Alaska und der Yukon waren schon lange Zeit ein Traum von mir, welchen ich mir dann endlich zusammen mit einer Freundin verwirklichen konnte. Wir haben uns zwar erst in Fairbanks getroffen, aber die ersten drei Nächte waren auch alleine ein Erlebnis.
Die beste Verbindung, welche ich auch genutzt habe, ist in den Sommermonaten der Direktflug ab Frankfurt mit Condor. Man bekommt ganz günstig ein Rail&Fly - Ticket dazu und ist z. B. von München aus mit der Bahn in nur 3,5 Stunden in Frankfurt. Die Flugdauer beträgt noch nicht einmal 10 Stunden und man kommt früher in Anchorage an als man in Frankfurt abgeflogen ist (die Zeitverschiebung macht es möglich). Die Einreise dauert nicht lange, da der Flughafen übersichtlich ist und die internationalen Ankünfte sich auf ein Flugzeug beschränken. Je nach Ankunftszeit kann man sich noch das ANHC (Alaska Native Heritage Center) anschauen, ein Freilichtmuseum mit jeder Menge Informationen über die Ureinwohner Alaskas damals und heute. Ansonsten ist Anchorage eher eine Kleinstadt im Vergleich zu anderen Hauptstädten US - amerikanischer Bundesstaaten und man hat nicht sonderlich viel verpasst, wenn man nur mal kurz durch die Innenstadt schlendert.
Nach der ersten Übernachtung in Alaska habe ich mich aufgrund des Jetlags bereits um 04.30 Uhr auf den Weg Richtung Denali National Park gemacht. Wer so früh aus den Federn kommt (oder auch später), dem kann ich einen kurzen Abstecher nach Talkeetna nur empfehlen. Von hier aus hat man einen atemberaubenden Blick zum Mount Denali (wenn er sich mal aus seiner Wolkendecke erhebt). Einen recht guten Kaffee bekommt man in Nagley's Store (was eher eine Seltenheit ist in den USA) und kann dann mit diesem in aller Ruhe dem Talkeetna River (bei uns wäre das ein reißender Fluss) zuschauen, wie er seinen Lauf nimmt. Um 8 Uhr am Sonntag Morgen war hier alles noch ein bisschen verschlafen, wobei diese Ruhe auch sehr angenehm ist und mich schon einmal auf den Rest des Urlaubes eingestimmt hat. Auf dem Weg zum Denali National Park begegneten mir am Straßenrand Schwarzbär und Elchfamilie, welche nicht die letzten Tiersichtungen bleiben sollten. Die nächsten zwei Nächte habe ich im Denali Grizzly Bear Resort verbracht, welches verkehrsgünstig an der Hauptstraße gelegen ist, man aber vom Verkehr überhaupt nichts mitbekommt. Man hat einen tollen Blick auf Fluss und Bahnstrecke, welche Anchorage und Fairbanks verbindet. Vom Resort sind es ca. 10 Kilometer (6 Meilen) bis nach Denali, wo es ein paar Bars und Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Am dritten Tag hatte ich eine Tagestour per Bus in den Denali National Park gebucht und wurde um 6.35 Uhr abgeholt. Aufgrund des vielen Regens hatte ich etwas Bedenken, dass wir kaum Tiere sehen würden, aber glücklicherweise hat sich dies nicht bewahrheitet, denn denen ist das Wetter eher egal. Am Ende des Tages konnten wir mit Elchen, Caribous, Dall - Schafen und acht Grizzlies (darunter zweimal Nachwuchs) aufwarten. Ein wirklich schöner Tag mit weiter Sicht, trotz tief hängender Wolken.
Endlich war der Tag gekommen, als ich meine Freundin in Fairbanks treffen würde. Nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir uns auf zu den Chena Hot Springs (heiße natürliche Quellen in ein „Schwimmbad“ verpackt) gemacht, welche extrem entspannend und wunderschön gelegen sind. Die Fahrzeit betrug ca. 1,5 Stunden in nordöstliche Richtung (60 Meilen von Fairbanks) und mit 15 Dollar war der Eintritt auch bezahlbar. Am Abend verschafften wir uns im Howling Dog (nördlich von Fairbanks) einen kleinen Einblick in die örtliche Pub - Szene und haben jede Menge kuriose, aber extrem nette Gestalten kennen gelernt. Übernachtet haben wir im River’s Edge Resort, welches wunderschön am Fluss gelegen ist und aus vielen einzelnen Bungalows besteht.
