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Samstag, 15. April 2023

Moscheen, Medresen, Minarette - über die Oasenstädte Usbekistans

Chiwa, Buchara und Samarkand sind Usbekistans glänzendste Schmuckstücke.

Ein Mann sitzt vor dem Westtor von Chiwa. In langem Gewand, mit Turban, spitzem Bart und einem Dokument in der Hand sinniert er in überlebensgroßer Bronze über Gott und die Welt. So wie er es Zeit seines Lebens im 9. Jahrhundert getan hat. Mit bis heute überaus bedeutsamen Folgen für die Menschheit.

Zum einen nämlich führte der Mathematiker, Astronom und Geograph Muhamad Ibn al - Charizmi die indischen Ziffern inklusive der Null in seinen Kulturkreis ein, von wo aus die dann arabisch genannten Ziffern ihren Siegeszug durch ganz Europa und in alle modernen Zahlensysteme antraten. Zum zweiten war al - Charizmi nichts weniger ist als der geniale „Vater“ der Algebra und des Algorithmus - wie übrigens auch sein Name verrät.

Der Universalgelehrte stammte aus Choresmien. Einer großen Oase im heutigen Nordwesten Usbekistans, deren Hauptstadt Chiwa vom Handel an der Seidenstraße profitierte und heutzutage eines der schimmerndsten Schmuckstücke im usbekischen Schatzkästlein ist. Ein Freilichtmuseum par excellence, dessen erstklassig aufgehübschtes Antlitz überwiegend aus dem 19. Jahrhundert stammt.

Auf vergleichsweise engem Raum buhlen in Chiwas belebter Altstadt hinter dem wulstigen Mauerring eine Festung, mehrere Moscheen und Mausoleen, zwei Paläste, jede Menge Medresen und eine Karawanserei um die Aufmerksamkeit der Besucher, die sich gut und gern einen Tag lang verführen lassen sollten vom Zauber des Ensembles und seiner Einzelstücke.

Zum Beispiel Kalta Minor, das unvollendete bzw. kurze Minarett. Besonders auffällig wegen des dicken Turmstumpfes und seines Kachelschmucks: Weil es ursprünglich alle anderen Minarette im muslimischen Osten in den Schatten stellen sollte, überzogen es die Architekten mit einem geschlossenen Ornamentgürtel aus blauen, türkisfarbenen, grünen und weißen Fliesen. Fantastisch!

Oder die Zitadelle, in der die Chane von Chiwa offiziell residierten. Hier ließen sie Münzen prägen und gaben Seidenscheine heraus, die bei Bedarf sogar gewaschen werden konnten - „Geldwäsche“ mal in des Wortes reinster Bedeutung und folglich ohne verruchten Beigeschmack.

Viele Wände sind hier wie mit Tapeten komplett verkleidet mit chiwatypischen Majoliken - hellblaue geometrische und florale Ornamente auf dunklem Untergrund. Über deren Feinheiten wissen die Profis Bescheid. „Vergleichen Sie einmal Thronsaal und Sommermoschee“, geht etwa Stadtführer Jurabek ins Detail. „Im Saal dominieren unruhige Muster, weil der Chan, der hier auch Gericht hielt, partout nicht einschlafen durfte. In der Moschee hingegen strahlen die Ornamente Ruhe und Harmonie aus - hier konnte der Herrscher gern mal ein Nickerchen machen.“ Hübsche Geschichte!

„Wie baut man eigentlich ein Minarett?“, wurde Nasreddin Hodscha einst gefragt. „Nun, das ist ganz einfach“, erwiderte der orientalische Eulenspiegel: „Man bohrt einen Brunnen, und dann dreht man das Ganze einfach um.“ Das bronzene Abbild des Schalks mit seinem Esel dürfte das populärste Fotomotiv in Buchara sein. Obwohl die Konkurrenz geradezu übermächtig ist. An Anzahl wie an Qualität.

Für Bucharas Wahrzeichen etwa hätte man nach Nasreddins Version im 12. Jahrhundert verdammt lange und tief buddeln müssen: Das Kalon - Minarett ist der Traum von einem orientalischen Turm. 46 Meter hoch sowie über und über mit Ziegelmauermustern dekoriert, ziert es die gleichnamige Riesenmoschee im Zentrum des mittelalterlichen Buchara.

Die Perle an der Seidenstraße mit ihren blau schimmernden Kuppeln und glänzenden Fassaden ist aber auch berühmt für ihre bildschönen Medresen: Die Ulug´bek - Medrese zum Beispiel hat eine reichgeschmückte Hauptfront. Die Medrese Abdelaziz Chan vis - a - vis entzückt mit Märchenlandschaften im Portalmosaik, die an indische Miniaturen der Mogulzeit erinnern. Die Medrese Devon Begi bezaubert mit Paradiesvögeln über dem Portalbogen. Die Mini - Arab - Medrese wiederum komplettiert allerliebst das Kalon - Ensemble und kann als einzige nur von außen bestaunt werden – sie dient wie einst und übrigens auch zur Sowjetzeit noch heute als islamisch - geistliche Lehranstalt.

