Gesamtkilometer: 291 Kilometer
Gesamtanstieg: 12.584 Meter
Gesamtabstieg: 12.106 Meter
Meine Nepal Reise begann mit dem Flug mit Air India von Frankfurt über Delhi nach Kathmandu.
Wir wurden vom Flughafen abgeholt und zum Hotel International Guest House in Thamel, dem Touristengebiet Kathmandus mit asphaltierten Straßen, vielen Shops und Restaurants, gebracht. Der Rest der Stadt verfügte über so gut wie keine Infrastruktur und versank im Müll, Dreck und Staub. Die Armut war erschreckend. Das Atmen fiel uns schwer - da war Bangkok ein Luftkurort verglichen mit Kathmandu.
Es gab einige wenige buddhistische und hinduistische Tempel, die man besichtigen konnte.
Besisahar – Bhulbule
Unsere Trekkingtour startete am übernächsten Tag. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir von Kathmandu über Dumre nach Besisahar (823 Meter), dem Ausgangspunkt des „Round the Annapurna Trek“. Insgesamt sieben Stunden dauerte die Abenteuerfahrt mit dem Minibus über die einzige, teilweise asphaltierte und total von LKWs verstopfte Serpentinen - Staubstraße.
Noch am selben Tag starteten wir zur etwa 4,5-stündigen Trekkingetappe nach Bhulbule. Schon am ersten Tag unserer Wanderung hatten wir, bei klarem Wetter, herrliche Blicke auf den Himalchuli und den Manaslu (8.163 Meter).
Ghermu – Tal – Chame
Vorbei an Ngadi und Bahundanda (1.300 Meter) erreichten wir am nächsten Tag nach einer etwa fünfstündigen Wanderung den kleinen Ort Ghermu. Die Landschaft war, mit seinen grünen Reisterrassen und den kleinen Dörfern, noch recht tropisch.
Nach zwei eher einfachen Wandertagen stand uns am dritten Tag der erste langgezogene Anstieg bevor. Ich überließ meinen 16 Kilogramm schweren Rucksack einem unserer Träger namens Sharki und war die restlichen Tage mit einem Tagesrucksack unterwegs. Tashi, unsere Guide, war ein sehr freundlicher und kompetenter Nepali, der die Region wie seine Westentasche kennt. Wir haben uns mit ihm immer sicher und sehr gut betreut gefühlt. Insgesamt zwei Träger haben uns begleitet, Sharki und Karsan, sehr liebenswerte Menschen, mit denen wir viel Spass hatten. Über zwei, den Fluss Marsyangdi überspannende, Hängebrücken erreichten wir am Ende eines eher anstrengenden Lauftages den schön gelegenen Ort Tal (1.700 Meter).
Am nächsten Tag marschierten wir den Trek von Tal nach Danakyu (2.300 Meter).
Nun wurde es langsam ernst: Auf unserem Weg nach Chame (2.685 Meter), dem Hauptort des Bezirks Manang, gewannen wir langsam an Höhe. Die wildromantischen Landschaften mit ihren Flüssen und Wäldern verändern sich. Die Vegetation wird immer karger, und es zeigen sich nun immer mehr Jak Rinder, die nur in bestimmten Höhen leben. Unterwegs ergaben sich uns schöne Blicke auf den Manaslu, die Annapurna II (7.957 Meter) und den Lamjung Himal (6.931 Meter).
Pisang – Manang
Zwischen Chame und unserem nächsten Etappenziel Pisang (3.200 Meter) durchbricht der Marsyangdi Fluss den Himalaya Hauptkamm und bahnt sich seinen Weg zur Gangesebene. Bei schönem Wetter verließen wir den "normalen" Weg und stiegen steil hinauf nach Ghyaru (3.600 Meter). Auf einem wenig frequentierten Höhenweg hatten wir bei günstigen Witterungsbedingungen fantastische Sicht auf die Berge der Annapurna-Gruppe, den Manaslu, den Pisang Peak und später auf den Gangapurna (7.485 Meter).
