Die erste Welle der Euphorie brach aus, als sich die Gnu - Herde zerstreute, um dem winzigen, zwölfsitzigen Flugzeug auf dem Mara - Nord - Flugplatz Platz zu machen. Ich war angekommen, in der Masai Mara in Kenia, bereit, Tiere zu beobachten: richtige, wilde Tiere. Eigentlich alle Tiere, aber mehr als alles andere wollte ich einen Leoparden sehen. Ich wollte einen Leoparden sehen, der in einem Baum faulenzt, wie ihn mein neunjähriges Ich in meinem Skizzenbuch gezeichnet hatte. Leoparden sind meine Lieblingstiere, und ich würde sie jedem empfehlen, der geduldig genug ist, um sein Interesse zu wecken. „Das hier“, schrieb ich ernsthaft in mein dummes kleines Reisetagebuch, kurz vor der Landung, als uns unser Pilot auf die Löwen und Büffel auf den Ebenen unter uns aufmerksam machte, „wird einfach großartig“.
So hoffte ich es zumindest. Als Erwachsener kam es mir sehr kompliziert vor, auf Safari zu gehen, und ich hatte Zweifel als ich diese Reise plante. Ich machte mir Sorgen, dass Safaris von Natur aus ausbeuterisch sind; nicht nur in Bezug auf die Tiere und die Umwelt, sondern auch in Bezug auf die Einheimischen – ein hässliches Nebenprodukt des kolonialen Kapitalismus. Ich verbrachte Stunden damit, das Internet zu durchforsten und Stichworte wie „ethisch verantwortliche Safari – Kenia” einzugeben, um eine Möglichkeit zu finden, die mir konstruktiv – oder zumindest nicht destruktiv – erschien.
Wart ihr in letzter Zeit mal in einem Zoo? Sie sind nicht mehr der aufregende Ort, an den ihr euch vielleicht aus Eurer Kindheit erinnert. Sie sind deprimierend. Zoos sind das Schlimmste. Ich wollte Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum sehen.
Meine Recherche trug Früchte, als ich die Olare Motorogi Conservancy fand. Während die Einheimischen früher von den Nationalparks und Wildschutzgebieten vertrieben wurden, damit der Tourismus dort etabliert werden konnte, verfolgen Naturschutzgebiete heute einen ethischeren Lösungsansatz, der es den Einheimischen ermöglicht, ihr Land zu behalten und gemeinsam mit anderen lokalen Landbesitzern Entscheidungen darüber zu treffen, wie das neue, größere Gebiet verwaltet werden soll. In der Olare Motorogi Conservancy (ein Teil der Maasai Mara Wildlife Conservancies Association) haben sich die lokalen Maasai bereit erklärt, ihr Land gegen Besuchergebühren und ein nachhaltiges Einkommen zu verpachten und als Gastwirte, Köche, Fahrer und Führer zu arbeiten. Das ist zwar teurer, aber Reisen nach Afrika sind teuer, und gerade hier ist nicht der Ort, um Kosten zu sparen.
Als ich aus unserem kleinen Flugzeug ausstieg, begrüßten mich meine Massai - Führer Julius und John und machten mich auf Zebras, Paviane, Impalas, Warzenschweine, Elefanten, Giraffen und Flusspferde aufmerksam, als wir in einem Geländewagen über eine unbefestigte Straße zum Porini Lion Camp fuhren, wo ich übernachten würde. Sie waren nett und geduldig mit mir und verlangsamten das Tempo, um mich mit Begeisterung fotografieren zu lassen, obwohl sie wussten, dass das, was wir bisher gesehen hatten, praktisch noch gar nichts war. Ich fragte Julius, der gesprächiger als der freundliche, aber stoische John war, wer an diesem Abend noch im Camp übernachten würde (es gab insgesamt zehn Zelte). „Du bist der einzige Besucher”, sagte er. „Das ist alles.“
Im Camp angekommen, frühstückte ich und unterhielt mich mit dem Gastgeber, Daniel, bevor ich mich am späten Nachmittag zu unserem „Sundowner“ aufmachte, einer Fahrt durch die Mara bei Sonnenuntergang, wenn die Steppe kühler und die Tiere aktiver sind. Julius und John waren beeindruckend scharfsichtig und sahen Löwen, die sich im Gebüsch ausruhten, um dann auf wenige Meter an sie heranzufahren damit wir die Tiere aus nächster Nähe beobachten konnten. Die Gefahr war gering – die Löwen sehen den Geländewagen als ein gutmütiges Riesentier und nicht als Transportmittel mehrerer Mahlzeiten, obwohl ich zu einem Zeitpunkt aufgefordert wurde, mich nicht aus dem Fahrzeug zu lehnen. (Wenn der Löwe direkten Augenkontakt mit einem aufnimmt, ist es Zeit, sich hinzusetzen; auf dem Foto unten seht Ihr, warum).
