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Samstag, 16. März 2024

Wenn du in Osaka bist, gehe ins Spa (Spa World)

Unterhalb von schneebedeckten Berggipfeln gelegen, ist es für Japans Thermalbäder auf dem Land ein Leichtes, Touristen aus den geschäftigen Städten wegzulocken. Aber das gilt nicht für mich – ich habe stattdessen die Spa World besucht.

Die Spa World erstreckt sich über zwei Etagen eines Hotels in Osakas Stadtteil Shinsekai und ist ein zum Thema „Aus aller Welt“ gestalteter Wasserpark, in dem jeder Raum im Stil eines anderen Landes eingerichtet ist. Das Spa ist gleichermaßen beeindruckend wie seltsam, und ich habe jeden Moment dort genossen. Warum den Luxus und die Ruhe eines traditionellen Onsen wählen, wenn man auch einen Tag nackt in Japans Antwort auf Disneys Vergnügungspark Epcot verbringen kann?

Die Nacktheit sorgt für ein surreales Element in der nachgemachten italienischen Grotte, den griechischen Pools und den finnischen Zedernwannen der Spa World. Ich fühlte mich wie eine ausgeschnittene Puppe aus Papier, die durch Reisepostkarten gleitet. Ich war in meiner wirklichsten, wahrhaftigsten Form, und dennoch ein Außerirdischer in dieser Umgebung aus kunstlosen Nachbildungen. Es war fast wie verdreht – die Kleidung war außerhalb des Ichs.

In allen japanischen Badehäusern bzw. Sentōs ist es üblich, nackt zu sein. Für gewöhnlich gibt es Schilder, die darauf hinweisen, das keine Badekleidung gestattet ist. Man zieht sich nackt aus, schrubbt sich ab und hängt mit all seinen neuen Freunden ab. Wenn man körperlich anders aussieht als all seine neuen Freunde, erntet man möglicherweise ein paar Blicke, aber all das gehört zu dem Erlebnis dazu. Wenn man ins Wasser geht, scheint sich tendenziell die Aufmerksamkeit zu legen, und jeder geht in seinen eigenen Entspannungsmodus über.

Wenn du die Spa World oder irgendein anderes Badehaus besuchst, versuche, dich wegen fehlender Kleidung nicht unwohl zu fühlen. Tauche einfach in die Atmosphäre ein und lasse dein Handtuch zurück. Aus historischer Sicht gibt es eine erhebliche Bilanz von Abendländern, die Sentōs stark kritisiert haben. Das begann Mitte des 19. Jahrhunderts, nachdem Japan seine Isolationspolitik lockerte und wieder Besucher ins Land ließ. Das Hauptthema war, dass Ausländer nicht glauben konnten, dass sich die Japaner beim „gemischten Baden“ wohlfühlten. In den 1850er Jahren schrieb Marinekommandant Matthew Perry, dass „die Geschlechter willkürlich vermischt und sich ihrer Nacktheit nicht bewusst“ seien und dies nicht für „eine besonders gute Meinung von der Moral der Einwohner“ sorge.

Im Vergleich: Zurück zu Hause in Amerika gingen Frauen in dicken Flannelkleidern vermummt an die Küste von Jersey. Sie betraten kleine Häuser, die als „Bademaschinen“ bezeichnet wurden und von Pferden ins Meer hinausgezogen wurden, damit sie völlig ungesehen ein Bad nehmen konnten. Man kann mit Gewissheit sagen, dass Perry und seine Landsleute völlig unentspannt in Sachen Körper waren.

Als sich Handelsbeziehungen eröffneten, machte sich die japanische Regierung Sorgen über die globale Wahrnehmung der Badepraktiken des Landes. Im Jahr 1868 wurde gemischtes Baden verboten. Es gibt immer noch ein paar wenige Sentōs, die die Tradition aufrechterhalten, aber die Spa World gehört nicht dazu. Die zwei Etagen, eine im Thema Europa und die andere im Thema Asien gestaltet, sind nach Geschlechtern getrennt und wechseln monatlich. Als ich dort war, war die europäische Etage für Frauen und ich bekam das gefließte türkische Hamam und die balinesischen Schlammbäder nicht zu sehen.