Ein Komplex aus drei Medresen hat sich sogar zu Usbekistans nationalem Symbol und zum UNESCO - Weltkulturerbe aufgeschwungen. Er thront auf dem Registan in Samarkand und darf mit Fug und Recht als Spitzenklasse - Hingucker bezeichnet werden. Als nobelsten öffentlichen Platz der Welt haben entzückte Schwärmer den Registan immer wieder gepriesen, und da ist wirklich was dran: Für einen vergleichbar überwältigenden Eindruck müssten sich auf einem europäischen Platz drei Kathedralen gegenüberstehen. Vollkommen frei und ohne Häuser drum herum.

Die älteste der drei ehemaligen Islam - Hochschulen wurde um 1420 von Ulug´bek errichtet, dem Enkel des berüchtigten Timur. Anders als sein grausamer Großvater beschäftigte sich der hochgebildete Mann mit den Wissenschaften, allen voran der Astronomie. Passend dazu wurde „seine“ Medrese mit Sternenmotiven übersät.

Die Sherdor - Medrese genau gegenüber entstand gut zwei Jahrhunderte später fast als Spiegelbild. Zumindest in der Form von Fassade und Minaretten. Einmalig hingegen sind die tigerartigen Löwen auf dem Portal, die im Bauch die Sonne tragen und weiße Antilopen jagen. Wie auch in Buchara streng genommen ein Widerspruch zum islamischen Bilderverbot, doch auch dafür haben die hiesigen Fachleute plausible Erklärungen in petto.

Ein echtes Goldstück vollendet das umwerfende Panorama - die als Schule und Moschee zuletzt erbaute Tillakori - Medrese. Die „Goldbedeckte“ verdankt ihren Namen der im Hof gelegenen Moschee, deren Innenraum fast komplett mit dem edlen Metall überzogen wurde. Ein glänzender Abschluss - im doppelten Sinn.

Ein Reisebericht von Ekkehart Eichler

Freitag, 14. April 2023

Namaste Nepal - über Wandern in Nepal

Vor dem Landeanflug taucht die Kette der schnee - und eisbedeckten Gipfel des Himalaya auf. Kathmandu – wir kommen!

Sobald wir den Flughafen verlassen und von unserem freundlichen Guide im Empfang genommen werden, finden wir uns in einem Wirrwarr aus fremden Eindrücken, Gerüchen und Hupkonzerten wieder. Der chaotisch wuselnde Verkehr auf den größeren Straßen scheint undurchdringlich. Zwischen hupenden Autos quetschen sich Moped - und Fahrradfahrer. Mädchen in dunkelblauer Schuluniform, die Haare artig mit roten Schleifen zu Schaukeln geflochten, überqueren todesmutig die Straße. Am Straßenrand laden junge Männer von Lastwagen ab, was aus anderen Landesteilen und aus Indien herangebracht wurde: Kartoffeln und Stoffballen, Reis und Stereoanlagen. Das winzige Himalaya - Königreich liegt wie ein dünnes Laken zwischen den dicken Brüdern Indien und China.

Angekommen im luxuriösen Hotel stürzen sich die ersten gleich in den Swimmingpool. Andere schlürfen Tee im Garten, wo ein grüner Papagei von Mangobaum zu Limettenbusch springt.

Erstes Ziel am nächsten Tag ist Kathmandus Altstadt. Die Straßen sind voller Menschen, die Märkte und Geschäfte sind in Betrieb. Betritt man einen Laden, legt der Besitzer die Hände vor die Brust und sagt: „Namaste!“ (Ich grüße den Gott in dir!) Man erwidert die Begrüßung mit einer spiegelgleichen Verbeugung.

Durch enge Gassen erreichen wir den Durbar Square, das historische Herz von Kathmandu, auf dem auch der Palast der Könige steht. Mehr als 50 Pagoden und Tempel säumen den Platz. Der Eintritt auf den autofreien Platz, der Mitte der 1970er Jahre von der UNESCO restauriert wurde, kostet 200 Rupien.

Eine Statue des Affengottes, der von den alten Kriegern verehrt wurde, bewacht den Eingang des Palastes. Zum Gebetsritual gehört es, die Statue mehrfach gegen den Uhrzeigersinn zu umrunden. Das Goldene Tor gegenüber ist der Eingang zum alten Palast und wird von zwei weißen Löwen aus Stein flankiert. Auf den Löwen reiten die Götter Shiva und Parvati. In der Mitte des Tores, das aus Messing gefertigt ist, werden Szenen aus dem hinduistischen Epos Mahabharata dargestellt. Unmittelbar hinter dem Tor steht die Narasinha - Statue. Sie stellt den Gott Vishnu in Gestalt eines Löwenmenschen im Kampf gegen einen Dämonen dar. Die Wohngebäude der Malla - Könige befinden sich nördlich des Tanz - Hofes. Wir als Ausländer haben in diesen Teil des Palastes allerdings keinen Zutritt. Ebenfalls verschlossen ist der Mul Chowk. Einst wurden dort Tieropfer dargebracht, heute dient er für religiöse Feierlichkeiten und Staatsakte. Der 35 Meter hohe Taleju - Tempel überragt die anderen Gebäude des Komplexes. Die Malla - Könige huldigten hier der Göttin Kali, die wegen ihrer Blutrünstigkeit gefürchtet wird.

