder die Harbour Bridge, genutzt, um kunstvolle Lichtinstallationen beeindruckend zu präsentieren. Das Festival steht ganz im Zeichen von Licht und Musik, die zum Teil interaktiv entdeckt werden können.

Nach nur 10 Minuten Fußweg waren wir bereits am Darling Harbour und bestaunten die erste Licht - und Musikinstallation am Costums House. Unser Spaziergang führte uns im Hafen vorbei an der bunt erleuchteten Oper. Diese war auch ohne Beleuchtung schon sehr sehenswert, aber mit den Lichteffekten ein noch größerer Hingucker. Wir führten unseren Spaziergang durch den Royal Botanic Gardens fort. Auch dieser hatte viele faszinierende und unterschiedliche Lichtinstallationen.

Outback: Broken Hill & Silverton

Am nächsten Morgen starteten wir bereits früh, da wir weiter in das etwas „andere“ Outback flogen. Ich nenne es das etwas „andere“ Outback, da man natürlich bei Outback direkt an das Rote Zentrum mit dem bekannten Uluru denkt. Aber fast jedes der sieben Bundesländer und Territorien – außer Tasmanien – hat tatsächlich einen kleinen Teil eines Outbacks und ich bin glücklich, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, das Outback von New South Wales kennen zulernen und davon zu berichten.

Nach nur zwei Stunden Flug in einer kleinen Propellermaschine von Rex Airline mit erstklassigem Service landeten wir in der Minenstadt Broken Hill, einem scheinbar verschlafenen Ort im Outback. Dass es hier viel zu sehen und entdecken gab, war uns gleich nach der Landung und circa zwei Minuten Busfahrt klar. Wir besuchten eine Basis der Royal Flying Doktors. Hier werden auch heute noch – inzwischen mit modernem Zubehör – Krankenbesuche und Flugtransporte von entlegenen Orten in verschiedene Krankenhäuser und Arztbesuche koordiniert. 
Während des Besuches eines kleinen angeschlossenen Museums und der ausführlichen Beschreibung unseres Guides erfuhren wir, wie alles anfing, mit welchen Ideen und Innovationen bereits seit 1923 auf die Entfernung direkt eine Diagnose gestellt werden konnte und die Einsätze geplant wurden. Auf der australischen 20 - Dollar - Note sieht man ein Bild des Gründers Reverend John Flynn sowie die Kartierung des Körpers, um eine Ferndiagnose zu stellen.
Nach einem kurzen Mittagessen und Besuch des Miner‘s Memorial, einem Gebäude – hoch über der Stadt gelegen - zur Erinnerung an alle während der Arbeit in der Mine Verstorbenen, führte uns unsere Fahrt nach Silverton, einer scheinbaren Geisterstadt im „Middle of Nowhere“. Der Ort diente als Filmkulisse für Mad Max 1 - 3 und somit war es nicht verwunderlich, dass es nicht sehr viele Gebäude gab. Diese wurden meist als kleine Kunstgalerien genutzt, wodurch die Kreativität der Menschen im Outback zum Vorschein kam. Das Herzstück des „Ortes“ war das Silverton Hotel, das hauptsächlich als Bar für die Touristen diente.

Zum Sonnenuntergang fuhren wir zum Living Desert Skulpturenpark. Hier – etwa neun Kilometer außerhalb von Broken Hill auf einem Hügel – gab es seit 1993 schöne, aus Sandstein hergestellte Skulpturen zu besichtigen.
Im Anschluss fuhren wir zurück in unser Hotel Ibis Styles Broken Hill. Die Zimmer waren einfach, das Essen im Hotelrestaurant aber hervorragend. Die Steaks waren perfekt und auch die Mahlzeiten meiner Mitreisenden kamen sehr gut an.

Opalminenstadt White Cliffs

Auch am nächsten Morgen starteten wir etwas früher, da unser nächstes Ziel die circa 300 km entfernte Opalminenstadt White Cliffs war. Die Fahrtzeit wurde durch spannende Erzählungen unseres Guides Clarke sowie einem kleinen Picknick im scheinbaren Nirgendwo verkürzt. Während wir der endlosen Straße folgten, ließ ich die für mich ungewohnte Umgebung auf mich wirken. Viel rote Erde, die für mich unerwartet viele grüne Büsche und Bäume aufwies.