Von dem, was ich gesehen habe, war die Spa World stark von der Art von Offenheit und Kitsch geprägt, die ich in der japanischen Kultur bewundere. Mache es seltsam und mache es gut. Nach den Duschen am Eingang steigt man in einen von Säulen umgebenen Whirlpool im Stil des alten Roms. Im Hintergrund steht eine Skulptur des Trevi - Brunnens. Keine Münzen, nur 10 - Cent - Stücke im Wasser, wenn du verstehst, was ich meine. Anschließend schlenderst du durch die miteinander verbundenen Dampfbäder, Saunas und Kaltwasserbecken, die zu einer Höhle führen, die der Blauen Grotte auf Capri, Italien, nachempfunden ist. Hier verstecke ich mich ein wenig, um mich an das neue Gefühl des Nacktseins zu gewöhnen, bevor ich ins „Mittelmeer“, einen großen Außenpool mit dachhohen Wasserfällen und irgendwie spanisch inspirierten Fußbädern eintauche.

Im Allgemeinen schwankt mein Wohlfühlniveau irgendwo zwischen „im Sommerlager Nacktbaden gegangen“ und „duscht nicht im Fitnessstudio“. Damit meine ich, dass nackt zu sein, keine große Angst war, die ich überwinden musste, aber es war schon eine Weile her. Es gibt Badeeinrichtungen in meiner Heimatstadt Toronto, in denen Kleidung optional ist, aber sie stehen nicht auf meiner Agenda. Ich bin lieber angezogen. Ich war nicht auf nudistischer Visionssuche, aber die Spa World sprach mich einfach an. Es hatte etwas Reizvolles, so anonym und deplatziert zu sein. Das, und die Gelegenheit, sich nach Tagen endlosem Umherlaufens in Tokio und Osaka, zu erholen.

Ich habe fast einen ganzen Tag in der Spa World verbracht. Im zum Thema Atlantis gestalteten Raum beobachtete ich Fische und Baby - Haie beim Schwimmen unterhalb des Glasbodens. Unter Erechtheion - Statuen im Griechenland - Raum atmete ich Kräuterdämpfe von Eukalyptus und Lavendel ein. Im skandinavischen Bereich mit finnischen Hütten und an die Decke gemalten Nordlichtern brachte ich den Mut auf, mir ein traditionelles Körperpeeling zu gönnen. Wenn du etwas tun willst, dann mache es ganz oder gar nicht, richtig?

Wenngleich sich die Spa World ästhetisch gesehen erheblich von einem ländlichen Onsen mit plätschernden Bächen, moosbedeckten Felsen und frischer Landluft unterscheiden mag, ist sie definitiv einzigartig. Ohne die Stadt verlassen zu haben, konnte ich ordentlich entspannen, und kehrte mit dem Schein eines Baby - Engels in die geschäftigen Straßen von Dōtonbori, dem Unterhaltungsviertel von Osaka, zurück.

Ich bin überzeugt, dass mein Tag Nacktbaden mir dabei geholfen hat, mich auf tiefere Weise mit Japan zu verbinden. Ich legte meine Kleidung, eine Schicht Haut und ein wenig emotionalen Abstand von der Kultur ab. Vielleicht war das der Effekt von „Skinship“, einem japanischen Begriff für die Nähe, die entsteht, wenn es zwischen einem nichts anderes außer Haut gibt. Es ist etwas Besonderes und dennoch Alltägliches – die tiefgehende Entdeckung, dass wir alle nur Menschen in unseren Körpern sind.

Ein Reisebericht von Jessica Bloom 

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