Montag, 6. Mai 2024

Der Rhythmus des Lebens - Afrokubanische Musik und Kultur in Havanna

Lauter, rhythmischer Gesang und Trommelschläge hallen durch die von abgefahrener Streetart und ausgefallenen Kunstinstallationen gesäumte Gasse. Die Trommelschläge sind schnell und heftig und werden mit dem Gesang noch lauter und schneller. Der junge Rumbatänzer nimmt ebenfalls Fahrt auf und bewegt Knie und Hüften im Takt der gefühlvollen Musik. Die Sänger singen in einer Sprache, die ich nicht verstehe, aber es passt perfekt zum Flair dieser Musikgruppe.

Rumba ist ein Genre der kubanischen Musik und vereint Tanz, Trommeln und Gesang. Die Musik ist temperamentvoll und voller Energie, kraftvoll und hypnotisch zugleich. Die schnellen Trommeln weisen unüberhörbar auf ihre westafrikanischen Wurzeln hin.

Im 19. Jahrhundert wurde Rumba in Kuba, traditionell von armen Arbeitern mit afrikanischen Wurzeln in den Straßen und solares (Höfen) gespielt, zunächst mit cajones (Holzkisten), die später durch tumbadoras (Congatrommeln) ersetzt wurden. Heute ist die Rumba einer der bekanntesten Musikstile und Tänze in Kuba.

Hier in der Callejon de Hamel steht Rumba für ein Lebensgefühl. Die Afrokubaner leben die Rumba und sie ist ein wichtiger Teil ihrer kulturellen Identität. Nirgendwo bekommst du ein besseres Gefühl für afrokubanische Musik und Kultur als in diesem farbenfrohen Teil von Havanna. Jeden Sonntag um Mittag herum geht es hier mit der Rumba los. Bald haben sich jede Menge Zuschauer versammelt.

Coole afrokubanische Kunst

Die callejon (Gässchen) liegt an der Calle San Lazaro. Obwohl nur wenige Blocks vom Malecón Boulevard am Meer entfernt, ist sie mit nichts vergleichbar, was ich sonst in Havanna gesehen habe.

Die Callejon de Hamel ist ganz der afrokubanischen Musik, Kunst und Kultur gewidmet und dementsprechend vollgepackt mit psychodelischen Kunstinstallationen, schrägen Bars, Santeria - Figuren und Skulpturen. Die Hauswände sind mit großen Malereien in kräftigen Farben, handgeschnitzten Orisha - Statuen und zu Kunstwerken veredelten Schrottteilen geschmückt.

Die meisten der in der Callejon de Hamel ausgestellten Kunstwerke stammen von Salvador Gonzáles Escalona, einem Maler, Wandmaler und Bildhauer aus Camagüey in Zentralkuba, der seine afrokubanischen Arbeiten als Mischung aus Surrealismus, Kubismus und abstrakter Kunst beschreibt.

1990 gründete er hier in der Callejon de Hamel eine Kunstgalerie und leitete damit einen massiven Wandel in diesem ehemals verarmten Bezirk ein. Trotz einiger Startschwierigkeiten inspirierten ihn die Bewohner hier stets zum Weitermachen und schließlich wurde die Straße von einem Slum zu einem Zentrum der afrokubanischen Kultur.

Heute ist die Callejon de Hamel quasi ein Open - Air - Museum für aufstrebende Künstler. Es gibt Workshops, in denen kubanische Kinder malen lernen können, und Läden, in denen Kunstwerke als Souvenirs verkauft werden.

Die Wurzeln der Santeria -Tradition

Neben Rumba und Kunst ist die Callejon de Hamel auch bekannt für Santeria - Tempel und überlebensgroße Statuen von Orishas (Santeriageistern).

Santeria ist eine synkretische Religion mit westafrikanischen Wurzeln. Die meisten Vorfahren der heutigen Afrokubaner wurden einst als Sklaven von Westafrika nach Kuba verschleppt und von ihren Herren gezwungen, zum Christentum zu konvertieren. Doch obwohl sie taten wie praktizierende Christen, indem sie die Heiligen anbeteten, bleiben sie auch ihrem animistischen Glauben treu.

Anhänger der Santeria, oder Regla de Ocha, bezeichnen sich unter Umständen selbst als katholisch und besuchen katholische Messen, während sie gleichzeitig ihre aus Afrika stammende Religion in ihrem Tempelhaus oder im Haus eines religiösen Führers praktizieren. Sie erkennen Gemeinsamkeiten zwischen den katholischen Heiligen und ihren eigenen. So gilt etwa die Heilige Barbara als Manifestation von Changó, einer der beliebtesten Orishas in Kuba.

