Wer eine Camping - Reise nach Namibia plant, sollte vorab drei Dinge wissen:
Erstens, verbringt man sehr viel Zeit auf, sagen wir einmal, „interessanten“ Straßen. Auf meiner Reise sind wir in 16 Tagen circa 4.500 Kilometer durch das Land gefahren, oft auf Schotterpisten. Diese Distanz würde ich in dieser Zeit nur empfehlen, wenn man, so wie ich, eine geführte Tour macht und nicht selbst fährt.
Zweitens, wird man dem feinen namibischen Sand, der seinen Weg wirklich überall hin findet, für die gesamte Reisezeit nicht entkommen und drittens ist Namibia ein landschaftlich wunderschönes Land und definitiv eine Reise wert!
Meine unvergessliche Reise durch dieses atemberaubende Wüstenland startete in Windhoek.
Nach einer kurzen Stadtrundfahrt, bei der wir das Nationalmuseum, eine Kirche, den Stadtteil Katutura (Armenviertel/Slums von Windhoek) und den historischen Bahnhof besichtigt hatten, ging es früh am nächsten Morgen los in Richtung Südosten.
Kgalagadi - Transfrontier - Nationalpark
Unser erstes Ziel war der Kgalagadi - Transfrontier - Nationalpark. Dieser Nationalpark liegt hauptsächlich auf den Staatsgebieten von Südafrika und Botswana und ist Teil der Kalahari Wüste.
Im Camp angekommen, bekamen wir zuerst eine Einweisung, wie wir die Zelte und die Feldbetten aufzubauen haben. Anschließend machten wir eine kleine Wanderung zu einer Aussichtsplattform, von der wir einen atemberaubenden Blick über das gesamte Wüstengebiet genießen konnten.
Nach einem leckeren Abendessen am Lagerfeuer folgte die kälteste und längste Nacht meines Lebens. Trotz eines Null - Grad - Schlafsacks, Fleecedecke und mehreren Lagen an Kleidung war an Schlaf während dieser Nacht kaum zu denken. Wie kalt es tatsächlich war, wussten wir nicht. Aber die Tatsache, dass der Joghurt, den wir über Nacht auf dem Tisch draußen haben stehen lassen, am nächsten Morgen angefroren war, spricht für sich selbst.
Nach einem frühen Frühstück ging es direkt los in den Nationalpark auf Pirschfahrt. Zuerst aber mussten wir offiziell nach Südafrika einreisen, da ein großer Teil des Parks auf südafrikanischem Boden liegt.
Während unseres Tages im Park sahen wir die typischen Wüstenbewohner: Schakale, verschiedene Antilopen, wie zum Beispiel Springböcke, Steinböcke, Kudus und natürlich viele Oryx, viele Giraffen, verschiedene Vögel wie Adler und Eulen und auch ein paar Löwen.
Eine Mitreisende und ich entschieden uns für die zweite Nacht für ein Upgrade in ein Zimmer, um der Kälte zu entfliehen. Da nur noch ein Chalet verfügbar war, haben wir die zweite Nacht in Wärme und Luxus verbracht. Zum Glück waren die restlichen Nächte temperaturmäßig wesentlich angenehmer.
Fish River Canyon
Vom Kgalagadi - Transfrontier - Nationalpark ging es am nächsten Morgen dann noch weiter in den Süden bis zum Fish River Canyon. Auf dem Weg legten wir einen Zwischenstopp bei den bekannten Quiver Trees (dt. Köcherbäume) ein.
Beim Canyon angekommen, konnten wir entlang der Schlucht von verschiedenen Aussichtspunkten spektakuläre Blicke über den 160 Kilometer langen, bis zu 27 Kilometer weiten und bis zu 550 Meter tiefen Canyon genießen – und das ohne jegliche Zäune oder Absperrungen.
Übernachtet haben wir in Ais - Ais, auf einem Campingplatz umgeben von Felsen. Das Gebiet ist bekannt für seine natürlichen heißen Quellen, die sogar den Pool des Campingplatzes schön warm machten.
Am nächsten Morgen hatten wir einen entspannteren Start in den Tag. Da wir erst um 09:00 Uhr losfuhren, konnten wir vor dem Frühstück noch ein bisschen die felsige Umgebung bei einem kleinen Spaziergang erkunden und uns die Beine etwas vertreten.