Am nächsten Tag machten wir auf dem Weg nach Tok einen kurzen Stopp in North Pole, ein Must - See für amerikanische Kitsch - Fans auch im Sommer. Natürlich kauften wir ein, denn dort findet man an 365 Tagen im Jahr alles für das Weihnachtsfest, sogar lebende Rentiere.
Von Tok ging es am sechsten Tag über den Taylor Highway (Top of the World Highway) nach Dawson City. Eine atemberaubende Route, für die man gute sechs Stunden Fahrt einplanen muss, da ein Großteil nicht geteert ist und man auch alle naselang für Fotos oder Stopps anhalten muss. Auf der Hälfte der Strecke gönnten wir uns in Chicken einen Kaffee und haben zum ersten Mal ein Dredge (sog. Schwimmbagger) gesehen. Große "Ungeheuer“, die zur Zeit des Goldrausches nach einiger Zeit die manuelle Goldsuche abgelöst und die Flüsse umgegraben haben. Die Grenzkontrolle nach Kanada war sehr freundlich und unkompliziert, allerdings darf man nicht vergessen, die Uhr eine Stunde vor zu stellen. Dawson City ist ein kleines Städtchen, welches seine Glanzzeit mit einst ca. 40.000 Einwohnern längst hinter sich gelassen hat. Allerdings kann man z. B. im Casino von Diamond Tooth Gertie jeden Abend noch an den Black - Jack - Tischen „zocken“ oder sich eine von drei Shows anschauen, in welchen gesungen und getanzt wird. Beim Abendessen im Klondike Kate’s wird man von der regionalen Küche begeistert sein und hat bei der charmanten Einrichtung tatsächlich das Gefühl als wäre man um 1900 im Yukon.
Unseren freien Tag in Dawson nutzten wir aus und machten uns um 9 Uhr zu einer River Rafting Tour auf, welche uns vom Flughafen (Klondike River) in zwei Stunden über den Yukon wieder zurück nach Dawson geführt hat. Es war entspannend und sehr informativ, wir haben jede Menge Wissenswertes über Dawsons Geschichte und die Natur erfahren. Danach haben wir uns mit einer kleinen Self - Guiding Tour (bekommt man im Visitor’s Center) die ganzen „alten“ Häuser angeschaut und zu Fuß noch einen Abstecher zum Friedhof gemacht, welcher am Berg gelegen und in verschiedene Bereiche (katholisch, jüdisch etc.) aufgeteilt ist. Am späten Nachmittag sind wir mit dem Auto die 12 Kilometer zum noch vorhandenen Dredge No. 4 gefahren, welcher so groß ist wie ein ganzer Apartment - Block. Zum Abschluss des Tages sind wir noch zum Midnight Dome hochgefahren und haben den tollen Ausblick auf die Umgebung und Dawson, Yukon und Klondike genossen. Die Abendgestaltung begann mit dem berühmt - berüchtigtsten Drink Dawson Citys im Downtown Hotel, dem sogenannten Sour Toe. Das muss man mitgemacht haben, man bekommt sogar einen eigenen Mitgliedsausweis und im Pit (Westminster Hotel) konnte man feiern bis die Sonne wieder aufgeht (oh Entschuldigung, die geht im Sommer ja gar nicht richtig unter).
Der darauffolgende Tag führte uns in sechs Stunden durch eine spektakuläre Landschaft bis nach Whitehorse, welche auch für Wanderfreunde so einige Möglichkeiten bietet. Whitehorse, als Hauptstadt des Yukon, ist allerdings nur ein eher kleiner Ort in dem man alles kaufen kann, was man seit Fairbanks nicht mehr gesehen hat. Dort findet man außerdem die längste Fischleiter der Welt, welche die Lachse bei ihrer Wanderung vor den Turbinen des Wasserkraftwerkes beschützen soll. Sehr interessant, wenn man noch ein bisschen Zeit hat.