Jahrhundertelang wurde Santeria im Geheimen praktiziert, um religiöser Verfolgung und der allgemein mit der afrokubanischen Kultur verbundenen sozialen Stigmatisierung zu entgehen. Die Religion wurde in Form mündlicher Überlieferungen und bei Initiationszeremonien von einer Generation zur nächsten weitergegeben. So entstanden eine eng verbundene Gemeinschaft und verschiedene Stammbäume.

Heute können die Afrokubaner Santeria offen praktizieren und ihre Tempel und Orisha - Statuen können in der Callejon de Hamel besichtigt werden. Viele von ihnen sind aus Altwaren entstanden – ein weiteres Beispiel dafür, wie Kunst und Religion einander in der afrokubanischen Kultur ergänzen.

Es ist kein Wunder, dass die Callejon de Hamel so viele Besucher anlockt — es ist ein absolut einzigartiger Ort und mit nichts sonst in Havanna zu vergleichen. Manche behaupten, der Ort hätte aufgrund der vielen Besucher seinen Charme verloren, doch lass dich davon nicht abschrecken - es ist immer noch einer der interessantesten Plätze, die du in Havanna besuchen kannst.

Ein Reisebericht von Nellie Huang

Freitag, 3. Mai 2024

Manche mögens heiß - Reisen zu den Vulkanen Mittelamerikas

Du hast also in einer Favela gefeiert, bis die Sonne über Rio aufgegangen ist, hast ein Polarbad in der Antarktis genommen und einem wilden Bären in Russland in die Augen geschaut. Dein Reisepass würde jeden Briefmarkensammler vor Neid erblassen lassen und du hast keinerlei Absicht, mit dem Reisen aufzuhören. Aber wo soll es als nächstes hingehen? Nun, es versteht sich von selbst, dass kaum ein Reiseerlebnis besseren Gesprächsstoff für eine Dinnerparty liefert, als wenn man von einem Strom blubbernder heißer geschmolzener Lava in Mittelamerika den Hang hinunter gejagt wird.

Die Chancen, einer Lavawand zu begegnen, sind zwar gering, aber es gibt noch viel mehr, wenn es darum geht, die wilde Schönheit zu entdecken, die unsere Welt geprägt hat, und mit der Tierwelt und den lokalen Kulturen in Kontakt zu kommen, die im Schatten einiger der gefürchtetsten Berge Mittelamerikas leben.

Volcán de Fuego in Guatemala

Woran erkennt man, dass es ein Vulkan ernst meint und nicht nur ein langweiliger Berg ist, der nach Aufmerksamkeit sucht, indem er fragwürdige Gase freisetzt? Nun, man kann wohl sagen, dass ein Vulkan, dessen Name ins Deutsche übersetzt Feuer bedeutet, nicht herumalbert. Der Volcán de Fuego thront über der ehemaligen Hauptstadt Guatemalas, Antigua, und ist einer der gefürchtetsten aktiven Vulkane Mittelamerikas. Er [brach] das letzte Mal im Juli 2015 aus. Der Volcán de Fuego ist bekannt für seine hoch aufsteigenden Aschenwolken und spektakulären Lavafontänen, wenn er ausbricht, und ist am besten aus sicherer Entfernung zu betrachten.

Wer jedoch näher an die Action herankommen will, muss nicht weit reisen. Eine einstündige Autofahrt von Antigua entfernt befindet sich der Vulkan Pacaya. Seine sanft abfallenden Hänge bieten die einmalige Gelegenheit, einen aktiven Vulkan teilweise zu besteigen. Während der Krater aufgrund der unvorhersehbaren Natur des Berges tabu ist, können Reisende an einer der einzigartigsten Mahlzeiten ihres Lebens teilnehmen - Marshmallows über einem rauchenden Fumarole in den natürlichen Öfen der Erde zu braten.

Abseits der vulkanischen Aktivitäten der Region sollten sich Reisende auch die Zeit nehmen, die kopfsteingepflasterten Straßen des malerischen Antigua zu erkunden. Antigua, das zum UNESCO - Weltkulturerbe gehört, ist eine gemütliche Kolonialstadt mit Museen, Cafés und einem berühmten Schokoladenmuseum, das zweifellos die Hälfte der Zahnärzte des Landes im Geschäft hält.