Wir hatten bereits Zebras, Hyänen, Mangusten und Löwen gesehen, aber der stets verantwortungsbewusste und freundliche Julius fragte, ob es noch etwas gäbe, das ich unbedingt sehen wollte, und als ich meinen geliebten Leoparden erwähnte, machten er und John sich fleißig daran, ihn zu finden. Es war sehr nett und beeindruckend; sie kannten die Lieblingsplätze des Leoparden gut und verbrachten eine Stunde damit, zu jedem von ihnen zu fahren, wobei sie immer engere Kehrtwendungen machten und immer schneller fuhren, als es langsam dunkel wurde. Und dann, gerade als es so aussah, als hätten wir kein Glück, zeigte Julius in eine Schlucht hinunter, durch dichtes Gebüsch, auf die Leopardin.
Mein äußerst miserables Foto oben wird nie vermitteln, wie sehr ich mich darüber freute, sie glücklich am Wasser liegend zu sehen, aber es war nur einer von vielen Höhepunkten in der Mara.
Am nächsten Morgen, nachdem ich um 5.45 Uhr aufgewacht war und meine Sachen für meinen Rückflug nach Nairobi gepackt hatte, unternahmen wir einen letzten Ausflug in der Morgendämmerung, bei dem wir nur zehn Minuten später einem Löwenrudel begegneten, das ein Gnu verschlang, das es nur eine Stunde zuvor erlegt hatte. Sie waren angespannt, bereit, sich ein Rudel hungriger Hyänen vom Leib zu halten, die sie umkreisten und auf eine Gelegenheit warteten, ihnen die Beute zu stehlen. Nur wenige Stunden danach beobachteten wir drei Löwen, die strategisch, wenn auch erfolglos, ein Zebra jagten. Ich habe noch nie etwas so Aufregendes gesehen.
Wir sahen außerdem nicht weniger als fünf Geparden, die sich im Schatten aneinander kuschelten, eine Herde Flusspferde, die im Fluss badete, und in einem Moment, der selbst den Mara - erfahrenen Julius dazu brachte, seine Kamera herauszuziehen, um eifrig zu fotografieren, eine Servalkatze auf der Jagd (sie sieht man, wie er sagte, äußerst selten, was mir in jenem Moment bereits durch Johns energische Fahrweise und seinen eigenen atemlosen Ton klar wurde). Kurz darauf frühstückten wir und machten uns dann auf den Rückweg zum Flugplatz. Ich war erschöpft, aber überglücklich. Die letzten 48 Stunden gehörten zu den besten meines Lebens.
Meine Reise ist schon länger zu Ende, aber ich scrolle immer noch mit peinlicher, Papa - ähnlicher Häufigkeit durch meine Mara - Fotos. Tiere in der Wildnis zu sehen, war etwas, das ich schon immer tun wollte, aber es auf eine Art und Weise zu tun, die die Einheimischen unterstützt und die Zukunft der Naturschutzgebiete stärkt, machte die Erfahrung noch besser.
Und obwohl ich nicht unbedingt versprechen kann, dass ihr euren Leoparden sehen werdet, werden sowohl euer erwachsenes Ich als auch, wie ich hoffe, das innere neunjährige Kind in euch, vor dieser fantastischen Kulisse eine Menge anderer Dinge entdecken, die euch ins Staunen versetzen werden. Die Mara – mit all ihrer tierischen Spannung und ihrer friedlichen, dramatischen, ruhigen und schönen Umgebung – enttäuscht einen garantiert nicht.
Ein Reisebericht von Stephen Carlick
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