Als wir im 200 - Einwohner - Ort White Cliffs ankamen, erwartete uns bereits die nächste Überraschung. Die Einwohner lebten „unter der Erde“ in sogenannten Dugouts - Höhlen. Dass diese liebevoll eingerichtet Ihren Reiz haben können, zeigte uns die schweizer Auswanderin Barbara. Sie und Ihr Mann waren fast zwei Jahre mit einem Camper kreuz und quer durch Australien gefahren, bevor eine Reifenpanne sie in White Cliffs aufgehalten hatte. Die Ruhe und auch die Art zu wohnen gefiel Ihnen so gut, dass Sie bereits nach vier Tagen Ihr eigenes Dugout kauften, in der Sie nun schon seit circa neun Jahren wohnten. Die Höhle war so liebevoll gestaltet und verfügte über allerlei Lichtinstallationen, so dass auch wir uns direkt heimisch gefühlt haben. Allerdings war es für mich persönlich kaum vorstellbar, nur alle drei Monate meine Vorratskammer aufzufüllen. Man musste sich eine perfekte Einkaufsliste schreiben, um auch ja nichts zu vergessen. Dafür genoss man gute Luft und eine himmlische Ruhe. Barbara nutzte die freie Zeit, um äußerst kreativ Kunstwerke aus dem Schrottmüll anderer herzustellen, die Sie dann in Ihrem Vorgarten ausstellte. Sehr beeindruckend, was man mit diversen Gebrauchsgegenständen noch anstellen kann.

Bevor wir zu unserer Unterkunft fuhren, besuchten wir Graham und seine Opalminen. Die Opalminen sind die Haupteinnahmequelle des Ortes. Graham erklärte uns, worauf es bei der Opalsuche ankommt und zeigte uns persönlich seine Mine. Mit Helm gingen wir unter Tage und erfuhren mehr über die Abtragung des Opals. Nach einem interessanten Nachmittag fuhren wir zu unserer nächsten Unterkunft, dem White Cliffs Underground Motel, um einen persönlichen Eindruck davon zu bekommen, wie sich eine Übernachtung „unter Tage“ anfühlt. Die Zimmer waren in einem kleinen Labyrinth unter der Erde angelegt und jede „Höhle“ / Zimmer ist zwar einfach eingerichtet, aber sauber, zweckmäßig und individuell. Eine eigene Toilette und Dusche gab es nicht, aber für eine Übernachtung – und das besondere Erlebnis – kann man diese Gemeinschaftseinrichtungen schon in Kauf nehmen. Das Essen war etwas einfacher, aber die Portionen waren riesig und sehr lecker. Den Abend ließen wir gemütlich unter einem unglaublichen Sternenhimmel – an dem wir mit bloßem Auge die Milchstraße verfolgen konnten – an einem Lagerfeuer ausklingen.

Bevor wir uns am nächsten Tag wieder auf den Rückweg nach Broken Hill machten, bekamen auch wir die Möglichkeit, nach Opalen Ausschau zu halten und beim zweiten Such - Stopp wurde ich tatsächlich fündig. Da mein Fund allerdings sehr klein und unbearbeitet war, kaufte ich einen schön bearbeiteten, kleinen Opal für meine Kette. 

