Urlaub in Spanien oder Portugal? Denkt ihr dabei nicht auch spontan an Mallorca, Teneriffa oder die Algarve?! An wandern in der Extremadura oder der Serra da Estrela wahrscheinlich eher nicht. Zugegeben: Nachdem ich mich für die Wanderstudienreise „Iberische Impressionen – von Madrid nach Lissabon“ entschieden hatte, musste ich kurz nachschauen, wohin mich mein Weg genau führen würde.
Eine Reise zwischen spanischer und portugiesischer Hauptstadt… Es würde den Rahmen sprengen, alle Erlebnisse dieser unglaublich vielfältigen Reise zu schildern. Ich werde mich daher auf eine Zusammenfassung der eindrucksvollsten Impressionen beschränken – meine Mitreisenden mögen es mir verzeihen. Aber nun erst mal der Reihe nach…
Madrid – ein Paradies (nicht nur) für Kunstbegeisterte!
Es genügte ein etwa dreistündiger Flug und wir waren dem deutschen Herbst-Wetter vollends entflohen. Unser Reiseleiter Andreas begrüßte uns am Flughafen Barajas bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 25 Grad. Nach einem geselligem Vorstellungsabend im zentral gelegenen Hotel Coloso stand der nächste Tag ganz im Zeichen der Metropole. Unsere Stadtführerin Isabel zeigte uns „ihr“ Madrid auf eine herzlich charmante Art und Weise. Zu jeder Sehenswürdigkeit hielt sie mindestens eine passende Anekdote bereit. Die spanische Hauptstadt zum Anfassen!
Angesteckt von Isabels Begeisterung für die kulturellen Hintergründe Madrids, wählten einige meiner Mitreisenden das „Museumsdreieck“ für die Gestaltung des folgenden freien Nachmittags. Mit Prado, Reina Sofía und Thyssen-Bornemisza stehen gleich drei weltbekannte Kunstsammlungen zur Auswahl. Ich spazierte bei bestem Wetter auf eigene Faust durch die wunderschöne Altstadt. Jenseits von Plaza Mayor und Gran Vía gibt es noch so viele kleine, schattige Plätzchen, die zu einem Café con leche einladen… vom Retiro-Park, der grünen Lunge der Stadt mit Kristallpalast und eigenem See, ganz zu schweigen.
Das ursprüngliche Spanien: Toledo und die Extremadura
Nach zwei Tagen in der Großstadt hätte der Kontrast größer kaum sein können. Unser nächstes Ziel, die Extremadura, gilt als einer der ursprünglichsten Landstriche Spaniens. Die Landschaft ist geprägt von der sogenannten Dehesa: ausgedehnte Eichenhaine, welche die frei umherziehenden iberischen Schweine beheimaten. Nicht einmal jeder tausendste Spanien-Besucher stattet dem dünnbesiedelten Gebiet westlich von Madrid einen Besuch ab. Die gängige Reiseliteratur behandelt diese Region bestenfalls am Rande – wir waren also zu Recht mehr als gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde.
Wir beginnen mit einem Besuch in Toledo – die mittelalterliche Stadt liegt malerisch auf einem Hügel oberhalb des Río Tajo. Hier erwartete uns unsere Stadtführerin Gloria, die uns mit österreichisch anmutendem Dialekt und viel Witz durch die wechselhafte Geschichte Toledos führte. Insbesondere „Fonsi“ – ihr leicht spöttischer Spitzname für den spanischen König Alfons VI., der die Stadt einst von der maurischen Besatzung befreite – zauberte uns regelmäßig ein Lächeln auf die Lippen.
Die anschließende Mittagspause nutzte ich, um im Schatten der mächtigen Kathedrale mit zwei Mitreisenden in einer urigen Tapasbar einige lokale Köstlichkeiten zu probieren. Anschließend setzten wir unsere Fahrt nach Hervás, ein kleines Städtchen im Herzen der Extremadura, fort. Dort beherbergte uns für die nächsten 3 Nächte ein ehemaliges Kloster. Aufwändig wurde es in das gemütliche Vier-Sterne-Hotel Hospedería Valle del Ambroz umgebaut.