Aus & Orange River
Das nächste Etappenziel war Aus, ein Ort im Südwesten des Landes. Auf dem Weg dorthin trauten wir unseren Augen kaum, als wir etwas entdeckten, was wir seit unserer Ankunft in Namibia nicht mehr gesehen hatten: eine saftig grüne Landschaft! Wir waren am Orange River angekommen, der ganz im Süden Namibias die Grenze zwischen Namibia und Südafrika darstellt.
Wir hatten ein wenig Zeit, an den Fluss herunter zu klettern und diese grüne Oase zu genießen, zu entspannen, Fotos zu machen und sogar im Fluss zu baden.
Nach dem Einchecken im Camp genossen wir ein paar seltene Minuten mit WiFi und den dortigen (sehr kalten!) Pool, bevor wir circa 30 Minuten vom Haupthaus durch die interessante Wüstenlandschaft bis zu unserem Camp für die nächsten zwei Nächte wanderten.
Geisterstadt Kolmanskop
Um 07:30 Uhr machten wir uns am nächsten Morgen auf nach Kolmanskop, einer Geisterstadt, in der Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu 400 Menschen in Steinhäusern lebten, die nach deutschem Vorbild errichtet wurden. In der Siedlung wohnten aber nicht nur die Arbeiter sondern auch deren Familien. Deswegen gab es im Ort neben den Wohnhäusern auch eine Schule, ein Krankenhaus, ein Theater, eine Turnhalle, einen Tante - Emma - Laden und sogar eine Eisfabrik zur Herstellung von Blockeis für die Eisschränke der Bewohner. All diese Häuser kann man bis heute besichtigen. Wir schlossen uns einer geführten Tour an, während der uns das Wichtigste über das frühere Leben in der heutigen Geisterstadt erklärt wurde. Danach hatten wir noch genug Zeit, alles selbst zu erkunden.
Das Besondere an der Siedlung ist, dass sich die Wüste das Land langsam aber sicher zurück erobert. In und an den meisten der Häuser steht der Sand daher meterhoch und man muss von Haus zu Haus durch tiefen, sehr feinen Sand marschieren. Ich fand es dort sehr spannend und interessant und kann jedem einen Besuch in Kolmanskop nur empfehlen!
Lüderitz & Wildpferde
Nach diesem einmaligen Erlebnis fuhren wir weiter zur Küste bis nach Lüderitz. Dort machten wir Mittagspause in einem Restaurant am Hafen und begaben uns auf einen kleinen Erkundungsspaziergang durch den Ort.
Auf dem Rückweg zum Camp machten wir einen kurzen Stopp, bei einem Aussichtspunkt, an dem man zur richtigen Zeit viele Wildpferde beobachten kann. Leider waren diese gerade anderswo unterwegs, so dass wir „nur“ ein paar Oryx und eine Menge Strauße sahen. Kurz bevor wir wieder im Camp waren, hatten wir aber Glück und konnten doch noch ein paar der Pferde sehen.
Namib Wüste
Danach folgte eines meiner persönlichen Highlights der Tour: wir verbrachten zwei Nächte auf einem riesigen privaten Gebiet mitten im Nirgendwo in der Namib Wüste, umgeben von nichts als Felsen und Wüste. Für unsere Zelte gab es vorbestimmte Stellen, die mit kleinen Mäuerchen eingerahmt und mit einem einfachen Holzdach auf vier Stelzen zum Schutz vor der gnadenlosen Wüstensonne überdacht waren.
Nachdem die Zelte aufgebaut waren, machten zwei Mitreisende und ich uns auf, einen der Felsen in der Umgebung zu erklimmen. Unser Ziel war es, bis ganz nach oben zu klettern. Da die einzelnen Felsbrocken nach oben hin aber immer größer und steiler wurde, stellte sich das als erheblich schwieriger dar, als ursprünglich gedacht. Wir versuchten unser Bestes, mussten aber ein paar Meter unterhalb unseres Zieles feststellen, dass es kein Weiterkommen gab. Danach kam der weitaus schwierigere Teil: wir mussten irgendwie wieder herunter zum Camp gelangen. Nach viel Klettern, Rutschen, Springen und Festklammern war auch das geschafft und wir konnten uns im Schatten des Camps etwas von der Hitze erholen. Auch wenn wir es nicht bis ganz nach oben schafften, hatten wir einen riesen Spaß!
