Posts mit dem Label Xpl Reiseberichte Afrika werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Xpl Reiseberichte Afrika werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 2. Mai 2023

Namibia - Camper Rundreise mit der Familie

Wir wollten nach der Geburt unseres Sohnes nun endlich mal wieder einen Urlaub in der Ferne machen und fanden eine zweijährige Wartezeit lang genug. Die Frage war nur: „Wohin soll es gehen?“, und da ich keine große Zeitverschiebung wollte und mir ein Nachtflug sehr entgegen kam, haben wir uns für eine dreiwöchige Namibia Rundreise mit Kind entschieden, mit einer Kombination aus Übernachtungen im Camper mit Dachzelt und in richtigen Unterkünften. Per Direktflug ab Frankfurt (die Zuganreise per Rail&Fly war unkompliziert aus München) flogen wir mit Air Namibia in nur 10 Stunden nach Windhoek.

Angekommen am Flughafen, wird man in zwei Minuten vom Shuttle zur Camper - Station gebracht und sollte für die Fahrzeuganmietung etwas Zeit mitbringen. Wir waren zwar die ersten Kunden an diesem Sonntag, konnten aber mit unserem Britz Allrad - Camper auch erst nach zwei Stunden starten. Die Angestellten von Britz sind sehr bemüht dem Kunden alle Informationen mit auf den Weg zu geben. Wir fühlten uns gut aufgehoben und waren im Laufe der Reise glücklich zwei Ersatzräder dabei gehabt zu haben. Die Matratzen in den Dachzelten sind sehr bequem (ca. 7 cm dick) und man hat wirklich alles, was man für einen gelungenen Camping - Urlaub braucht inkl. Schlafsäcken, Kopfkissen und einer zusätzlichen Decke für kältere Nächte (welche unserem Sohn übrigens überhaupt nichts ausgemacht haben). Windhoek ist einen kleinen Abstecher wert, aber mehr als eine Nacht muss man nicht zwingend einplanen. Hier kann noch einmal eingekauft werden bevor man mit der Rundreise startet. Sonntags haben nur sehr vereinzelt Supermärkte geöffnet und die Stadt erscheint wie ausgestorben. Unter der Woche jedoch tobt das Leben und „alle Einwohner“ sind auf den Straßen unterwegs.

Als erste größere Station mit zwei Nächten war der Rand der Kalahari geplant. Hier hatten wir einen Stellplatz auf der Bagatelle Kalahari Game Ranch vorgebucht und waren sehr glücklich, da es insgesamt nur sechs Stellplätze gibt und jeder sein eigenes kleines abschließbares Häuschen mit Dusche/WC hat, ebenso wie einen Grillplatz. Wirklich nobel… Man konnte hier auch alle Mahlzeiten des Tages zu sich nehmen und an einem kleinen Pool entspannen.

Nach einer Nacht im Mesosaurus Fossil Camp hatten wir das Vergnügen auf richtigen Betten zu schlafen und zwar im Canyon Village in der Nähe des Fish River Canyons. Das Essen war sehr gut, der Service sehr zuvorkommend und die kleinen Bungalows extrem gemütlich. An unserem „freien“ Tag haben wir einen Ausflug zum zweitgrößten Canyon der Welt gemacht, welchen wir wesentlich beeindruckender fanden als den Grand Canyon. Kaum Menschen (genau eine Busladung Touristen) und ein atemberaubender Ausblick. Man hätte am Canyonrand entlang wandern oder diesen per Auto abfahren können. Wir haben uns auf Grund unseres Sohnes für die zweite Variante entschieden, welche auch genügend Zeit in Anspruch genommen hat. In jedem Fall ratsam während einer Namibia Reise mit Kindern.