Broken Hill

Zurück ging die Fahrt nach Broken Hill, wo wir im neu eröffneten Broken Hill Outback Resort übernachteten, das etwas außerhalb vom Ort lag. Das Resort kombinierte einen Campingplatz mit sogenannten Cabins. Die Cabins waren großzügig gebaut und fast jedes Zimmer verfügte über einen Wohn -/ Schlafraum mit kleiner Einbauküche, einem Bad und einer Terrasse. Wenn man Glück hat, kann man die Tierwelt hier gut beobachten. 
Am Abend stand ein weiteres Highlight auf dem Programm: der Besuch des Outback Astronomy. Da es zur Zeit unserer Australien Reise Winter war, hatten wir uns alle warm und in mehreren Lagen angezogen, um den Sternenhimmel zu erforschen. Nach einer kurzen Einweisung machten wir es uns auf unseren Liegen bequem, die mit einem warmen Schlafsack ausgestattet waren. Es wurde noch eine heiße Schokolade serviert und schon startete unsere Reise durch das Universum. Nachdem sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erklärte uns Linda mit Hilfe eines Laserpointers, wo wir welche Sternenbilder erkennen konnten. Heute weiß ich, dass wenn man ganz genau hinschaut, sogar ein Emu in den Lücken der Sterne zu erkennen ist. Sie zeigte uns verschiedene Sternen - Konstellationen und auch wieder die Milchstraße. Wir hatten auch das Glück, Saturn mit seinen Ringen und den Jupiter durch ein Teleskop genauer zu sehen.

Mutawintji Nationalpark

Unser letzter Tag im Outback brach an und bei schönstem Sonnenschein fuhren wir zum Mutawintji Nationalpark. Dieser liegt circa 90 Minuten Fahrtzeit außerhalb von Broken Hill und wir fuhren größtenteils auf ungepflasterten Straßen. Auch auf dem Weg wurde mir wieder die Weite des Landes bewusst. Die Population war gering und wir passierten mehrere Gates. Im Nationalpark wurden wir von zwei Aboriginals empfangen, die uns zunächst ein leckeres, zweites Frühstück zu Teil werden ließen. Gestärkt durch Zitronengrastee und leckeren Scones fuhren wir weiter in den großen Park. Wir wanderten leider nur einen kleinen Teil, dabei erklärte uns unser Guide Keanu mehr über die Aboriginals und deren kulturelles Erbe. Nach einem schmackhaften, einfachen Mittagessen setzten sich Männer und Frauen getrennt voneinander zusammen, um sich auszutauschen. Für mich ein sehr bewegender Moment.
Dann hieß es Abschied nehmen und wir fuhren zurück nach Broken Hill, um unsere Reise mit dem Indian Pacific fortzuführen. 

Zugreise mit dem Indian Pacific

Nach einem reibungslosen Check - In für den Zug besuchten wir allerdings zunächst die Drag Queen Show im Palace Hotel. Dies ist einer von drei möglichen, eingeschlossenen Ausflügen, die die Gäste des Indian Pacific in Broken Hill unternehmen können. Die Show fand im Palace Hotel statt, da hier auch der Film „Pricilla – Königin der Wüste“ gedreht wurde. 
Nach unserer Rückkehr zum Zug machten wir uns für das Abendessen zurecht. Unsere Kabine war nicht sehr groß, allerdings können sich zwei Personen gut zeitgleich fertig machen und es gab sogar ein kleines Bad. Tagsüber hatte man eine Sitzbank in der Kabine und während des Abendessens wurde die Kabine vom Bordpersonal zum Schlafen umgebaut, so dass man in einer Doppelkabine ein Ober - und ein Unterbett hat. Wir haben die Kabinen mit Goldservice Twin Kabine bewohnt.

Die Kabinen mit Platinum Service waren ein wenig geräumiger und das Bett in einer Doppelkabine kann zu einem Doppelbett umfunktioniert werden.
Wir genossen ein sehr gutes Abendessen mit Menüwahl und auch die Getränkeauswahl ließ kaum Wünsche offen. Das Personal war zuvorkommend und hatte auf alle Fragen eine Antwort. Wir ließen den Abend gemütlich im Wagon mit der Bar ausklingen. Übrigens sind ausgewählte Getränke, Softdrinks, Bier, Wein und Spirituosen im Reisepreis enthalten. Das Bett war erstaunlich gemütlich und die leicht ruckelnden Bewegungen des Zuges ließen mich recht schnell einschlafen. Nach einer ausgesprochen angenehmen Nacht startete ich gut erholt in den nächsten Tag.