In Hervás hieß es nach den vielfältigen kulturellen Eindrücken der letzten Tage dann: Wanderstiefel schnüren und Abmarsch! Auch wenn das Wetter diesmal nicht mitspielte – passend zu unserer ersten Wanderung setzten Regenschauer und deutlich kältere Temperaturen ein – tat dies dem Wanderspaß keinen Abbruch. Auf gut begehbaren Wegen entdeckten wir verschlafene Ortschaften, fast menschenleere Landstriche und teils alpine Vegetation.
Eines meiner persönlichen Highlights: der Geierfelsen Salto del Gitano machte seinem Namen alle Ehre. Viele der majestätischen Raubvögel nutzten den schroffen Felsen tatsächlich als Ruheplatz… Auch eine Besichtigung des hübschen Städtchens Plasencia, mit seiner beeindruckenden Stadtmauer, blieb nicht aus. Nur das eigentlich für unterwegs geplante Picknick verschoben wir wetterbedingt lieber in den warmen und vor allem trockenen Bus.
Auf geht’s in Richtung Portugal…
Anschließend standen wieder kulturelle Schätze der Region im Vordergrund – typisch Natur & Kultur eben. Auf unserer Weiterfahrt in Richtung Portugal hielten wir zunächst in Cáceres – ein Städtchen, das uns alle gleichermaßen überraschte wie beeindruckte. Die mittelalterliche Altstadt ist so gut erhalten, dass sie bereits in verschiedenen Historienfilmen als Kulisse diente. Bei den erst kürzlich abgeschlossenen Dreharbeiten zu einer Neuverfilmung von „Romeo und Julia“ wurden beispielsweise lediglich einige Straßenschilder abgeklebt und schon war das mittelalterliche Verona fertig.
Bei einem Mittagessen auf der grandiosen, sonnenbeschienenen Plaza Mayor ließen wir die Eindrücke der letzten Tage noch einmal Revue passieren. Dann hieß es endgültig „¡Adiós, España!“ und unser Bus näherte sich unaufhaltsam der portugiesischen Grenze…
Die Reise ging nun weiter in Richtung Lissabon – nach Portugal. Hier erwarteten uns mit der Serra da Estrela und der Atlantikküste vor der Hauptstadt zwei vollkommen gegensätzliche Landschaften. Aber lest selbst…
Serra da Estrela – Portugal erwartet uns mit Unerwartetem
Kaum hatten wir die spanisch-portugiesische Grenze in der Nähe von Cáceres überquert, ging es weiter ins Hochgebirge. Unser Reiseleiter Andreas überraschte uns mit der Ankündigung, dass wir in den nächsten Tagen in unmittelbarer Nähe von Portugals einzigem Skigebiet übernachten werden würden. Skifahren in Portugal? Was es nicht alles gibt… Die nächste Verwunderungswelle folgte, als wir uns unserem Übernachtungsort Seia, einem gemütlichen Bergdorf, näherten: Portugal hätten sich wohl die Wenigsten von uns so grün vorgestellt.
Auf einen geselligen Abend mit köstlichem Drei-Gänge-Menü mit gutem Wein folgten zwei Wandertage. Warm angezogen – das Thermometer zeigte kühle 10 Grad – und bestens gegen die gelegentlich auftretenden Regenschauer gewappnet, marschierten wir durch die sattgrüne Landschaft. In dem winzigen Dörfchen Senhora do Desterro hatte Reiseleiter Andreas etwas Besonderes für uns vorbereitet: Im Schatten einer kleinen Kapelle tischte er ein „iberisches Picknick“ mit Schinken, Käse und Gebäck auf. Dazu typisch portugiesische Fado-Musik – Portugal hieß uns herzlich Willkommen!