Kurz vor Sonnenuntergang beschloss die gesamte Gruppe, auf einen anderen der Felsen zu klettern, um den Sonnenuntergang in der Wüste zu beobachten. Wir hatten den Felsen sorgfältig ausgesucht und erhofften uns eine freie Sicht auf die Sonne. Endlich oben angekommen hieß es dann, alles Hab und Gut festzuhalten, damit es nicht vom kräftig wehenden Wind weggeweht werden konnte. Die Aktion hatte sich gelohnt, wir konnten einen wunderschönen Sonnenuntergang genießen.
Abends überraschten uns noch fünf Oryxantilopen mit einem Jungtier, als sie durch das Camp spazierten.
Den nächsten Tag verbrachten wir komplett in der Wüste. Am nächsten Morgen machten wir uns früh auf zu einem knapp dreistündigen Entdeckungsspaziergang auf und am frühen Abend wurden wir von zwei Einheimischen mit einem Pirschfahrzeug zu einem Evening Drive abgeholt. Während der Fahrt konnten wir die wunderschöne Wüstenlandschaft noch einmal ausgiebig genießen. Als krönenden Abschluss präsentierte die Natur uns den schönsten Sonnenuntergang der ganzen Reise mit spektakulären Farben.
Namib - Naukluft - Park: Sossusvlei & Deadvlei
Die Vorfreude auf den kommenden Tag machte das Aufstehen um 04:30 Uhr am nächsten Morgen etwas einfacher. Nachdem das Camp abgebaut war und wir gefrühstückt hatten, ging es direkt weiter zum nächsten großen Highlight: wir fuhren nach Sossusvlei im Namib - Naukluft - Park.
Unser Ziel war „Big Daddy“, mit 325 Metern Höhe die höchste Sanddüne der Welt. Jeder der vorhat, diese Düne zu bezwingen, rate ich, dies so früh morgens wie möglich zu machen, da es in der Mittagssonne unerträglich heiß wird. Außerdem sollte man nicht ganz unsportlich sein, da der Aufstieg im feinen Sand alles andere als ein Spaziergang ist. Wenn man es dann aber bis nach ganz oben geschafft hat, wird man mit einer einmaligen und unvergesslichen Aussicht belohnt. Sand und Dünen soweit das Auge reicht.
Der spaßigste Teil kommt aber danach, wenn man den steilen Hang der Düne auf der anderen Seite mit Vollgas wieder herunterrennen kann, ein unglaublich befreiendes Gefühl. Dass von der Düne danach noch etwas übrig war, grenzte fast an ein Wunder, wenn man bedenkt, wie viel Sand wir alle in den Schuhen, Socken und so ziemlich überall anders hatten.
Unten angekommen, steht man direkt im Deadvlei. Dort kann man die Bilder machen, die den meisten Menschen als erstes in den Sinn kommen, wenn sie an Namibia denken: man steht mitten in einer von orangenen Dünen umgebenen Tonpfanne mit hellem Boden, blauem Himmel und toten Bäumen.
Nach einem kurzen Zwischenstopp am Sesriem Canyon und in einem Café mit dem besten Apple Pie Namibias genossen wir einen entspannten Abend im Camp.
Walvis Bay & Living Desert Tour in Swakopmund
Am darauffolgenden Tag konnten wir uns etwas von den Strapazen des Vortages erholen. Wir fuhren weiter nach Norden und überquerten den südlichen Wendekreis (Tropic of Capricorn).
Mittag gegessen haben wir an diesem Tag in Walvis Bay direkt am Meer mit hunderten von Flamingos, bevor wir für zwei Nächte in eine Lodge in Swakopmund eincheckten.
Den nächsten Tag hatten wir zur freien Verfügung und konnten an verschiedenen Aktivitäten wie einer Katamaranfahrt, Rundflügen über die Umgebung, Reiten, Quadfahren oder Fahrradtouren durch die Wüste und einiges mehr teilnehmen. Ich persönlich entschied mich für eine „Living Desert Tour“, bei der wir mit einem Allradfahrzeug durch die Dünen außerhalb Swakopunds unterwegs waren und die kleinen, weniger bekannten Bewohner der Wüste suchten. Während er Tour sahen wir eine Zwergpuffotter, verschiedene Echsen, zwei Chamäleons und (mein persönliches Lieblingstier der ganzen Reise) einen „durchsichtigen“ Wüstengecko.