Blue Mountains

Das sehr gute Frühstück – auch hier kann man aus verschiedenen Varianten wählen – stärkte mich für unseren nächsten Ausflug: Scenic World & Echo Point in den Blue Mountains. Wir verließen den Zug und stiegen in mehrere Busse um, um zunächst per Bus einen kleinen Eindruck von den Ausmaßen der Blue Mountains zu bekommen. Dann ging es mit der Seilbahn weiter. Die Ausblicke waren atemberaubend, unter uns sahen wir einen Wasserfall und auch die Felsformation Three Sisters war sehr gut zu sehen. Langsam kam auch die Sonne raus, so dass sich das Tal in einem bezaubernden Licht zeigte. Weiter führte uns der Skyrail – ein Minizug – ein weiteres Stück den Berg hinunter, wo wir mit unserem Guide einen Spaziergang durch einen kleinen Regenwald machten.
Ich empfehle auf jeden Fall, das Kombiticket für die Seilbahn, den „Minizug“ und eine weitere Seilbahn zu nehmen. Natürlich kann man auch kostenfrei in den Blue Mountains auf ausgewiesenen Wanderwegen die Region erkunden. Nach einem leichten Mittagessen in einem Touristenrestaurant wurden wir zum Bahnhof Katoomba gefahren und setzten mit einem für Gäste des Indian Pacific gecharterten Zug unsere Fahrt zurück nach Sydney fort. Dank der guten Organisation von Indian Pacific fanden wir gleich nach Ankunft am Bahnhof in Sydney unser Gepäck und fuhren mit dem Bus in den Stadtteil Paddington, um uns das Arts Hotel anzuschauen. Nach einem kurzen Rundgang in dem schönen Stadtviertel ging es weiter zu unserem letzten Übernachtungshotel Vibe Sydney. 

Sydney: Vivid Sydney, Opernhaus & Bridge Climb

Nachdem wir uns kurz frisch gemacht haben, starteten wir zu unserer Vivid Lights Captains Dinner Cruise. Hier sahen wir die erleuchteten Monumente vom Wasser aus und genossen mit einer soften Livemusik ein gutes Abendessen. Natürlich fanden wir auch die Zeit, Sydney bei Nacht und Vivid in seiner ganzen bunten Pracht vom Wasser aus zu fotografieren.
Wir stiegen am Circular Quay aus und unternahmen einen weiteren Spaziergang am Hafen entlang, um noch mehr bunte und vor allem faszinierende Licht - und Musikinstallationen auf uns wirken zu lassen. Ein Teil der Gruppe fuhr mit dem Taxi zurück ins Hotel, die anderen haben sich entschieden, die 30 Minuten zu Fuß zurück ins Vibe zu laufen.

Nach einem leckeren Buffet - Frühstück im Vibe starteten wir zu einer weiteren Erkundungstour durch Sydney. Das Wetter meinte es sehr gut mit uns und bei strahlend blauem Himmel gingen wir an Bord des Katamaran EnigmaX, um nun auch bei Tageslicht die Stadt Sydney vom Wasser aus kennen zu lernen. Gemütlich fuhren wir aus dem Hafen und uns wurde noch einmal das Ausmaß dieser Stadt bewusst. Am frühen Mittag ankerten wir in einer kleinen Bucht und ließen uns ein Mittagessen an Bord schmecken. Im Anschluss fuhren wir zurück in den Hafen und stiegen in einen Bus, um weitere Highlights zu sehen. Mit dem Bus fuhren wir durch Woolloomooloo, King`s Cross, weiter an den Klippen von South Head zum bekannten Bondi Beach. Hier konnten wir uns ein wenig die Füße vertreten und haben etwas über die Surfer vom Bondi Beach erfahren.