Die Macht der Vergangenheit umhüllt mich. Ich setze mich vor eine Statue und beginne einen stummen Dialog mit ihr, starre in die Augen gemalter Dämonen, fahre mit den Fingern über glattgeschliffene Holztüren und will gar nicht mehr weiter.

Aber am westlichen Tor, das in den Hof des Machhendranath Tempels führt, lockt der Markt mit seinem bunten Treiben. Auf dem Töpfermarkt stapeln sich mannshoch Gefäße, Schüsseln, Figuren und symbolträchtige Tiere. Vor uns schwebt ein Doppelbett, gefolgt von einem mächtigen Kleiderschrank und einer kompletten Sofagarnitur mit zwei wuchtigen Sesseln. Dünne, sehnenharte Männerbeine lugen unter Sofa und Bett hervor.

Am nächsten Tag geht es in die ehemalige Königsstadt Patan mit dem herausragenden Königspalast aus dem 17. Jahrhundert. Der Goldene Tempel mit seinem vergoldeten Eingang gilt als schönster und bedeutendster Tempel Patans. 365 Stufen führen hinauf zum Heiligtum Swayambunath. Von hier aus genießen wir einen faszinierenden Rundblick über das Kathmandu - Tal - und die Berge.

Die Götter leben auf den Bergen, glauben die Nepalesen. Acht der 14 Achttausender der Welt stehen in Nepal. Und drei davon nun vor uns: der majestätische Annapurna, 'die Nahrung spendende Göttin', der schneebedeckte Manaslu, 'Sitz der Seele Gottes', und der einsame Dhaulagiri, der 'weiße Berg'.

Die Stupa Svayambhunath ist eines der ältesten buddhistischen Heiligtümer im Kathmandu - Tal. Die Augen Buddhas, die auf allen vier Seiten der Statue am Stupaturm gemalt sind, schauen in alle vier Himmelsrichtungen über Kathmandu hinweg. Girlanden mit unzähligen bunten tibetischen Gebetsfähnchen flattern ringsum in der leichten Brise. Über diesem imposanten Bauwerk wölbt sich ein blauer Himmel, an dem gewaltige weiße Wolkenberge aufzusteigen beginnen. Welch ein faszinierender Anblick und welch eine mystische Stimmung. Die Luft ist erfüllt vom dumpfen, immer wiederkehrenden Mantra Dutzender betender Buddhisten „Om mani padme hum" ("Oh Du Juwel in der Lotosblüte"). Im Uhrzeigersinn umkreisen sie das Bauwerk. Leise knattern die Gebetsmühlen. Ich atme Räucherstäbchenduft, lausche den Gongschlägen und sehe den Schatten der Wolken hinterher, die an den Flanken der Stupa entlanggleiten.

Der nächste Ausflug führt in die rund 30 km entfernte ehemalige Königsstadt Bhaktapur. Tempel und Pagoden mit prächtigen Holzschnitzereien präsentieren sich mitten im Alltagsleben. Ziegen, Hühner und Truthähne, Früchte und Gemüse sowie Frauen beim Reisstrohdreschen bilden eine bunte Kulisse.

In Bodnath befindet sich das tibetische Zentrum der Hauptstadt mit seiner zentralen Stupa. Sie ist neben Swayambhunath das wichtigste Heiligtum des Buddhismus in Nepal. Ein Durchmesser von 40 Metern und eine Höhe von 36 Metern machen den Stupa außerdem zu einem der größten Heiligtümer des Buddhismus weltweit. 1959 entstand nach der Flucht des Dalai Lama aus Tibet hier ein neues Glaubenszentrum für den tibetischen Buddhismus.

An den unteren Stufen werden mannshohe Gebetsmühlen von den Gläubigen gedreht. Sie sind dabei in tiefer Andacht versunken, eine wirklich sehr spirituelle Szenerie.

Als letzter Programmpunkt erwartet uns das hinduistische Heiligtum Pashupatinath mit seinen Verbrennungsstätten am Bagmati - Fluss. Auf dem Weg halbnackte Sahus, die um ein paar Münzen betteln. In den Bäumen hinter uns schnattern Affen. Süßlicher Rauch erfüllt die Luft am südlichen Teil, dem Ram Ghats, der von allen Kasten für die Verbrennungs - Zeremonien genutzt wird.

Wer am Bagmati - Fluss verbrannt und dessen Asche dann in den Fluss gestreut wird, darf auf eine gute Wiedergeburt hoffen. Das Feuer bewirkt eine große Reinigung und erlaubt der Seele, den Körper zu verlassen.