Die Fahrt nach Skagway ist nicht weit, man sollte aber mindestens drei Stunden einplanen, weil die Umgebung wirklich grandios ist. Skagway ist „nur“ ein typischer kleiner Touristenort, in welchem die großen Kreuzfahrtschiffe auf ihrem Weg von Vancouver nach Alaska anlegen (oder anders herum). Deshalb würde ich grundsätzlich immer empfehlen die Nacht in Haines zu verbringen (vorausgesetzt die Fährzeiten lassen es zu), da es noch ein ursprünglicher kleiner Fischerort und das Hotel Halsingland ein relativ alter Gebäudekomplex ist, welcher einst zum Fort Seward gehörte. Das Hotel ist einfach ausgestattet, aber dafür der Service und das Abendessen eine Übernachtung wert.
Tipp am Rande: Wenn man nach der Fähre nach rechts abbiegt, ist die Chance auf Bären zu treffen (falls man noch keine gesehen hat) extrem hoch. Dies ist der Tipp eines Anglers, der hier an einem Flusslauf immer mit Grizzlies um die Lachse konkurrieren muss.
Nach einer entspannten Nacht machten wir uns auf den Haines Highway zu erkunden, welcher zu den schönsten Panoramastraßen der Welt gehört. Die „Million Dollar Falls“ sollte man nicht verpassen und am Rande des Kluane National Parks sind Tiersichtungen keine Seltenheit, so sind uns mehrere Grizzlies, Schwarzbären und Elche über den Weg gelaufen. Unser bisheriges absolutes Highlight war allerdings ein 60 - minütiger Rundflug über den Kluane National Park. Am Haines Junction Airport war es eher ungemütlich, aber als wir endlich in der Luft waren, sahen wir auch, dass man sich vom Wetter am Boden nicht abhalten lassen darf, da es im National Park einfach traumhaft war! Atemberaubende Ausblicke auf das größte nicht polare Eisfeld haben uns die Sprache verschlagen und man kann mit etwas Glück einen Blick auf den höchsten Berg Kanadas, den Mount Logan erhaschen.
Ein absoluter Traumtag (Wetter und Strecke) führte uns zwei Tage später den Glenn Highway entlang und vorbei an zahllosen Gletschern nach Wasilla. Dort findet man zum ersten Mal wieder richtig viel Zivilisation und kann in Shopping Malls und Supermärkten alles erstehen, auf das man bisher „verzichten“ musste. Das privat geführte Alaska Garden B&B hat eine traumhafte Lage mit überwältigendem Blick auf die vorgelagerte Bergwelt und bietet ein paar individuell eingerichtete Bungalows mit Kitchenette und separatem Schlafzimmer.
Auf dem Scenic Highway No. 1 ging es auf nach Seward. Auf dem Weg haben wir die Crow Creek Historic Gold Mine in Girdwood besucht, welche bereits seit 40 Jahren im Familienbesitz ist. Sehr interessant und empfehlenswert, da das Erlebnis noch recht authentisch ist. Dort wurden die Bergflüsse abgetragen, um an Gold zu kommen und zwar alles mehr oder weniger händisch, also ohne die Hilfe großer Bagger. Der Eintritt liegt bei ca. 25 US - Dollar pro Person inkl. Goldschürfen.
Bei Whittier haben wir noch versucht einen Blick auf den Portage Gletscher zu erhaschen, aber leider hat sich dieser bereits so weit zurückgezogen, dass man nur noch mit dem Boot hinfahren kann. Dafür haben wir einen kurzen Spaziergang zum Byron Glacier unternommen, wer etwas mehr Zeit hat und gegen eine zweistündige Wanderung und nasse Füße nichts einzuwenden hat, kann bei Seward zum Exit Glacier laufen.
Am vorletzten Tag haben wir zum krönenden Abschluss noch eine achtstündige Kenia Fjords Cruise unternommen. Eine Schiffstour durch die zerklüftete Fjord - und Gletscherlandschaft des Kenai Fjords National Parks, welche uns mit jeder Menge Wildlife in Form von Walen, Delfinen, Robben, Puffins & Co sowie perfektem Wetter belohnt hat. Ein Traum und sehr empfehlenswert. Somit haben wir unsere 15 - tägige Rundreise mit einem weiteren Highlight abschließen können.
Ein Reisebericht von ?