Memphis Tours

Dienstag, 12. September 2023

Die Philosophie von Ubuntu

Vom ersten Moment an, als ich das Café Ubuntu in Kenia betrat, war klar, dass dies ein Ort voller bedeutsamer Begegnungen und Menschen war. Dennoch war ich mehr als überrascht darüber, wie viel die Mitglieder dieser Organisation hier tatsächlich bewirken.

Das Wort Ubuntu beschreibt in Afrika ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Die allgemein akzeptierte Definition lautet in etwa „ich bin, weil wir sind“. Das Wort drückt das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Menschen aus und die Vision des Café Ubuntu spiegelt diese Einstellung perfekt wider.

Das Café Ubuntu, etwa eine Fahrstunde von Nairobi entfernt, hinterlässt sofort einen starken Eindruck bei Besuchern. Von den bemalten Wänden bis zum gepflegten Gelände ist ein Besuch hier ein Fest für die Sinne. Aus der Küche schweben betörende Düfte in den großen Raum, wo hier hergestellte Handarbeiten präsentiert werden. Fleisch brutzelt in Pfannen, der Pizzaofen brummt und die Kaffeemaschine dampft – kurzum, das gesamte Café vermittelt den Eindruck eines lebenden Organismus.

Bei unserer Ankunft im Café Ubuntu führte uns die stellvertretende Leiterin Ruby Ruth durch Küche und Café und ließ uns unseren ersten Gang kosten: Eine Zucchinisuppe. Sie war köstlich, aber wie Ruby Ruth betonte: „[Wenn wir] Besucher hier [herbringen], geht es nicht nur ums Essen.“

Wir traten in die Fußstapfen der Reisenden, die vor uns bereits hier waren, und besichtigten das Gelände und den Ubuntu Made Workshop, wo etwa 20 Frauen, die meisten Mütter von behinderten Kindern, Handarbeitsstücke herstellen, die hier vor Ort und in aller Welt verkauft werden. 

Das wirklich Besondere an Ubuntu sind die Frauen, die hier arbeiten. Als nächstes stand bei unserem Besuch ein Gespräch mit drei von ihnen auf dem Programm. Josephine, Beatrice und Esther arbeiten alle bereits seit mindestens sechs Jahren bei Ubuntu und ihre Familien profitierten von der von Ubuntu finanzierten Schule für Kinder mit Behinderungen. Die Einnahmen, die dieses gemeinnützige Projekt durch den Cafébetrieb und den Verkauf von Handwerk generiert, kommen nicht nur den Frauen selbst zugute, sondern auch einer Schule in der Gemeinde mit einem Sonderschullehrer und einem Beschäftigungstherapeuten. 

Bei unserem Gespräch mit den Damen wurde uns schnell klar, welch große Auswirkung die Schule und ihre Arbeit bei Ubuntu auf ihr Leben hatten. Beatrice erzählte, dass sie sich mithilfe von Ubuntu Fähigkeiten aneignen konnte, die sie zuvor nicht besessen hatte. Trotz der Schwierigkeiten und Hindernisse, mit denen sie zu kämpfen hatte, fühlt sie sich durch ihre neuen Aufgaben ermächtigt.

„Schon im ersten Monat meiner Ausbildung zählte meine Arbeit zur besten in unserem Team“, sagte sie. „Das hat mich dazu motiviert, diese Fähigkeit weiter zu nutzen, da ich damit ein Einkommen verdienen konnte, mit dem ich meinen Mann und meine Familie unterstützen konnte“. Beatrice setzte sich hohe Ziele, hat sich hochgearbeitet und ist heute als Assistentin im Betrieb hauptsächlich für die Lagerverwaltung verantwortlich.

Beatrice war nicht die Einzige, die mit großer Leidenschaft die berufliche Entwicklung beschrieb, die sie dank ihrer Arbeit in diesem gemeinnützigen Unternehmen vollzogen hatte. Die anderen Frauen hatten ähnliche Erfolgsgeschichten zu berichten. 

„Ubuntu hat mir so viel Gutes gebracht“, sagte Josephine. „Nach einiger Zeit in der Ubuntu - Schule machte meine Tochter einen Leistungstest und wurde für die Teilnahme am regulären Schulbetrieb zugelassen. Dank Ubuntu kann ich mit meiner Arbeit ihr Schulgeld bezahlen.”

