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Mittwoch, 18. Oktober 2023

Burmas Beinruderer - Eine Tradition am Leben erhalten

Es ist 7 Uhr morgens und die Sonne ist gerade über dem ruhigen Wasser des Inle - Sees aufgegangen. Die Luft ist frisch und feucht, und das Echo der hypnotischen Klänge der Morgengebete klingt in der Ferne. An meinem Teakholzboot treiben Büsche aus Hyazinthen und lilanen Seerosen vorbei. Unter dem Boot wiegt sich dunkles Schilf hin und her, Libellen summen um mich herum und Wasserläufer gleiten waghalsig auf der Oberfläche des Wassers.

Auf dem offenen Wasser erscheint ein Fischer in der Ferne, der mit einem Bein rudert und mit dem anderen das Gleichgewicht hält. Staunend beobachte ich seine akrobatischen Bewegungen: Während er sich mit beiden Armen an einer Fischfalle festhält, windet der Mann sein linkes Bein um ein Ruder und navigiert so sein Boot mit kreisförmigen Bewegungen vorwärts. Seine Augen sind auf das Wasser fixiert, auf der Suche nach Fischen. Hin und wieder klopft er mit dem Ruder auf das Boot, um die Fische aufzuschrecken. Sobald er eine Bewegung im Wasser bemerkt, wirft er seine handgeflochtene Fischfalle in den See und öffnet die Falle, um die Fische im Korb zu fangen. In einer synchronisierten Bewegung zieht er dann die Fische auf das Boot, und das alles während er selbst auf nur einem Bein balanciert.

Eine Welt auf dem Wasser

Diese außergewöhnliche Tradition des Beinruderns ist einzigartig für den Inle - See und zieht viele Menschen – darunter auch mich – in diesen Teil von Burma (offiziell als Myanmar bekannt).

Der im Herzen des Shan - Staats im Zentrum von Burma gelegene Inle - See ist gesäumt von aufragenden Bergen und grünen Hügeln. Aber dieser See ist wirklich außergewöhnlich; Inle ist eine magische Welt der schwimmenden Gärten, buddhistischen Stupas und auf Stelzen erbauten Dörfer.

Mit nur 22 km Länge und 11 km Breite ist Inle die Nahrungsquelle einer Bevölkerung von rund 70.000 Menschen, die im und um den See herum leben. Der Fischer ist einer der vielen Menschen des Intha - Volks, die hier auf dem Wasser leben.

Für das Leben der Intha steht der See im Mittelpunkt – sie leben in Stelzenhäusern, bauen Tomaten, Melonen und Papayas in schwimmenden Gärten an, essen Fisch als Grundnahrungsmittel – und beten sogar in buddhistischen Tempeln, die auf dem Wasser erbaut wurden.

Nicht zuletzt bedeutet Intha übersetzt „Söhne des Sees". Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Intha ohne das Wasser nicht existieren würden.

Eine langsam aussterbende, aber uralte Tradition

Wie mir hier erklärt wird, ist das Beinrudern vielmehr eine Intha - Tradition als lediglich eine Technik des Fischefangens. Diese Tradition stammt angeblich aus dem 12. Jahrhundert und wurde von Generation zu Generation überliefert. Thant, mein einheimischer Reiseführer, erklärt: „Meine Eltern sind Beinruderer. Genauso wie ihre Eltern und deren Vorfahren.“

Warum haben die Menschen hier eine solch interessante Art des Fischens erfunden?

Thant erklärt, dass das Beinrudern den Fischern einen besseren Überblick auf die Wasserstraßen ermöglicht. Wasserhyazinthen und Schilf bilden hier ein dichtes Unterwasser - Labyrinth, wodurch sich das Navigieren rund um den See ziemlich schwierig gestaltet. Indem sie mit ihren Beinen anstatt mit ihren Händen rudern, können sie die sich unter Wasser befindlichen Hindernisse erkennen und so eine freie Route hinaus auf den See finden.

Zudem hält diese Rudertechnik die Hände frei und ermöglicht den Umgang mit den Fischernetzen, die ziemlich sperrig und schwer werden, wenn große Fische gefangen werden. Aber ist es nicht schwer, ein Boot mit nur einem Bein zu balancieren? Thant lächelt und sagt: „Ja, aber, wenn man immer auf dem Wasser lebt, wird es eine Selbstverständlichkeit“.

Heutzutage verkaufen die Fischer ihren Fang an schwimmende Restaurants, die sich auf Touristen ausgerichtet haben. Seit der Öffnung Burmas für ausländische Besucher hat sich das Einkommen der lokalen Fischer gesteigert und auch ihre Lebensqualität hat sich verbessert. Die positiven Auswirkungen des Reisens auf die hier ansässige Bevölkerung zu sehen, und zu wissen, dass wir, als Reisende, unseren Beitrag leisten können, um ihre Lebensgrundlage zu erhalten, ist ein schönes Gefühl.

Ich frage Thant, ob die jüngere Generation es auch lernt, auf diese Art und Weise zu fischen. Er sagt: „Viele junge Burmesen ziehen weg in die Stadt, um bessere Arbeit zu finden. Leider sind die meisten traditionellen Fischer, die es hier noch gibt, alte Menschen."

Zum Glück wird die Tradition des Beinruderns jedes Jahr beim Fest der Phaung Daw U Pagode, einem der größten buddhistischen Feierlichkeiten im Land, am Leben erhalten. Während der 20 - tägigen Feier werden in einer Parade Buddha - Bilder aus der Pagode in einem Lastkahn von Hunderten von Beinruderern rund um den See gezogen. Es finden außerdem mehrere Beinruder - Wettbewerbe rund um den See statt. Laut Thant bereiten sich die Teilnehmer das ganze Jahr lang darauf vor, und die Parade ist ein spektakulärer Anblick.

Während das Beinrudern eine aussterbende Fischfangtechnik sein mag, wird es als eine Tradition von den Intha hoffentlich erhalten bleiben. Zumindest bis zum jetzigen Augenblick bleibt das Beinrudern ein wichtiger Teil des Intha - Tradition.

Ein Reisebericht von Nellie Huang

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