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg nach Aus, aber über den lohnenswerten südlichen „Umweg“ entlang des Oranjes, dem Grenzfluss zu Südafrika. Wenn man die Zeit hat und kein Problem mit der längeren Autofahrt, würde ich dies jedem empfehlen. Der blau schimmernde Fluss mit seiner grünen Flora wirkt fast surreal in einem ansonsten extrem trockenen Land. Hier könnte man auch Campen, Wandern gehen und Kanutouren machen. Die nächsten zwei Nächte / Tage im Desert Horse Inn von Klein Aus Vista (hervorragendes Essen und top Service) verbrachten wir mit einem Tagesauflug durch die Namib, um an einem Wasserloch auf die berühmten Wildpferde von Garub zu warten und uns, nach einem Tipp von zwei Südafrikanern, doch noch auf den ca. 90 km langen Weg nach Lüderitz zu machen, um dort die alte Diamanten - Geisterstadt Kolmanskoop zu besichtigen. Ein Stück deutsche Geschichte, für die es im Normalfall zwei geführte Touren täglich gibt, die wir jedoch leider verpasst haben. Wir haben uns für die Self - Guided - Tour entschieden und schon fanden wir uns an und in alten Häusern aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts wieder, mit toll erhaltenen Jugendstiltapeten und meterhohen Sanddünen im Wohnzimmer. Ein wahrlich unvergesslicher Anblick.

Um zwei weitere Nächte am Sesriem Canyon/Sossusvlei zu verbringen, hatten wir auf Grund der Streckenlänge noch einen kurzen Zwischenstopp auf einem Campingplatz am Duwisib Castle eingelegt, welches sich einst ein deutscher General aus lauter Größenwahn heraus hat errichten lassen.

Einen kompletten Tag (2 Nächte) am Sesriem Canyon/Sossusvlei ist sehr empfehlenswert, da man dann genügend Zeit hat, den kleinen Canyon, welchen man zu Fuß erkunden kann sowie Sossusvlei und Dead Vlei zu erwandern. Am besten man meidet die Mittagshitze, da das Gehen im Sand an den Vleis wirkilch sehr anstrengend ist und man erst einmal ca. 500 Meter zu Fuß zurücklegen muss, bevor man überhaupt etwas anderes als die weltgrößten Dünen sieht. Die letzten 5 Kilometer nach Sossusvlei sind übrigens nur noch mit einem Allradfahrzeug befahrbar. Wer entweder nur ein Mietauto mit Zweiradantrieb hat oder sich das Fahren in tiefem Sand nicht zutraut, der kann sich ab dem Parkplatz „Unter den Kameldornbäumen“ auch fahren lassen.

Unsere nächste Station, Swakopmund, war eine willkommene Abwechslung zum typischen Wüstenklima Namibias. Ein kleiner Küstenort mit tollem Sandstrand, wo die Wassertemperaturen von 15°C unseren Sohn nicht davon abgehalten haben, ordentlich nass zu werden. Ein großer Spielplatz war auch endlich mal was anderes, denn diese sind sonst eher nicht vorhanden, aber wer braucht auch Spielplätze auf einer Namibia Reise mit Kindern, wenn es Sand in Massen gibt. Das Orange House B&B ist fast direkt am Strand gelegen und in nur ca. 15 Gehminuten ist man im Zentrum von Swakopmund. Der Service ist zuvorkommend und das Frühstück gut. Am Rande der Stadt haben wir an unserem freien Tag an einer einstündigen Quad - Bike - Tour durch die angrenzenden Dünen der Namib teilgenommen, was kein Problem darstellte, da unser Sohn recht entspannt vor mir sitzend mitgefahren ist.

Die nächste Station war wieder für zwei Nächte die Gegend um Twyfelfontein und wir hatten hier wieder ein kleines, schönes Camp (7 Stellplätze zwischen riesigen Felsen angelegt) angrenzend am Mowani Mountain Camp. Leider haben uns hier tagsüber tausende kleiner Fliegen geplagt, so dass man unbedingt Ausflüge zum Petriefied Forest, dem Burnt Mountain oder den Organ Pipes machen muss. Die Felsgravuren und - malereien um die Twyfelfontein Country Lodge sind, meiner Meinung nach, mit kleinen Kindern nicht machbar, da man an einer geführten Tour teilnehmen muss und diese 2 - 3 Stunden dauert.