Der Vulkan Masaya in Nicaragua

Wer vulkanische Aktivitäten aus nächster Nähe erleben möchte, sollte nach Nicaragua reisen, wo Masaya, einer der am besten erreichbaren (und bedrohlichsten) Vulkane Mittelamerikas, weniger als eine Autostunde von der Kolonialstadt Granada entfernt auf einen Besuch wartet. Zieh dir dazu eine Gasmaske an, überprüfe deine Lebensversicherungspolice und bestaune den beeindruckenden Krater, aus dem bis heute Rauch - und Schwefelgase aufsteigen. Dort angekommen, solltest du dir diese Police noch einmal genau durchlesen, bevor du den neuesten Schrei, das Vulkan - Boarding, ausprobierst, um wieder nach unten zu gelangen.

Wenn du die wunderschönen natürlichen Meisterwerke der vulkanischen Aktivität bestaunen möchtest, dann fahre nach San Jorge am Ufer des Nicaragua - Sees und besteige eine Fähre zur Insel Ometepe. Dieses unberührte Paradies, das aus der Lava geformt wurde, die zwischen zwei Vulkanen – Maderas (1.394 m) und Concepción (1.610 m) – strömte, ist der Traum eines jeden Naturliebhabers, denn dort lebt eine artenreiche Tierwelt. Ein Spaziergang durch den sattgrünen Wald bietet einzigartige Gelegenheiten, Brüllaffen und grüne Papageien in freier Wildbahn zu sehen.

Der Vulkan Arenal in Costa Rica

Während viele Besucher Costa Ricas gerüstet mit ausreichend Sonnenschutz für mehrere Tage Strandurlaub am Flughafen in San Jose eintreffen, ist dieses mittelamerikanische Land vor allem von seinen Vulkanen geprägt, die einen wesentlichen Teil seines Charakters ausmachen und die geographischen Gegebenheiten vieler seiner zentralen und nördlichen Regionen prägen. Um Costa Rica wirklich kennenzulernen, musst du also in die Berge reisen! Costa Ricas Rückgrat aus Bergen und Vulkanen birgt einige seiner größten Schätze.

Der Vulkan Arenal befindet sich im Bezirk La Fortuna. Der Vulkan ist aktiv und aufgrund seiner gelegentlichen Ausbrüche ein Naturwunder, dem man mit Respekt gegenübersteht. Arenal ist besonders beeindruckend bei Nacht, wenn die glühende flüssige Lava vor dem tiefschwarzen Himmel zu sehen ist. Arenal liegt am Südostufer des künstlichen Arenal - Sees (77 Quadratkilometer Wasser) und seine Reflektion auf dem Wasser ist so einladend wie ein Taxi, das darauf wartet, einen nach einer langen Partynacht nach Hause zu bringen. Der See, der die Gebirgszüge von Guanacaste und Tilarán trennt, entstand durch einen hydroelektrischen Damm. Der Wind fegt mit Geschwindigkeiten von 48 bis 72 km/h den See entlang, und das andere Ende des Sees ist einer der besten Windsurfplätze der Welt.

Wer La Fortuna besucht, sollte es auf keinen Fall versäumen, die Naturpfade zu erkunden oder in einem erfrischenden Wasserfall zu schwimmen; und wer eine zusätzliche Portion Adrenalin in seinem Leben braucht, kann stattdessen eine Canyoning - Tour unternehmen.

Nach einem langen Tag der Erkundung kannst du dich in den luxuriösen kaskadierenden heißen Quellen im Baldi Hot Springs Resort entspannen. Genieße ein Bad im Schatten der dich umgebenden Baumkronen in einem der natürlichen Thermalbäder, gespeist von Flüssen mit vulkanisch erwärmtem Wasser, das direkt von der Quelle herunterfließt.

Viele Leute mögen sich fragen, warum sich man diese Sehenswürdigkeiten von Mutter Natur, die einem die Augenbrauen verbrennen könnten, wenn der Wind in die falsche Richtung weht, aus nächster Nähe betrachten sollte. Aber was sie dabei übersehen, ist die urtümliche Mischung aus Faszination und Angst, die das Erlebnis vulkanischer Aktivität aus erster Hand heraufbeschwören kann. Zusammen mit dem reichen kolonialen Erbe der Städte und Gemeinden der Region und der artenreichen Tierwelt wird dir schnell klar werden, dass eine Vulkantour durch Mittelamerika im Moment die angesagteste Sache auf Reisen ist.

Ein Reisebericht von Paul Manser

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