Am Ufer wird Wäsche gewaschen, während die Flammen eines Scheiterhaufens über einer Leiche knistern. Männer suchen mit Rechen im dunklen Schlamm nach Schmuck, der mitsamt der Asche eines Toten im Fluss gelandet sein mag.

Nach einem beeindruckenden Tag, steht am nächsten Morgen eine kurzweilige, rund sechsstündige Fahrt in den Chitwan - Nationalpark an. Wer erwartet, in Nepal nur hohe Berge und alte buddhistische Tempel vorzufinden, ist überrascht von diesem über 900 qkm großen Dschungel im Süden des Landes, an der Grenze zu Indien.

Der Park bietet Aktivitäten für alle Altersgruppen an, vom Kleinkind bis zum Greis. Chitwan gilt als letztes Refugium für das Rhinozeros im subtropischen Dschungel des Terai.

Bei unserer Ankunft in der Lodge steht die späte Nachmittagssonne wie ein roter Feuerball am Horizont und taucht die grasbewachsene Ebene in ein goldenes Licht. Am nächsten Tag reiten wir auf einem Elefanten. Leider bekommen wir auf unserer Dschungelpirsch mit erfahrenen Parkführern keines dieser Nashörner zu sehen.

Doch dafür entschädigt das Beobachten der Vögel. Es wimmelt nur so von ihnen: Brahmanenenten, Silberreiher, Eisvögel, Schwarzstörche, Weißstörche, Sittiche, verschiedene rote Dschungelhühner, Raubvögel, Spechte, Pfauen und Bienenfresser.

Am nächsten Tag ein kleiner Ausflug mit unserem Guide. Kaum haben wir die Wege der Lodge verlassen, hebt der Guide das Blatt eines Salbaums vom Boden auf. „Die Leute hier benutzen solche Blätter als Teller bei Feiern oder als Unterlage für Opfergaben an die Götter“, erklärt er. Er zeigt uns einen Baum, aus dem sich am besten ein Kanu herausmeißeln lässt, pflückt Blätter, die in Currygericht würzen, und andere, aus denen sich ein Antiseptikum brauen lässt.

Nach dem Besuch einer Elefanten - Farm beschließt eine eindrucksvolle Tanzdarbietung der Tharus diesen spannenden Tag.

Weiter geht es nach Bandipur. Schon die Busfahrt ist ein großes Erlebnis. Herrliche Landschaften und der Einblick in das Leben nepalesischer Dörfer begleiten uns auf dieser Fahrt. In sanften Schwüngen fahren wir dahin, vor uns erstrecken sich gelbe Rapsfelder bis zum Horizont. Das mittelalterlich anmutende Dorf Bandipur zeugt mit seinen zahlreichen Tempeln und traditionellen Gebäuden von der Handwerkskunst der Newar - Kultur. In dem Dorf, in dem keine Autos fahren, genießen wir die authentische Übernachtung in einem rustikalen, liebevoll gestalteten Heritage - Hotel. Die typischen Newari - Häuser des gleichnamigen Volksstammes haben prächtig geschnitzte Fenster und mehrflügelige Holztüren - die unterste Etage steht tagsüber praktisch völlig offen!

Die traumhafte Berglage von Bandipur ermöglicht bei guter Sicht unvergessliche Ausblicke auf die schneebedeckten Himalaya - Riesen. Und einen herrlichen Blick auf die mächtigen Himalayagipfel genießen wir auch bei einer Wanderung gemeinsam mit einem Guide ins nahe gelegene Dorf Ramkot. Überall wächst und wuchert es, die Windungen eines Flusses im Tal sind silberfarbene Pinselstriche. Zwischen verstreuten Lehmhütten dehnen sich die Reisterrassen in gleichmäßigen, konzentrischen Wellen und brechen sich an den mannshohen Bambusbüschen. In Ramkot scheint die Zeit still zu stehen. Auf dem Dorfplatz mahlen Frauen Reis auf zwei zentnerschweren Lehmsteinen, andere flegeln Weizen in der Mittagssonne, wieder andere backen Schmalzringe auf dem offenen Feuer.

Die Menschen strahlen Gelassenheit und gute Laune aus. Ihre Gesichter spiegeln die Mühsal und die Würde eines bäuerlichen Lebens. Ihr Lachen vertieft die Furchen, die Feldarbeit und Himalayasonne um ihre Augen gezeichnet haben. Die Schönheit der Frauen ist umgekehrt proportional zum Estee - Lauder - Prinzip: Sie werden mit jeder Falte schöner.

Das Lokalgericht der Gegend wird auf den Bastmatten am Boden auftischt: Reis, bittere Linsen, dazu silberne Töpfchen mit selbstgemachtem Marihuana - Chutney (es hat keine Rauschwirkung und dient hier einfach als Nahrungsmittel). Wir graben unsere Finger in den Linsenbrei und versuchen, wenigstens die Hälfte davon in den Mund zu bringen. Einhändig, mit der rechten Hand natürlich, die 'unreine' Linke muss brav auf der Matte bleiben, denn sie ersetzt nach der Mahlzeit das Toilettenpapier.