Skeleton Coast & Spitzkoppe
Nach einer weiteren entspannten Nacht auf einem richtigen Bett fuhren wir an der Küste weiter Richtung Norden bis nach Spitzkoppe. Unterwegs stoppten wir an der Skeleton Coast bei einem der bekannten Schiffswracks und am Cape Cross mit seiner riesigen Robbenkolonie.
In Spitzkoppe angekommen, wanderten wir etwas in der Umgebung, die auch ein beliebtes Tagesausflugsziel für Touristen ist. Da wir aber nicht wie die anderen Touristen nur kurz für einen kleinen Ausflug in der Gegend waren, sondern direkt dort übernachteten, hatten wir die Gegend gegen späten Nachmittag wieder ganz für uns alleine.
Safari im Etosha Nationalpark
Langsam neigte sich unsere tolle Reise dem Ende zu und wir machten uns am nächsten Tag auf zu unserem vorletzten Etappenziel, weiter nach Norden bis nach Okaukuejo im Etosha Nationalpark, in dem wir den ganzen restlichen Tag und den kommenden vollen Tag auf Pirschfahrt verbrachten.
Bevor wir zur ersten Fahrt aufbrachen, besuchten wir das Wasserloch am Rande des Camps und trauten unseren Augen kaum, als wir eine riesige Elefantenherde mit unzähligen Jungtieren entdeckten. Den kleinen Elefanten hätten wir stundenlang beim Spielen im Wasser zuschauen können.
Während unserer Zeit im Park sahen wir unheimlich viele Löwen, viele Spitz - und Breitmaulnashörner, Zebras, Gnus, Oryy, Kudus, Springböcke, Impalas, Strauße, Schakale, Giraffen, verschiedene Vögel, eine Hyäne, Perlhühner, Erdhörnchen, ein paar Warzenschweine, zwei der eher seltenen Honey Badger (dt. Honigdachse) und sogar einen Geparden und einen Leoparden.
Der Etosha Park ist ein sehr trockener und daher fast etwas karger Nationalpark, mit vielen einzelnen Wasserlöchern, der im Inneren die Etosha - Pfanne einschließt. Hierbei handelt es sich um den Boden eines ehemaligen Sees, der nun komplett ausgetrocknet ist.
Waterberg Plateau
Die letzte Nacht auf Tour verbrachten wir am Waterberg Plateau auf halber Strecke zwischen dem Etosha Park und Windhoek.
Dort hatten wir die Wahl zwischen einer Wanderung auf das Plateau oder einer Pirschfahrt in der Umgebung. Obwohl wir dort die Chance gehabt hätten, Büffel (und damit noch das letzte Mitglied der „Big Five“ bestehend aus Elefant, Nashorn, Löwe, Leopard und Büffel) zu sehen, entschieden wir uns alle für die Wanderung, da wir nach den vielen Stunden im Truck alle ein wenig Bewegung brauchen konnten.
Da es auf dem Weg nach oben tatsächlich regnete, wurde der Aufstieg etwas rutschig. Als wir oben ankamen, kam dann aber schon wieder die Sonne hinter den Wolken hervor und wir hatten einen gigantischen Blick über das Tal zu unseren Füßen.
Auf dem Weg nach unten verloren wir uns alle etwas aus dem Augen. Schließlich kamen wir auf einigen Um - und Irrwegen in drei kleinen Gruppen auf drei unterschiedlichen Wegen (und keiner auf dem ursprünglichen Weg, den wir nach oben gewandert waren) an drei unterschiedlichen Stellen wieder unten an.
Im Camp verbrachten wir unsren letzten Nachmittag damit, unser Essen gegen Paviane zu verteidigen und eine Wildschweinmutter mit ihren zwei Jungen dabei zu beobachten, wie sie seelenruhig auf der Suche nach Futter in unserem Camp und zwischen unseren Beinen umherspazierten.
Am nächsten Morgen fuhren wir das letzte Stück Richtung Süden zurück nach Windhoek, wo unsere Reise endete.
Auch wenn es anstrengend war, wir viel Frieren und auch viel Schwitzen mussten, war es eine wunderschöne und unvergessliche Reise, an die ich immer mit Freude zurückdenken werde.
Ein Reisebericht von Frsanziska Teply
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