Wenn man seinen Freunden und seiner Familie mitteilt, dass man die einzigartige Kilimandscharo - Wanderung in Tansania in Angriff nehmen will, scheint es plötzlich, dass jeder zum Experten wird, der einem Tipps und wohlmeinende Ratschläge gibt – egal, ob er den Aufstieg selbst gemeistert hat oder nicht. Wie immer sind einige dieser Ratschläge nützlich, viele aber auch nicht.
Der beste Rat, der mir gegeben wurde und den ich weitergeben möchte, ist, den mächtigen Berg zu respektieren. Aber bei so vielen Meinungen, die zirkulieren, ist es schwer zu wissen, welche man sich zu Herzen nehmen sollte. Ich möchte hier ein paar Mythen mit einigen der Wahrheiten (und einer Lüge) über den Aufstieg auf den Gipfel des höchsten Bergs in Afrika zerstreuen.
Die Höhe wirkt sich auf alle Personen unterschiedlich aus
Die Auswirkungen der Höhe schleichen sich auf grausame Weise an einen heran, wenn man am wenigsten darauf vorbereitet ist und treffen auf Leute in der Gruppe, von denen man es am wenigsten erwarten würde. Selbst die Fittesten unter euch werden sich den Auswirkungen nicht entziehen können, zu denen Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Delirium gehören. All dies wurde in unserer Gruppe festgestellt. Das bedeutet jedoch nicht, dass ihr es nicht auf den Gipfel schaffen werdet. Seid vernünftig, respektiert die Höhe und achtet darauf, wie ihr euch fühlt. Sprecht mit eurem Hausarzt über Medikamente und nehmt natürliche Ingwer - und Koka - Präparate ein, um die Auswirkungen zu lindern.
Ihr werdet fantastisch essen
Ich brachte eine Fülle von Snacks mit und aß sie alle, ebenso wie die zweimal täglich servierten Drei - Gänge - Menüs. Man verbrennt jeden Tag eine Menge Kalorien – obwohl man diese schnell wieder nachfüllen kann. Freunde haben darüber gesprochen, dass sei beim Besteigen des Kilimandscharo abgenommen haben – hier ist das anders! Mit frischer Suppe, Pfannkuchen, Ananaspuffern, Muffins, heißer Schokolade und Popcorn, die uns serviert wurden, wurde der Küchenchef schnell zu unserer Lieblingsperson. Der fantastische Mann, der uns unseren Morgenkaffee oder Tee ins Bett brachte, erreichte knapp dahinter den zweiten Platz.
Mitternachts - Toilettengänge sind furchtbar
Stimmt. Es ist wirklich kalt und sehr dunkel im Camp, und mit der Menge Wasser, die man tagsüber trinken muss, um ausreichend hydriert zu bleiben (3 - 5 Liter), ist der nächtliche Gang zur Toilette unvermeidlich. Obwohl die Plumpsklos nicht allzu schlecht sind, war die Wahl einer tragbaren Toilette für unsere nächtlichen „Wohlfühl - Pausen“ ausschlaggebend. Der Trick beim Toilettengang? Haltet eure Stirnlampe, eure Jacke und eure Schuhe immer griffbereit neben eurem Schlafsack und stellt sicher, dass ihr das Camp auskundschaften könnt, bevor ihr ins Bett geht. Viele der Zelte sehen gleich aus und man will sich nicht versehentlich in das falsche Zelt kuscheln.
Schichten zu tragen ist das A und O...
In der Gipfelnacht trug ich acht Oberteile und vier Hosen, und es war mir immer noch etwas kalt. Schichten sind der beste Freund auf dem Kilimandscharo. Mit ihnen kann man sich während der Temperaturschwankungen den ganzen Tag über wohlfühlen, während man nachts warm und kuschelig bleibt. Ich empfehle auch eine Metall - Wasserflasche, die nachts als Wärmflasche verwendet werden kann. Tragt die technischeren Schichten (Thermokleidung, Merino und Seide) näher an eurem Körper, wodurch Schweiß abgeleitet und Wärme gespeichert wird, und die dickeren, schwereren Schichten nach außen.
Ihr werdet unglaublich langsam gehen
Stockeinsatz! Stockeinsatz! Ganz langsam und gleichmäßig. Dies wird euch auf dem Weg nach oben Kraft sparen, also hört auf eure Führer, wenn sie euch sagen, ihr sollt es langsam angehen. Unsere Gruppe ging tatsächlich so langsam, dass wir am Ende länger brauchten, um zu jedem Campingplatz zu gelangen, als der Durchschnitt, aber wir schafften es alle auf den Gipfel! Leider wurde die täglich vorhergesagte Wanderzeit nicht auf das langsame Tempo angepasst, was zu einigen entmutigenden Momenten führte. Wir mussten jedoch bedenken, dass man auch bei sehr langsamem Tempo vorwärtskommt. Man geht langsam, um dem Körper zu helfen, sich an die Höhe zu gewöhnen. Vermeidet Überanstrengung um jeden Preis. Die niedrigste Erfolgsrate zum Erreichen des Gipfels liegt bei Männern im Alter von 20 - 30 Jahren, weil sie sich zu sehr anstrengen und aufgrund ihrer guten Fitness nicht voraussehen, wie viel Sauerstoff sie benötigen, um dieses Tempo beizubehalten. In diesem Fall gewinnt langsam und stetig das Rennen.
Es lohnt sich nur, wenn man es auf den Gipfel schafft
Richtig geraten. Das ist eine Lüge.
Natürlich ist es fantastisch, zum Dach Afrikas zu gelangen und dieses berühmte Schild auf 5.895 m zu erreichen, aber der Aufstieg umfasst so viel mehr, als nur den Gipfel zu erreichen oder nicht. Jeder Tag ist hier eine Leistung, also genießt die Momente und die täglichen Erfolge.
Ihr werdet unterwegs großartige Freundschaften schließen; nicht nur mit euren Mitwanderern, sondern auch mit euren Führern und Trägern (ich weinte, als mein Träger David anderthalb Stunden lang zusätzlich ging, nur um mir beim Tragen meines Tagesrucksacks zu helfen). Abgesehen von den Beziehungen zu eurer Gruppe habt ihr während der über 6 Tage dauernden Wanderung durch die tansanische Tundra viel Zeit, euch selbst besser kennenzulernen. Und man kann sich von der Außenwelt abkoppeln – keine Sozialen Medien, keine Arbeits - E - Mails und keinen Stress, nur das Wandern von einem Camp zum nächsten.
Genießt das Abenteuer, es ist eine lebensverändernde Erfahrung.
Ein Reisebericht von Charlie Watson