Zu unseren drei Nächten am und im Etosha Nationalpark muss ich vorab sagen: Wer keine Lust auf Menschenmassen hat und wie wir im Etosha auch noch in den südafrikanischen Winterferien ist, sollte die Restcamps im Park meiden. Hier ist alles restlos ausgebucht und ein Lärmpegel, welchen man im rar bevölkerten Namibia sonst nicht erlebt. Wir haben die menschenleeren Straßen und weite Natur so sehr genossen, dass wir total überrumpelt waren von so vielen Menschen an einem Ort. Man hat zwar im Nationalpark die Möglichkeit die verschiedenen Wasserlöcher um Okaukuejo, Halali und Namutomi schneller und einfacher zu erreichen, ohne dass man lange fahren muss (und im Park sind nur 60km/h erlaubt, auf Grund des Staubes, den man aufwirbelt) aber ich fand unsere 2 Nächte im Etosha Safari Camp (10 km südlich vom Anderson Gate) wesentlich entspannter, mit wirklich hervorragendem Service (den kann man in den staatlich geführten Restcamps nicht erwarten), tollem Essen und einer urigen Bar im Stil eines Township - Viertels und würde es so auch empfehlen, wenn man den östlichen Teil des Etoshas ebenso erkunden möchte. Die Camps und Lodges außerhalb sind meist nicht weit entfernt. Tiere im Park sieht man übrigens nicht nur an den Wasserlöchern - Giraffen, Zebras, Gnus, Springböcke, Oryxe und vieles weitere trifft man auch auf dem Weg durch den Etosha an. Ebenso lassen sich Nashörner und Elefanten erblicken. Bei den Großkatzen muss man allerdings erhebliches Glück haben und sollte hier nicht allzu viel erwarten, vielleicht sind die Chancen dann größer. Wir haben unsere Pirschfahrten alle im eigenen Auto durchgeführt, was ohne Probleme möglich und mit etwas Aufmerksamkeit und der Befragung der entgegen kommenden Fahrzeuge leicht zu bewerkstelligen war. Geführte Pirschfahrten sind leider auf einer Namibia Rundreise mit Kindern unter 6 Jahren nicht möglich, da diese auf den Fahrten im offenen Geländewagen nicht zugelassen sind.

Nach dem Erlebnis Etosha ging unsere Reise auch langsam dem Ende zu und unsere vorletzte Nacht haben wir im staatlichen Restcamp am Waterberg Plateau verbracht (hier war der Service sehr gut), man muss nur auf seine Sachen aufpassen, da Paviane sehr schnelle und schlaue Tiere sind und alles klauen, was essbar und unverschlossen ist. Hier kann man auch hervorragend Wandern gehen oder an geführten Pirschfahrten teilnehmen, dies ist auch mit Kindern unter 6 Jahren wieder nicht möglich.

Bei der letzten Nacht kann ich nur empfehlen, diese in der Nähe des Flughafens zu verbringen (je nach Abflugzeit natürlich). So hatten wir die letzte Nacht auf der Etango Ranch verbracht, einer Gästefarm mit Rinderzucht. Tolles Ambiente mit sehr freundlichen Angestellten und gemütlichen Zimmern in kleinen Bungalows. Die Rückgabe des Campers war wieder recht einfach und der Heimflug war für uns eine sehr angenehme Erfahrung, da wir diesmal zwei Sitzplätze für unseren Sohn zur Verfügung hatten und alle ein bisschen Schlaf gefunden haben.

TIPP: Ich kann vorab jedem nur empfehlen, sich genügend Zeit für eine Namibia Reise mit Kindern zu nehmen. Die Straßenverhältnisse sind mit unseren nicht zu vergleichen (nur 10% sind geteert und der Rest besteht aus Schotter und Sand). Genügend Bargeld (kann man an Geldautomaten in jeder „größeren“ Ortschaft bekommen) dabei zu haben lohnt sich, denn Tankstellen können meist nur in bar bezahlt werden und kleinere Unterkünfte oder sogar Zeltplätze bieten meist nicht die Möglichkeit einer Kreditkartenzahlung an. Tankstellen gibt es in regelmäßigen Abständen (von max. 300 km) und sollten dann besser auch aufgesucht werden, da es passieren kann, dass an einem geplanten Tankstopp das Benzin gerade ausgegangen ist.

Ein Reisebericht von ?