Esther, die ebenfalls seit 2008 in der Kooperative tätig ist, erzählte, dass die Ausbildung bei Ubuntu ihr geholfen hat, als sie während der gewalttätigen Auseinandersetzungen rund um die Wahl in Kenia aus ihrer Heimat vertrieben wurde. „Ich kann meinen Lebensunterhalt verdienen und bei meiner Familie sein“, erklärt Esther. „Ich konnte ein Stück Land kaufen und habe ein Haus dort gebaut.“

Es war ein unglaubliches Erlebnis, das Zentrum zu besichtigen und mit den Mitarbeiterinnen zu sprechen. Danach konnten wir auch noch ein vor Ort gemachtes Essen genießen. Ich fühlte mich unglaublich glücklich, ein solch bedeutsames Gespräch mit einigen Mitgliedern der Kooperative geführt zu haben. Dieser Besuch bei Ubuntu war meine erste Vor - Ort - Besichtigung als neues Mitglied des Planeterra - Teams, und obwohl ich zuvor schon einige Zeit in Afrika gelebt habe, waren die Begegnung mit diesen Frauen und der Besuch im Café und der Werkstatt ein unvergessliches Erlebnis für mich.

Ein Reisebericht von Alanna Wallace

Montag, 11. September 2023

5 fantastische Fakten über die Selous Game Reserve in Tansania

Es ist vielleicht nicht so berühmt wie der Krüger - Nationalpark, aber Selous ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Hier sind fünf faszinierende Fakten über dieses Wildreservat in Tansania:

1. Es ist riesig

Selous wurde 1922 ins Leben gerufen und ist das älteste Wildreservat in Afrika und mit einer Fläche von 50.000 km² auch das größte. Damit ist Selous nicht nur größer als viele andere Naturschutzgebiete, wie der benachbarte Serengeti - Nationalpark oder der Kruger - Nationalpark in Südafrika, sondern auch als Länder wie die Schweiz, Dänemark oder Bhutan.

2. Es ist nicht viel los

Trotz seiner gigantischen Größe ist Selous aufgrund seiner abgelegenen Lage im Süden Tansanias das am wenigsten besuchte Naturschutzgebiet in Afrika. Dass es sich anfühlt wie ein verstecktes Juwel liegt auch daran, dass nur ein kleiner Teil, nämlich das nördliche Selous über dem Fluss Rufiji (etwa 8 % der Gesamtfläche), überhaupt für Besucher zugänglich ist.

3. Du kannst den Tieren hier ganz besonders nahe kommen

Selous ist kein Nationalpark, und obwohl es bestimmte Regeln gibt – so dürfen etwa nach Sonnenuntergang keine Busse fahren – können Besucher hier mehr machen als zum Beispiel im berühmteren Serengeti - Nationalpark. So kannst du etwa auch mal querfeldein fahren, um die zahlreichen Löwenrudel im Reservat aus der Nähe zu betrachten.

4. Du kannst hier ganz leicht spektakuläre Safarifotos schießen

Das Selous - Wildreservat umfasst mehrere verschiedene Ökosysteme und Schätzungen der UNESCO zufolge wachsen über 2.000 Pflanzenarten in dem Park. Diese ziehen natürlich auch jede Menge Tiere an, daher findest du im Reservat „beträchtliche Mengen“ an Elefanten, Geparden, Flusspferden, Krokodilen und Spitzmaulnashörnern, möglicherweise die letzte verbliebene Population dieser Nashörner in Tansania. Dem tansanischen Tourismusverband zufolge gibt es in Tansania mehr wilde Tiere pro Quadratkilometer als in jedem anderen Land in Afrika, was nicht zuletzt Selous zu verdanken ist. Beispiel gefällig? Es gibt hier so viele Giraffen, dass das Reservat mittlerweile scherzhaft auch „Giraffic Park“ genannt wird.

5. Selous wird „Seloo“ ausgesprochen

So hat der Namensgeber des Parks, Frederick Courteney Selous, seinen Namen ausgesprochen. Selous war ein britischer Abenteurer, Jäger und Naturschützer, der jahrzehntelang das südliche Zentralafrika erforscht hat und dabei so berühmt wurde, dass er dem Schriftsteller R. Rider Haggard als Inspiration für seinen berühmten Helden Allan Quatermain diente. Selous wurde im Ersten Weltkrieg 1917 nahe dem Beho - Beho - Camp von einem deutschen Scharfschützen getötet und ganz in der Nähe begraben. Fünf Jahre später haben britische Kolonisten mehrere bestehende Naturschutzgebiete zu einem riesigen Reservat zusammengefasst und dieses nach ihrem Landsmann benannt.