Am letzten Tag in Bandipur verabschiedet sich das Hotelpersonal ganz herzlich. Wir bekommen einen Tika auf die Stirn und einen hellen Schal umgelegt.

Am 9. Tag unserer Reise geht es von Bandipur nach Pokhara, das in einem atemberaubenden schönen und fruchtbaren Tal liegt. Der Name Pokhara ist sehr alt und wurde abgeleitet von dem Wort Pokhari, was so viel bedeutet wie Teich oder See. Nach einer Bootstour auf dem Fewa Lake erkunden wir die vielen idyllischen Ecken, die es Pokhara zu entdecken gibt. Der Ort in 827 Meter Höhe war früher ein wichtiger Handelsort zwischen Indien und Tibet. Der Handel der Tibeter kam jedoch nach der Entmachtung Tibets durch die Chinesen zum Erliegen.

Geblieben sind die großartige Ausblicke auf das Himalaya - Massiv - am besten frühmorgens. Die Schönheit der unberührten Natur und die zum Greifen nahen Berge machen Pokhara unvergesslich.

Mit dem Bus geht es zurück nach Kathmandu, wo am nächsten Tag eine neun Kilometer lange Wanderung nach Nagarkot auf dem Programm steht. Es präsentiert sich ein fantastischer Blick auf die Gebirgskette des Langtang - Himals mit den Gipfeln des Langtang Lirung I (7226 m) und des Gan Chenpo (6387 m).

Der Ort Nagarkot erstreckt sich über den Bergrücken. Am höchsten Punkt des Ortes findet man einen kleinen Stupa. Von dort steigen wir über wenige Stufen zu einer Aussichtsplattform hoch, von wo aus man den besten Blick hat.

Am Abend lockt ein nepalesisches Essen mit folkloristischen Darbietungen im Bhojan Griha, einem geschmackvoll restaurierten Ranapalast. Es gibt ein mehrgängiges Menü unter anderem mit dhal bat (Reis mit Linsen) und alu tareko (Kartoffelcurry).

Ein köstlicher Abschluss einer unvergesslichen Reise.

Ein Reisebericht von Joseph Scheppach

Donnerstag, 13. April 2023

Wüsten - Wunder Samarkand - über Usbekistan

Auf einer Route der Seidenstraße durch Usbekistan: Prachtvolle Moscheen, geheimnisvolle Altstädte und ein Land im Aufbruch liegen auf der Strecke. Und klangvolle Namen wie Samarkand und Buchara. Selbst die Sowjets konnten ihren Reiz nicht brechen.

Die Seidenstraße ist fraglos die beste Werbeidee, die jemals für Mittelasien ersonnen wurde. Ende der 1860er - Jahre hatte der deutsche Geograph Ferdinand von Richthofen Chinas Provinzen nach Kohlevorkommen durchsucht, die er für die deutsche Wirtschaft erschließen sollte. Um seine umfassenden Werke aber beim Romantik - verliebten deutschen Publikum besser zu verkaufen, erfand er den Begriff von der Seidenstraße, als seien die schwer bepackten Karawanen quasi auf einer Autobahn von China bis in den Nahen Osten getrottet. In Wahrheit gab es ein ganzes Netz von Routen und Verbindungen, die sich ständig verschoben und an wichtigen Oasenstädten trafen. Wie auf einer Kette liegen die noch heute vor allem in Usbekistan in der Steppe Zentralasiens und ziehen Besucher in ihren Bann.

Die Reise beginnt weniger spektakulär in der Hauptstadt Tashkent. Breite, grüne Boulevards, 2,3 Millionen Einwohner, Plattenbauten aus den 60er - und 70er -Jahren, eine schnelle U - Bahn aus russischen Zeiten, fünf große Theater und Prunkbauten im postsowjetischen und neoorientalischen Stil prägen das Bild im Reich des ex - sowjetischen Parteisekretärs Islam Karimow, der das Land seit der Unabhängigkeit 1991 autokratisch, aber ohne Personenkult regiert. Von der berühmten Altstadt sind nach dem Erdbeben von 1966 praktisch nur das Kaffal Shashi - Mausoleum und die berühmte Koranschule Barakchan aus dem 16. Jahrhundert übrig, in der heute Kunsthandwerk verkauft wird. Daneben eine neue Moschee im alten Stil. Karimov ließ sie 2007 in nur acht Monaten hochziehen. Immerhin sind 80 Prozent der Staatsbürger Muslime. Allerdings gehen nur 30 Prozent regelmäßig beten. In Deutschland gebe es mehr Moscheen als in Usbekistan, sagt der Germanist Ruslan Rustamow, der für den Marktführer Gebeco deutsche Gruppen durch sein Heimatland führt.