Zurück führte uns die Fahrt zum Old Clare Hotel in Chippendale. Dieses Hotel  verband einen Charme aus Alt und Neu und man musste es einfach gesehen haben. Die Zimmer waren mit Liebe zum Detail ausgestattet und es hatte eine recht gute Lage. Wer gerne asiatisch isst, hat hier die bekannte Spicy Alley direkt vor der Tür. Ansonsten konnte man im Hotel auch Fahrräder ausleihen, um die Stadt zu erkunden. Nach etwas Zeit zur freien Verfügung begann bereits unser Abschiedsessen am Abend. Das Nicks Seafood Restaurant lag direkt im Hafen und hat eine exquisite Fisch -/ Meeresfrüchteauswahl. Wer frische Meeresfrüchte liebt, ist hier sehr gut aufgehoben. 
Nach dem Essen starteten wir unseren letzten Spaziergang durch die erleuchtete Stadt und sahen wieder einige neue unglaubliche Farbkonstellationen.

Unser Abreisetag startete sehr früh, aber es lohnte sich. Wir durften während einer geführten Tour einen Blick hinter die Kulissen der bekannten Oper „werfen“. Im Innenbereich, beziehungsweise teilweise unter der Oper, wusste man teilweise schon gar nicht mehr, wo wir uns innerhalb der Oper befanden, aber dank unseres Guides und seinen vielen interessanten Geschichten, gingen wir nicht verloren. Wir stärkten uns noch innerhalb der Oper mit einem Frühstück, wo auch Statisten und Angestellte essen, bevor wir zu unserem nächsten Abenteuer, dem Bridge Climb starteten. 

Das Wetter meinte es heute nicht ganz so gut mit uns und bei Regen ging es auf die Sydney Harbour Bridge. Natürlich wurden wir vorher noch mit einem „Ganzkörper - Anzug“, Cappy, Regenjacke, Fleecejacke (falls es kalt werden sollte), Kopfhörer, um unseren Guide, der vorausging, zu verstehen, und noch so einigem ausgestattet. Man durfte weder Handy, noch Taschentücher mitnehmen, da man etwas verlieren könnte. Auch Brillen wurden mit einem Extraband am Anzug verbunden.
Nach einer Sicherheitseinweisung startete unser „Walk“. Wir hatten eine Express - Tour, liefen aber gemütlich innerhalb der Brücke. Wer Höhenangst hat, aber trotzdem mitlaufen möchte, ist möglichst nah am Guide vorne. Alle Teilnehmer wurden mit Karabiner am Seil abgesichert. Der Walk war für mich nicht ganz so schlimm, wie erwartet (ich habe ein wenig Höhenangst), und ich fing auch nach einer Weile an die Aussicht zu genießen. Eine kleine Foto - Session in der Mitte des Walks war auch sehr aufbauend und als wir auf der Brücke oben ein kleines „Tänzchen“ zu Musik von Wham hinlegten, war ich völlig tiefen entspannt und hätte noch ein Weilchen weiter auf der Brücke laufen können. Leider waren wir nach knapp zweieinhalb Stunden schon wieder unten und zogen uns wieder um.
Wir genossen zum Abschluss unser Mittagessen im Glenmore Hotel, das nicht weit vom Hafen entfernt war. Hier hat es großen Spaß gemacht, die Einheimischen während Ihrer Mittagspause zu beobachten.

Am späten Nachmittag hieß es dann für uns, Abschied zu nehmen und wir traten den Heimweg über Abu Dhabi an.

Mein Fazit: Auch wenn zur Zeit meiner Australien Reise vor Ort Winter herrschte, habe ich doch sehr schöne und vor allem unvergessliche Eindrücke mitgenommen. Ich habe gelernt, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung gibt. Sydney ist zu jeder Jahreszeit ein interessantes Ziel, aber das seit elf Jahren stattfindende Vivid Sydney Festival lässt viele Herzen höher schlagen und auch Kenner der Stadt entdecken wieder viel Neues. Auch im Outback von New South Wales gibt es viel Interessantes zu entdecken. Für jemanden, der schon einiges in Australien kennt, zeigt sich hier Australien von einer anderen Seite. Auch die Zugfahrt mit dem Indian Pacific kann ich nur empfehlen. Sie werden von dem Service und den überraschend gemütlichen Betten begeistert sein!

Ein Reisebericht von Tatjana Gorwatt