Nächstes Tagesziel war das Dorf Manang (3.550 Meter). Wir begaben uns in immer höhere Regionen, die Luft wurde immer dünner, und die Strapazen und Anstrengungen zehrten von Tag zu Tag mehr an unseren Kräften. Wir verweilten einen Tag in Manang und unternahmen einen Akklimatisierungslauf, um uns langsam an die steigende Höhe zu gewöhnen und nicht höhenkrank zu werden. Dieser führte uns über 1.000 Höhenmeter zum malerisch gelegenen Ice Lake.
Aufstieg zum Thorong La Pass
Von Manang führte der Anstieg über nahezu 2.000 Metern hinauf zum Thorong La Pass. Auf zwei Etappen tasteten wir uns vor nach Thorong Phedi (4.550 Meter), dem Ausgangspunkt für die Überquerung des 5.416 Meter hohen Passes. Zur besseren Akklimatisierung übernachteten wir unterwegs in Yak Kharka (4.013 Meter).
Bei Einbruch der Dämmerung brachen wir auf zur Königsetappe, der sehr langen, kräfteraubenden Überquerung des Thorong La Passes (5.416 Meter) auf. Nicht nur der steile Aufstieg sondern auch die dünne Luft forderte uns alles ab. Unter großen Anstrengungen und Selbstbeherrschung, und immer um Luft ringend, erreichten wir nach fünf Stunden, oben angelangt, den Pass. Gegen 03.00 Uhr nachts marschierten wir die Königsetappe im Schneckentempo und höchster Konzentration. Überwältigt und weinend fielen wir uns in die Arme, und konnten unser Gelingen noch gar nicht begreifen. Zur Belohnung boten sich uns großartige Ausblicke auf den Dhampus (6.012 Meter), Nilgiri (7.061 Meter) und Dhaulagiri (8.167 Meter).
Muktinath – Marpha
Es folgte der lange Abstieg in das knapp 1.600 Meter tiefer gelegene Muktinath. Nach diesem harten Tag ließen wir es an diesem Tag ruhig angehen. Wir besuchten die Klosteranlage des Pilgerorts Muktinath, der für Hindus und Buddhisten gleichsam bedeutend ist.
In einer weltentrückten Landschaft, die zum Transhimalaya gehört, boten sich in der dünnen, klaren Luft unglaubliche Ausblicke. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir das mittelalterlich anmutende Dorf Kagbeni, das Tor nach Mustang. An Jomsom (hier gibt es sogar einen Mini-Flughafen!) vorbei gelangten wir zu dem schönen Dorf Marpha (2.661 Meter), unserem heutigen Endpunkt.
Ghasa – Tatopani
Am nächsten Tag brachen wir schon früh auf, um den am Vormittag heftig einsetzenden Winden, die den Flusslauf des Kali Gandaki herauf bliesen, so gut wie möglich zu entgehen. Unterwegs tolle Blicke unter anderem auf den Dhaulagiri und den Tukuche Peak. Endpunkt des heutigen Tages war Ghasa (2.010 Meter).
Auf Wunsch der Gruppe und in Absprache mit dem Guide wollten wir den Abschnitt zwischen Marpha und Tatopani per Bus/Jeep zurücklegen. Durch den eingesparten Tag hätte man dann eine wunderschöne Alternativroute von Ghorepani über Gandruk marschieren können. Leider war dem nicht so, da an diesem Tag die Busse streikten und so mussten wir den klassischen Weg weiterwandern, der leider sehr staubig und dreckig war, weil derzeit neue Straßen gebaut wurden.