Erster Paukenschlag dann 300 Kilometer südwestlich in Samarkand. Der Registan - Platz ist wohl das schönste Wohnzimmer Asiens. Drei mächtige Medresen umschließen ihn in imposanter Harmonie. Ein Ausrufezeichen der Blütezeit im 15. bis 17. Jahrhundert, als der legendäre Mongolen - Herrscher Timur - Lenk, bei uns auch als Tamerlan bekannt, ein Großreich und eine machtvolle Dynastie begründete. Die schillernden Majolka - Kacheln in blau, türkis und weiß an den Fassaden müssen den Wüstenreisenden wie ein Wunder erschienen sein. Und unter Gelehrten galten die Hochschulen als erste Adresse. Perfekten Ausblick bietet neuerdings eine weiße Marmor - Empore, die man für Chinas Staatschef Xi Jinping an der offenen Südseite gebaut hat. Mutige können auch im Dunkeln eine steile Wendeltreppe auf ein Minarett hochsteigen. Der Ausblick ist grandios, bei 45 Zentimeter hohen Stufen aber auch ein Muskelkater garantiert. Der Muezzin tut sich das schon lange nicht mehr an.

Noch verwunschener ist ein Gräberfeld, das in die Mauern der vorchristlichen Festung Afrosiab entstand. In Shah - e - Sende ließen sich die Edlen an Timurs Hof prunkvolle Mausoleen mit wunderbarem Sternen - und Blumendekor errichten. Auch ein Cousin Mohammeds soll hier begraben liegen und zieht täglich Pilgerscharen auf den Grabhügel. Timur selbst liegt unten im Tal in einem eigenen Grabkomplex unter einer mächtigen Tambour - Kuppel und einem Scheinsarkophag aus schwarzem Nephrit tief in der Erde bestattet. Seit der Unabhängigkeit wird er als Nationalheld verehrt.

Noch mehr in die Zeit der Karawanen eintauchen kann man in Buchara jenseits der Serafshan - Berge. Lebensgroße Holzdromedare ruhen um das große Wasserbecken im Zentrum der Altstadt, als seien sie von einer Karawanengesellschaft zur Rast hier abgestellt worden. Kleine Mädchen im Sonntagsstaat klettern auf ihre Höcker. Eine Schülergruppe posiert davor für ein Selfie. Die Pilgerherberge Devon Begi im Hintergrund wurde im 16. Jahrhundert eigens so angelegt, dass ihre Kuppeln und Türme sich im Wasser spiegeln. Links und rechts davon prägen zwei mächtige Koranschulen das Bild. An Tischen um das Becken sitzen Männerrunden im Schatten der Maulbeerbäume hinter Porzellanschalen mit grünem Tee. Der würzige Duft von frisch gegrilltem Schaschlik liegt in der Luft. Aus Lautsprechern dröhnen neoorientalische Techno - Beats. In ihrem Takt schlägt hier am Labi Hauz, dem einst lebenswichtigen Wasserreservoir, das Herz der Seidenstraßen - Romantik.

Viele Baudenkmale in der Altstadt wurden kostspielig saniert, darunter die mächtige Festung Ark, das weithin sichtbare Kolon - Minarett von 1127 oder das viertorige, turkmenische Portal Chor Minor, das als usbekisches Taj Mahal gerühmt wird. Ein erstes Stadttor wurde wieder aufgebaut. Bis 2020 soll die ganze Stadtmauer aus Lehmziegeln wieder stehen. In die alten Handelsgewölbe zogen Teppichhändler und Puppenmacher ein. Ein Händler schenkt probeweise Gewürztee mit Anis, Nelke, Kardamom, Zimt, Safran, Pfefferminze und Basilikum aus. Immer neue Hotels im traditionellen Dekor eröffnen. Obwohl noch schätzungsweise 10 000 Menschen hier leben, wirken Teile der Altstadt aber museal. 80 Jahre Sozialismus haben den Orient zurückgedrängt.

Davon kann auch Israel Khan tagtäglich ein Lied singen. In der alten Pilgermoschee Chor Bakr vor den Toren der Stadt wartet der Mullah auf Gläubige. Fünfmal am Tag steht er vor dem Portal und ruft zum Gebet. „Ich bin schon froh, wenn überhaupt jemand kommt“, sagt Khan. Zwar gebe es ein gewisses Interesse am Islam, aber die meisten Usbeken betrachten Religion eher distanziert als Ergänzung ihres Lebensstils. Sie trinken Wodka und Bier und essen gelegentlich auch vom Schwein. Frauen schminken sich nach russischer Art eher üppig als dezent, seit 1927 alle verhüllenden Ausgeh - Mäntel öffentlich verbrannt wurden. Oft muss der Mullah Pilgern erst einmal erklären, wie man eigentlich richtig betet.

In Chiwa ist der Eindruck völlig anders. Die alte Oasenstadt liegt ganz im Westen des Landes in der Nähe des antiken Flusses Oxus mitten in der Wüste Kizilkum. Innerhalb der gelben Lehmmauern findet man ein fast vollständig erhaltenes Bauensemble enger Gassen, prunkvoller Moscheen, schattiger Teehäuser und fremder Gewürzdüfte. In den Wohnvierteln am Rande der Mauer meckern Ziegen in den eingefassten Höfen. Und wenn die Sonne sinkt, treffen sich die Nachbarn zum gemeinsamen Schaschlik - Grillen auf der Gasse. Nachts wird es stockdunkel in der Stadt. Ein klarer Sternenhimmel begrenzt dann die Schattenrisse der Kuppeln und Türme wie seit vielen hundert Jahren.