Ein Reisebericht von Stacy Lee Kong

Sonntag, 10. September 2023

Die Geschichte von Kolmannskuppe, der Geisterstadt in der Wüste Namib

Ein Goldfund in Kalifornien im Jahr 1849 verwandelte das Dorf San Francisco in eine Weltstadt. Fünfzig Jahre später sorgte die weltweite Nachfrage nach Kautschuk dafür, dass tief im Amazonas - Dschungel Opernhäuser gebaut wurden und das obskure brasilianische Örtchen Manaus die reichste Stadt in Südamerika wurde. Aber was passiert, wenn ein Boom endet? Welche Geister bleiben zurück, um von der einstigen Pracht zu erzählen? Eine Reise nach Kolmannskuppe in Namibia liefert einige gespenstische Antworten auf diese Fragen.

Als Zacharias Lewala 1908 etwas im Sand glitzern sah, wurde Namibia (damals die Kolonie Deutsch - Südwestafrika) praktisch über Nacht wirtschaftlich bedeutsam. Lewala war über ein Millionen Jahre altes Diamantenfeld gestolpert, dessen Edelsteine vom Oranje ans Meer gespült und von der Brandung an die namibische Küste geworfen worden waren.

Innerhalb von 10 Jahren hatten Schürfer Kolmannskuppe – eine so entlegene Ortschaft, dass sie nach einem Mann benannt ist, der seinen Wagen einst dort in einem Sandsturm zurückgelassen hatte – in die reichste Boomtown des Kontinents verwandelt; jeder fünfte Diamant weltweit kam damals aus Kolmannskuppe.

Mit dem Wohlstand – und der Zuwanderung, vor allem aus Deutschland – kam auch der Wunsch, die von zuhause gewohnten Annehmlichkeiten auch hier zu genießen und Kolmannskuppe wurde ein bizarres Stück Deutschland mitten in der namibischen Wüste. Hübsche Holzhäuser wurden errichtet, deren Gärten mit Wasser aus einem neu angelegten Wasserspeicher gegossen wurden. Für die Kinder der Zuwanderer wurde eine Schule gebaut. Im örtlichen Theater spielte ein Orchester an Wochenenden zum Tanz auf, während schicke Damen ihre neuesten Outfits ausführten. Es gab eine Straßenbahn und ein Krankenhaus, das angeblich den ersten Röntgenapparat im südlichen Afrika besaß (und dessen Chefarzt darauf bestand, dass seine Patienten für ihre Gesundheit täglich eine rohe Zwiebel aßen).

Es stellte sich jedoch heraus, dass sich der Reichtum von Diamanten ebenso schnell verflüchtigen kann wie eine Fata Morgana in der Namib - Wüste. Ob Lewala, der afrikanische Entdecker der Diamantenfelder in Kolmannskuppe, jemals reich geworden ist, ist nicht überliefert. August Stauch, der größte Investor der Stadt, verlor jedenfalls sein gesamtes Vermögen im Zuge der Großen Depression und als er 1947 in Deutschland an Krebs starb, gingen die Diamantenvorräte in Kolmannskuppe bereits zur Neige und die Spekulanten wandten sich einem neuen Edelsteinfund nahe der südafrikanischen Grenze zu. 1954 spielte das Theaterorchester von Kolmannskuppe seine letzte Vorstellung vor einem Rumpfpublikum. Dann wurden die Instrumente eingepackt und die Stadt den Elementen überlassen.

Sand und Wind leisteten schnell ganze Arbeit. Verwehungen und Dünen umhüllten die Gebäude und ließen nichts außer verfallenen Ruinen zurück. Diese Häuser heute zu besichtigen, ist ein gespenstisches Erlebnis – als hätte jemand versehentlich die Tür offengelassen, durch die der Sand hereingeweht wurde. Halb erwartet man eine langsam kalt werdende Tasse Kaffee am Tisch stehen zu sehen. Einige Gebäude wurden von der Bergbaugesellschaft, der die Stadt immer noch gehört, teilweise renoviert, aber die meisten wurden dem Verfall überlassen. Die Zimmer sind voller Sand und die Dünen reichen oft bis an die Decke. 

Falls du jemals die Namib - Wüste besuchen solltest, denk daran, nach etwas Glitzerndem im Sand Ausschau zu halten. Man weiß nie, welches Vermögen sich dahinter verbergen könnte, wie flüchtig es auch sein mag.

Ein Reisebericht von Paul Clammer

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