Entlang der Hänge des mächtigen Torre, seines Zeichens höchster Berg des portugiesischen Festlands, wanderten wir am nächsten Tag. Nachdem wir zunächst einen kurzen Zwischenstopp auf dem nebelverhangenen Gipfel eingelegt hatten, schossen wir erstmal ein „Beweis“-Gruppenfoto. So viel Zeit muss sein! Weiter ging es dann durch die vielfältige Vegetation der Gegend. Karge Felslandschaften und dicht bewaldete Hänge liegen hier nur wenige Schritte voneinander entfernt. Zum Abschluss der Wanderung kehrten wir in einem Café ein, das von der örtlichen Feuerwehr betrieben wird.
Wilde Atlantikküste und die „Schöne am Tejo“
Auf dem Weg zu unserem letzten Standort, dem Örtchen Colares direkt an der Atlantikküste, stand zunächst ein kulturelles Highlight auf dem Programm. Die Stadt Coimbra durfte auf dieser Reise nicht fehlen. Unser örtliche Guide João erwartete uns schon vor dem Haupteingang der ältesten und bekanntesten Universität Portugals. Amüsante Anekdoten über die Fledermäuse, welche seit vielen Jahren in der prunkvollen Universitätsbibliothek hausen, sorgten für viel Erheiterung während seiner Führung.
Als wir zum Ende des Tages im Hotel Arribas in Colares ankamen, blieb noch genügend Zeit, den Ausblick vom Balkon unserer Zimmer zu genießen: frontaler Meerblick, ein erstklassiger Sonnenuntergang und dazu das beständige Rauschen des Meeres!
Nun war es dann auch schon Zeit für unsere letzte Erkundungstour durch die portugiesische Natur und fast alle Wikinger waren bei der fakultativen Wanderung dabei. Dies sollte dann auch niemand bereuen: Bei perfektem Outdoor-Wetter ging es entlang der Steilküste und über einsame Strände bis zum westlichsten Punkt des europäischen Festlands am Cabo da Roca. Spektakuläre Ausblicke inklusive! Von dort aus gelangten wir per Linienbus bequem nach Sintra. Ein charmantes kleines Städtchen mitten im Grünen erwartete uns. Vom portugiesischen Adel wurde es traditionell als Sommerfrische genutzt. Dementsprechend beeindruckt der Ort mit einer Vielfalt an Palästen, teils mit skurril-futuristischer Architektur.
Das Herzstück Portugals hatten wir uns bis zum Ende der Reise aufgespart: Lissabon – die „Schöne am Tejo“. Mit einer örtlichen Führerin besichtigen wir vorerst das Kloster „Mosteiro dos Jerónimos“. Beim Verlassen des sehenswerten Gebäudekomplexes wurden wir dann von einer Reiterstaffel samt Musikkapelle in Empfang genommen. Zugegeben: Vermutlich war dieses Spektakel dann doch in erster Linie einem Botschafter gewidmet, der an diesem Tag vereidigt werden sollte. Ein besonderes Erlebnis war es trotzdem. Nach einem Foto-Stopp am Torre de Belém erkundeten einige Wikinger die Altstadt auf eigene Faust. Einige Mitreisende und mich lockten allerdings eher die Straßencafés am Rossio-Platz mit den leckeren Puddingtörtchen Pastéis de Nata.
Der letzte Tag vor der Heimreise stand uns zur freien Verfügung. Während die meisten Wikinger die Zeit zum Entspannen am Praia Grande oder am großen Hotelpool nutzten, begab ich mich noch einmal nach Lissabon (übrigens dank der guten ÖPNV-Anbindung ganz einfach in ca. 1 1/2 Stunden erreichbar). Hier besuchte ich zunächst das oberhalb der Stadt gelegene Castelo de São Jorge. Anschließend ließ mich durch das bunte Altstadtviertel Alfama treiben. Der perfekte Abschluss für diese unglaublich erlebnis- und kontrastreiche Reise, die leider viel zu schnell zu Ende ging.
¡Buen viaje! und Boa viagem!
Ein Reisebericht von Dennis Gowitzke