Ein Reisebericht von Martin Wein

Mittwoch, 12. April 2023

Ritt auf dem Drachenrücken über China

Die Karstberge an den Mäandern des Li - Flusses und die Reisterrassen in den Shan - Bergen prägen die grünen Kulturlandschaften im Süden Chinas. Und das Grün kehrt in die Mega - Städte zurück

Mit der Liebe der Chinesen zu ihrer Natur hat das Ausstellungszentrum für Stadtentwicklung auf den ersten Blick nichts zu tun. Geformt wie eine überdimensionale Stereo - Anlage der 1980er - Jahre mit einer altmodischen Tisch - Antenne obendrauf steht der Klotz gleich neben dem Rathaus am zentralen Volksplatz in Shanghai. Im Inneren protzt die Stadtverwaltung des 23 - Millionen - Einwohner - Molochs mit einem imposanten beleuchteten Riesen - Modell der südchinesischen Megalopolis im Jahr 2020. Doch nur ein Stockwerk darüber geht es nicht mehr um Autobahnen, Fabriken und Appartementbunker, sondern um Bäume. Hier erfährt der Besucher, dass die üppigen Rabatten von Rosen, Geranien und Begonien auf allen Kreisverkehren, an Straßenrändern und auch auf den horizontalen Blütenwänden an der Uferpromenade Bund am Perlfluss keineswegs nur eine ästhetische Bedeutung haben. Ausgerechnet die wichtigste Industriestadt Chinas will zurück zur Natur – und das mit Macht.

Drei Prozent seiner Wertschöpfung investiert Shanghai derzeit jedes Jahr in seine Grünanlagen, beteuert die Verwaltung in der Ausstellung. Ein 25 Meter breiter Grüngürtel legt sich neuerdings innen um die wichtige Ringstraße, außen gefolgt von einem 500 Meter breiten Waldgebiet. Zapfenförmige Grünanlagen in den Außenbezirken sollen die Belüftung der Innenstadt verbessern und den Hitzestau ableiten. 671 Quadratkilometer Wald sollen außerhalb des Rings für Frischluft und Auslauf sorgen. 2020 möchte die Stadtverwaltung 40 Prozent der Stadtfläche ergrünt sehen, damit die Mega - Stadt nicht kollabiert.

Die spürbaren Folgen der Industrialisierung, der weiter rasant wachsenden Bevölkerung und des Klimawandels haben im Reich der Mitte zum Umdenken geführt. Gartenstädte, die ohne sichtbaren Übergang mit der umgebenden Landschaft verwachsen, sind die politisch gewollte Zielvorgabe. Doch dahinter verbirgt sich auch eine tief verwurzelte Liebe zur kultivierten, sorgsam gehegten Natur, die sich in jedem chinesischen Garten widerspiegelt.
Ihre Vorbilder findet man vor allem im feuchten Südwesten des Riesenreichs. Ein zweistündiger Flug bringt Besucher westwärts in die Hauptstadt Guilin in der Autonomen Provinz Guangxi. „Zimtwald“ heißt die Stadt übersetzt. Wenn auch das Zentrum mit dem lieblichen Namen kaum noch etwas gemein hat, so faszinieren doch schon beim Anflug die dutzenden rund geschliffenen Kalksteinkegel, die sich südlich der Stadt wie Buckel freundlicher Glücksdrachen aus dem grünen Sumpfland an den Ufern des Li - Flusses recken. Sie sind eine Attraktion, die 40 Millionen chinesische Touristen und 140 000 Ausländer im Jahr in den Hauptort Yangshuo locken. Auf überdachten Plastikflößen mit knatternden Außenbord - Motoren sausen die Besucher flussabwärts durch die Szenerie, die man hierzulande von manchem Porzellan - Service aus Uromas Beständen kennt.

