Er ist der Herrscher über den Himmel – Kilimandscharo, der höchsten Berg Afrikas mit seinen drei markanten, unverwechselbaren Vulkankegeln. Seit Hans Meyer und Ludwig Purtscheller den Berg im Jahr 1889 zum ersten Mal eroberten lockt er Abenteurer zu seiner Basis – und genau dort fand sich Sarah Manion wieder – am Anfang eines großen Abenteuers. Dies ist ihre Geschichte, wie sie das sagenumwobene „Dach Afrikas“ bezwang.
Erst auf dem Flug von Amsterdam nach Arusha dämmerte es uns so langsam, was für ein Abenteuer uns bevorstand. Ich schaute aus dem Fenster über den Wolken und wiederholte immer wieder den Namen in meinem Kopf: Kilimandscharo.
Niemals zuvor hatten wir uns auch nur annähernd auf ein Abenteuer diesen Ausmaßes begeben. Ich hatte Europa bereist, mein Verlobter, JP, war auf dem Fahhrad durch Mittelamerika gefahren und wir beide zusammen hatten ein paar Strände in Südostasien erkundet. Aber das hier war eine völlig andere Ebene. Wir hatten es bis dahin noch nicht laut ausgesprochen, aber es war nicht schwer, die Korrelation zu sehen: zwischen diesem großartigen Abenteuer zum Dach Afrikas und der Tatsache, dass wir heiraten würden.
Eine wirklich bedeutungsvolle Metapher!
Wir trafen unsere Gruppe und Kenny, unseren CEO, in der malerischen Stadt Moshi. Was im Flugzeug gerade zum ersten Mal wirklich erschien, äußerte sich jetzt plötzlich als ein Ziehen in meinem Magen, ausgelöst durch unseren ersten Blick auf den Berg: so hoch und breit, dass er selbst eine eigene Landschaft war – sein eigener Planet.
Wir hatten uns für den Trek auf der Marangu Route entschieden - sie ist mit fünf Tagen die kürzeste der verfügbaren Optionen. Unsere Wanderung führte uns über Felder und anderes Gelände, welches Kenny „Moorlandschaft“ nannte. Wir wanderten über steinige Pässe und sogar durch einen Regenwald, fast immer bergauf. Ehrlich gesagt, ich hatte nicht erwartet, am Kilimandscharo einem Regenwald zu begegnen, aber es war wohl der angenehmste Eintritt auf den Berg und seine Umgebung. Wenige Minuten bevor wir in das Grün der Bäume eintauchten, fing es an leicht zu regnen und unsere Gruppe verbrachte die nächsten fünf Stunden der Wanderung damit, sich zu unterhalten und sich kennenzulernen, geschützt unter einem wunderschönen grünen Dach, während der Sturm über uns hinwegzog. Auf unserer Route stürzt der Kilimandscharo auf einmal auf einen ein. Als wir den Regenwald durchquert hatten, wanderten wir um eine Kurve und plötzlich – bumm: Da war er, angestrahlt durch die Sonne, die durch die Wolken brach. Dieser erste Anblick hat sich in meinem Kopf wie eine geistige Postkarte eingebrannt. Man sieht den Berg aus der Ferne und das erste, was man denkt ist: „Ich werde den besteigen.“ Das zweite, was einem durch den Kopf geht ist: „Heiliger Bimbam. Wie soll ich es nur jemals dort hinauf schaffen?“
Die erste Nacht war magisch, aber das hatte nichts mit dem Berg zu tun. Wir schlugen unsere Zelte in der Dunkelheit auf (die Crew rüstete uns mit Stirnleuchten aus und verschwand dann). Ein paar Minuten später kehrten sie mit unserem Abendessen zurück – köstlich, warm und sättigend nach einem langen Tag zu Fuß. Und reichlich. Das Essen wollte einfach nicht enden und wir fragten uns, wie sie denn all diese Dinge mit sich tragen konnten.
Auf einem Trek wie diesem ist die eigene Erfahrung nur so gut wie die Menschen, die einen dabei unterstützen, das Ziel zu erreichen. In unserem Fall waren wir mit einem Team von charmanten, erfahrenen CEOs und Trägern gesegnet, die es als ihre Pflicht ansahen, uns in der bestmöglichen Stimmung auf den Gipfel zu bringen. Sie legten ein Tempo für uns vor, das entspannt und komfortabel war und stellten sicher, dass wir als Gruppe zusammenblieben und niemand zurückfiel. Dies diente sowohl der Sicherheit als auch dem Zusammengehörigkeitsgefühl. Das langsame Tempo half uns dabei, uns zu akklimatisieren und uns die Zeit mit Gesprächen und Umherscherzen zu vertreiben. Was wäre der Sinn einer solchen Erfahrung, wenn man dabei keinen Spaß hätte?
Die größte Herausforderung für mich war nicht das Gelände oder die Höhe, sondern das Unbekannte, was vor mir lag. Nichts war konsistent. Die Sonne schien für eine Weile dann zogen Wolken auf. Dann regnete es. Dann war es neblig. Die Temperatur. Das Gelände. Manchmal hungrig und manchmal ängstlich. Aber nach einer Weile gewöhnt man sich an all diese Dinge und akzeptiert sie als Teil des Erlebnisses. Wenn es einfach wäre einen der Seven Summits der Welt zu besteigen, wäre es keine persönliche Errungenschaft, richtig? JP und ich gingen fast immer zusammen, aber ich habe gelernt, dass es, während man sich einer so schwierigen Herausforderung wie dieser konfrontiert sieht, Zeiten gibt, in denen man einfach ganz alleine ist und mit seinen Gedanken beschäftigt ist. Kenny sorgte sich wirklich toll um uns, er widmete sich in regelmäßigen Abständen jedem von uns in der Gruppe, um zu sehen, wie wir uns fühlten und ermutigte uns, nicht aufzugeben. Auch unsere Träger waren inspirierend, sie trugen alles, was die Gruppe brauchte auf fast mühelos wirkende Art und Weise.
Wie beschreibt man den Moment, wenn man den Sonnenaufgang vom höchsten Punkt eines Kontinents aus beobachtet? Das kann man einfach nicht beschreiben. Man kann sich Fotos anschauen und Bücher lesen, aber nichts – gar nichts – bereitet einen darauf vor, wie es wirklich ist, dort oben zu stehen und darüber zu staunen, wie weit man gekommen sind.
Ein Reisebericht von Sarah Manion
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