Ghorepani – Nayapul – Pokhara
Wer dachte, mit der Überquerung des Thorong La Passes wäre der Trek gelaufen, wurde getäuscht. Fast 1.700 Höhenmeter stiegen wir am nächsten Tag hinauf nach Ghorepani auf 2.853 Metern. Noch bei Dunkelheit starteten wir am darauffolgenden Morgen um 05.00 Uhr, um auf dem Poon Hill (3.100 Meter) zum Sonnenaufgang grandiose Blicke auf Dhaulagiri, Annapurna und Machapuchare werfen zu können. Zum Sonnenaufgang wurden die 8.000er - Berge erleuchtet, aufgereiht wie eine Perlenkette. Das Szenario war wunderschön und sehr ergreifend. Ich bin voller Demut und Dankbarkeit, dass ich das Dach der Welt in seiner Pracht gesund erleben und sehen darf. Wie klein und unbedeutend komme ich mir vor, wenn ich diese wunderschönen und respekteinflößenden Riesen betrachte.
Bald mussten wir wieder hinabsteigen, 1.500 Meter nach Nayapul, eine lange und ermüdende Abwärtsetappe.
Von da aus fuhren wir mit dem Jeep zum touristischen Pokhara, wo wir zwei Nächte das normale Touristendasein genossen – mit viel schlafen, ständig essen und am schönen See flanieren.
Danach fuhren wir mit dem Minibus über Schotterpisten wieder nach Kathmandu. Die Fahrt dauerte etwa acht Stunden. Von dort flogen wir schließlich wieder zurück nach Good Old Germany.
Durch das Durchbruchtal zwischen Annapurna und Dhaulagiri gelangten wir am nächsten Tag ins Dorf Tatopani (1.159 Meter), berühmt für seine heißen Quellen. Leider konnte ich nicht in den heißen Quellen baden, da meine Füße verletzt waren. Sehr schade, da man sich dort nach den vielen kalten Nächten schön aufwärmen konnte.
Unterkünfte während der Annapurna Umrundung
Übernachtet haben wir immer in sehr einfachen Gästehäusern. Abends gab es einen Gemeinschaftsraum, wo für zwei Stunden der Ofen angezündet wurde und man sich aufwärmen konnte. Die Zimmer bestanden immer aus 2 Betten und waren ohne Heizung. Einige wenige Male hatten die Zimmer sogar ein eigenes Bad. Leider war das Wasser zum Duschen meistens eiskalt. Die Stehklos und eine Dusche befanden sich größtenteils im Freien.
Klima und Wetterverhältnisse
Im November beginnt der Winter in Nepal. In den Bergen und Höhen ist es eiskalt. Sobald die Sonne untergeht, sinken die Temperaturen auf 0 bis -15° C (Thorong Pass sogar bis -25° C). Und egal, ob man im Freien oder in einer Hütte übernachtet, es ist immer zum Erfrieren kalt – gutes Equipment ist also unabdingbar! Gottseidank hatte ich einen Schlafsack dabei, der bis zu -15° C warm gehalten hat.
Mein Fazit
Die Annapurna Umrundung ist ein sehr anstrengender, aber wunderschöner und lohnenswerter Wanderweg. Nicht umsonst zählt er zu den schönsten der Welt. Man sollte aber über eine gute Kondition und Trittsicherheit verfügen. Nepal ist ein wunderschönes Land mit grandiosen Landschaften, unterschiedlichen Vegetationszonen und liebenswerten Menschen. Aber: Nepal ist auch bitterarm. Die Menschen besitzen fast nichts, sie leben, egal ob Stadt oder vor allem Berge, in Bretterverschlägen, haben nicht wirklich Strom, kein fließend Wasser und die hygienischen Verhältnisse sind deutlich verbesserungsfähig.
Mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge bin ich nach Deutschland zurückgekehrt. Lachend, weil ich mich auf meine schöne, warme und saubere Wohnung sehr gefreut habe. Weinend, weil ich Menschen kennengelernt und lieb gewonnen habe. Vor ihnen habe ich großen Respekt, wie sie trotz den Verhältnissen versuchen, das Beste aus ihrem Leben zu machen, und dabei freundlich, humorvoll und ehrlich bleiben.
Meine nächste Reise nach Nepal ist schon registriert!
Ein Reisebericht von Patricia Borgongino
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.