Jia Jia You nimmt ihre Gäste lieber auf Fahrrädern mit aufs Land, am besten samt Hilfsmotor wegen der Hitze. Auf schmalen Feldwegen und kaum befahrenen Nebenstraßen schlängelt sich ihr Grüppchen von Dorf zu Dorf. In der Umgebung stehen immer wieder die markanten Reste des Sichuan - Urmeeres, denen man phantasievolle Namen wie Großvater betrachtet einen Apfel oder Acht Unsterbliche kreuzen den Fluss gegeben hat. Gemüsefelder, Zimtblütenbäume und Teiche voller Wasserhyazinthen wechseln sich ab mit Nassreispflanzungen. Gelegentlich quält sich noch ein Wasserbüffel vor dem Pflug durch den schweren Lehmboden. Doch vor allem der Anbau der begehrten herbsüßen Kumquat - Zwergorangen habe viele Bauern reich gemacht, erzählt Jia Jia – und neue Hotelbauten. „Die Landflucht ist hier inzwischen gestoppt“, glaubt Jia Jia und verrät, viele Bauern hätten nur offiziell ihren Wohnsitz in der Stadt, weil sie damit Anspruch auf bessere medizinische Versorgung und Schulausbildung ihrer Kinder in den Zentren genössen. Zwar sollte man sich von den Glitzer - Fassaden auf dem „Hallo - Markt“ mit seinen agilen Händlern und modernen Geschäften in Yangshuo nicht täuschen lassen. Abseits der Touristenpfade gibt es nach wie vor viel Armut. Aber viele möchten auch ihr Leben nicht mit der Hektik und dem Smog in den Millionenstädten tauschen. Auch Rüdiger Sonten hat in Yangshuo sein Dorado erkannt. Als Backpacker kam der Koch aus Erlangen 1996 in die Region. Heute serviert er in Lederhosen vornehmlich chinesischen Gästen im Restaurant „Zur Eiche“ Schweinshaxe mit Sauerkraut, Thüringer Bratwurst und Rheinischen Sauerbraten. „Der Markt ist da“, sagt Sonten, „das läuft besser als unsere Pizzeria“. Wer als westlicher Besucher es hingegen lieber authentisch mag und mutig ist, der kann im hintersten Winkel der Markthalle von Yangshuo stattdessen auch ein paar lebende Frösche im Beutel, eine halbe Katze oder ein Stück frischen Hund einkaufen. Oder er belässt es bei Fisch aus dem Fluss.

Andere Bauern haben den Tourismus zum Geschäftsmodell gemacht. Nachdem eine Landschaftsaufnahme vom Gipfel des Hut - förmigen Xianggong - Berges – er liegt knapp 30 Kilometer von Yangshuo entfernt – dem Fotografen vor einigen Jahren über Nacht einen internationalen Preis einbrachte, bauten sie einen Treppenweg und Aussichtsplattformen und kassieren seither Eintritt. Der Provinzregierung ist die Eigeninitiative ein Dorn im Auge. So muss man ohne Reisegruppe anreisen und dann noch 15 Minuten zu Fuß aufsteigen. Die Mühe wird belohnt: Auf drei Seiten schlängelt sich der blau schimmernde Fluss tief unten durch mehrere Reihen im Dunst verschwimmender grün überwucherter Karstkegel. Eine Symphonie in Blau - und Grüntönen – selbst für den besten Landschaftsarchitekten unmöglich zu kopieren.

Schon vor 800 Jahren legten dagegen die Minderheiten der Zhuang, der Yao, Miao und der Dong in den Shan - Bergen nördlich von Guilin Hand an. Vor feindlichen Übergriffen in die Höhenlagen geflüchtet, haben sie dort viele Bergrücken terrassiert und mit Trockenreis bepflanzt. Auf einer Fläche von 70 Quadratkilometern sind die fragilen Anlagen noch erhalten. Heute tragen die Hänge im Kreis Longshen poetische Namen wie Neun Drachen und fünf Tiger oder Sieben Sterne, die den Mond umkreisen. Doch auch nicht so Phantasie - Begabte sollten den Ausflug in die Berge nicht auslassen. Shuttle - Busse bewältigen den größten Teil der 800 Höhenmeter. Die letzte Dreiviertelstunde läuft man zu Fuß durch Spaliere von Tee - und Souvenirhändlern. Dann öffnet sich im Dorf Ping An mit seinen traditionellen Holzhäusern der Blick auf den Drachenrücken.

Ein Hundertwasser - Kalender ist nichts gegen dieses Ensemble abgestufter Kurven ohne eine einzige gerade Linie, die sich von 380 bis in 1180 Meter Höhe die Berge hinaufziehen. Mehrere Wanderwege schlängeln sich hindurch wie ein Ritt auf dem schuppigen Reptil. Besonders zum Sonnenaufgang tupfen tief hängende Wolkenfetzen über den Tälern zusätzliche Pastelltöne in die Landschaft. Nur das hektische Klicken aus dem Wald der schweren Kamerastative heraus stört an den einschlägigen Aussichtspunkten die Idylle. Eigentlich würden die Zhuang, deren traditionsbewusste Frauen sich bis heute nur einmal im Leben vor der Hochzeit die Haare schneiden lassen, lieber Gemüse oder Obst anbauen, verrät Jia Jia You. Das bringt mehr Ertrag und macht weniger Arbeit. Aber um die einmalige Landschaft für die Nachwelt zu erhalten, dürfen sie nicht. Ständig müssen die Bauern die Mauern aus Lehm ausbessern, den Wasserfluss regulieren und die Setzlinge hegen. Dafür bekommen die Bewohner von Ping An und den anderen beiden Terrassendörfern in Longshen ihren Anteil an den Eintrittsgeldern der Touristen, die für einen kühlen Morgen oder zwei den Mühen der Ebene entfliehen.

Ein Reisebericht von Martin Wein

Xcaret MX