Du denkst jetzt vielleicht: „Gerichte aus Südindien? Schmeckt das indische Essen nicht überall gleich?“
Wenn du denkst, Chicken Tikka Masala und Palak Paneer sind alles, was die indische Küche zu bieten hat, bist du auf dem Holzweg. Zwar servieren die meisten indischen Restaurants im Westen Gerichte aus Nordindien (die Küche des Punjab): kräftige, cremige Currys und Saucen, Gerichte wie Butterhähnchen, Tandoori - Fleisch und Naan. Doch es gibt auch eine ganz eigene Küche in Südindien.
Vegetarische Gerichte sind in Südindien die Norm, daher werden sich Vegetarier hier besonders wohlfühlen. Anstatt der Sahne, mit der im Norden gekocht wird, werden in Südindien Kerne, aufgepoppte Gewürze, Tomaten und verschiedene Dals (Linsen) als Beilagen oder zum Verfeinern von Speisen verwendet. Zudem herrscht eine Esskultur, bei der den ganzen Tag über leichte Mahlzeiten und Snacks, sogenannte Tiffins, gegessen werden.
Sehen wir uns nun einige unserer Lieblingsspeisen aus den südlichen Bundesstaaten Kerala und Tamil Nadu an. Zwar sind diese Gerichte in Südindien entstanden und vorwiegend verbreitet, doch wenn du dich ein wenig umsiehst und herumfragst, wirst du sie auch im Rest des Landes genießen können, vor allem in den großen Städten.
1. Dosa
Dosa ist ein dünner, großer Pfannkuchen aus einem Teig aus gemahlenem Reis und Urad Dal. Die Kombination aus einem knusprigen und nussigen Dosa und der mild gewürzten Füllung aus zerstampften Kartoffeln und Gewürzmischung (Masala - Mix) ist einfach perfekt. Iss dazu Sambar, eine Sauce, die du in südindischen Imbissstuben eimerweise serviert bekommst (eine leicht säuerliche pikante Sauce aus Straucherbsen, Tamarinde und Gemüse) und verschiedene flüssige Chutneys mit gepoppten Senfkörnern und gemahlener Kokosnuss (weiß), Chili/Minze/Koriander (grün) und Tur dal Chutney (rot) oder anderen Zutaten.
So isst du Dosa richtig: Traditionell werden Dosa (wie alle Gerichte in Indien) mit der rechten Hand gegessen. Nimm dir ein Stück dünnen Pfannkuchen mit Masala - Füllung, schöpfe Sambar dazu und steck es dir mit dem rechten Daumen in den Mund. Wenn du nicht gerne mit den Fingern isst, kannst du auch nach Besteck fragen. Allerdings schmeckt es mit den Händen einfach besser!
2. Thali
Thalis sind im Prinzip viele kleine Mahlzeiten auf einmal, ein auf einem Bananenblatt oder Metalltablett serviertes kleines Buffet. Die Idee dahinter ist, dass sich die salzigen, süßen, sauren und bitteren Geschmäcker in deinem Mund zu einer wahren Geschmacksexplosion vermischen.
Zu diesem Gericht gehören eine große Schüssel Reis sowie kleinere Haufen oder Blechschalen mit Currys, Chutneys und eingelegtem indischen Gemüse. Nimm dazu noch ein Chapati (Fladenbrot) oder Papadum (frittierter Fladen) und lass es dir so richtig schmecken.
Beim typischen südindischen Thali kannst du essen, so viel du willst. Bestell einfach Reis und Curry nach, bis du nicht mehr kannst.
3. Vada
Vadas kannst du dir als pikante, gebratene und feste Donuts vorstellen. Sie werden aus Linsen - und Kichererbsenmehl mit ein wenig Kartoffelbrei gemacht. Du kannst sie als Snack direkt auf der Straße essen oder in einem Restaurant mit den üblichen Beilagen wie Sambar und flüssigen Chutneys.
4. IIdli
Pikante gedünstete Küchlein aus einem Teig aus fermentierten schwarzen Linsen und Reis. Dieses weiche, beinahe luftige Gericht wird mit – Achtung – eimerweise Sambar und flüssigen Chutneys serviert.
Im Zweifelsfall würden wir Dosa oder Vada gegenüber Idli bevorzugen, doch das sollte dich nicht davon abhalten, sie zu kosten. Frisch gedünstete Idli am Morgen sind besonders beliebt und lecker.
5. Kozhikode Biryani
Biryani (Reis mit Fleisch, Gemüse und Gewürzen) gab es vor allem in den muslimischen Vierteln südindischer Städte. Biryanis werden oft mit Hammelfleisch serviert, es gibt jedoch auch vegetarische Varianten (insbesondere, wenn es bei einem Fest in der örtlichen Moschee Biryani gratis ausgegeben wird). Biryani ist mehr als bloß Fleisch mit Reis: Gewürzt mit Zimtstangen, Sternanis, Kumin, Kardamom und ein wenig Kokosmilch bietet das Gericht ein überraschend komplexes Geschmackserlebnis.
Läden, in denen Biryani verkauft wird, erkennst du leicht an den Männern, die einen gewaltigen Topf bunten Reis umrühren und schmoren, bis die Gewürze sich voll entfalten können.
Nachschlag: Coffee Wallah Special
Wenn du pappsatt bist, kannst du dir noch ein Glas indischen Kaffee oder Chai (Tee) mit reichlich Milch und Zucker als Dessert gönnen. Indische Kaffee - oder Chai - Wallahs schütten die heiße Milch und den Kaffee von einem Metallbecher in den anderen, bis die Mischung die perfekte Konsistenz und Trinktemperatur hat.
Dabei geht es nicht nur um das Getränk, sondern auch um die Show.
Wenn du also das nächste Mal in Indien bist oder bei dir zuhause Indisch Essen möchtest, solltest du mal Gerichte aus Südindien probieren. Die südindische Küche ist nicht so cremig wie die beliebten Speisen aus dem Norden, aber die schmackhaften Gewürzkombinationen werden dich das bald vergessen lassen. Und vielleicht geht es dir so wie uns, dass du diese Küche immer mehr lieben lernst, je mehr du davon isst.
Hinweis zur Hygiene beim Essen in Indien:
In südindischen Restaurants gibt es immer ein Waschbecken, wo du dir unbedingt vor und nach dem Essen die Hände waschen solltest. Das ist die wichtigste Regel, wenn du bei deiner Indienreise von Durchfall und ähnlichen Reisekrankheiten verschont bleiben möchtest.
Ein Reisebericht von Daniel Noll und Audrey Scott
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