Bei mehr als 21 Millionen Einwohnern können die Sinne sich schon einmal überfordert fühlen, wenn man in Mumbai ankommt. Falls dich die Farben, Aromen und der Trubel zu jeder Tages - und Nachtzeit überwältigen – du bist nicht allein.
Atme einmal tief durch und lasse dich dann auf Mumbai ein. Du wirst eine faszinierende, vielseitige Stadt entdecken, die materialistisch, hektisch und zukunftsorientiert ist, deren Bewohner aber auch Wert auf Tradition und Spiritualität legen. Diese indische Metropole wird dich ständig dazu bringen, deine Meinungen zu überdenken und das Herz zu öffnen, und dich gleichzeitig verwirren.
Aber wo soll man in Mumbai anfangen? Hier sind ein paar Ideen, die dir ein bisschen Orientierung verleihen und ein Gefühl für diese dynamische Stadt und ihre Einwohner vermitteln.
1. Sieh dir ein Cricketspiel auf dem Oval Maidan in der Nähe des High Court an
Um Mumbais Bedeutung als britische Kolonialstadt zu verstehen, sieh dir einmal den High Court im Colaba - Viertel von innen und außen an. Dieses imposante neugotische Gebäude wird auch heute noch als oberstes Gericht in Mumbai genutzt. Gehe einmal hinein und schaue bei einer Verhandlung zu.
Direkt vor dem High Court befindet sich das Oval Maidan, eine Grünfläche, die sowohl von Fußgängern als auch von Sportlern genutzt wird. Entfliehe dem Trubel der Straßen, setze dich unter einen Baum in den Schatten und sieh dir ein Cricketspiel an. Du bekommst Bonuspunkte, wenn du gerade zum ersten Mal mit Cricket in Berührung kommst und die Regeln verstehst!
2. Gib im Dharavi - Slum etwas zurück
„Slum.“ Ein Reizwort, das eine Menge negative Bilder heraufbeschwört. Verbringe ein bisschen Zeit in Asiens größtem Slum mit fast einer Million Bewohnern und gib etwas zurück, wenn du einen Einblick in das Leben seiner Einwohner erhältst.
Eines der Ziele, einer Organisation, die in dem Viertel arbeitet und in das Viertel investiert, ist es, Reisenden Dharavi zu zeigen und ihnen zu vermitteln, wie sie respektvoll die Stereotype überwinden können, die sie mit Slums und ihren Einwohnern verbinden. Zusätzlich zur normalen Dharavi - Walking - Tour kannst du auch eine Tour buchen, die ein Essen mit einer Familie einschließt.
Unser Guide Akshay hat uns erzählt, Recycling sei einer der größten und erfolgreichsten Industriezweige in Dharavi: „Jede Art von Kunststoff, Aluminium und Metall wird in der Stadt gesammelt und nach Dharavi gebracht. Hier werden die Stücke nach Qualität sortiert, zusammengedrückt oder geschmolzen, gereinigt und verkauft. Nichts wird verschwendet. Absolut gar nichts.“
3. Rieche den Jasmin auf dem Dadar Flower Market
Blumen spielen in der indischen und hinduistischen Kultur eine wichtige Rolle, sowohl auf den Straßen als auch in den Tempeln und Wohnhäusern. Auf dem Dadar Flower Market eröffnet sich den Besuchern eine neue Welt. Von hier bezieht der Großteil der Stadt seine Blumen, darunter auch haufenweise dekorative Rosenblätter und beeindruckende Blumenketten, die zu religiösen Zeremonien getragen werden.
Bei mehr als 600 Blumenständen musst du diese Erfahrung wahrscheinlich unter „überwältigend für die Sinne“ abheften. Der Markt ist voller Farben, überall duftet es, und die geschäftigen Verkäufer könnten die Käufer locker stundenlang beschäftigen. Verbringe ein bisschen Zeit an einem der kleineren, privaten Stände. Vielleicht bietet dir ein freundlicher Besitzer eine Tasse Tee an.
Hinweis: Der Dadar Flower Market beginnt schon um 4:00, also solltest du versuchen, in den frühen Morgenstunden dorthin zu gehen, um das Beste nicht zu verpassen. Die Marktgassen sind etwa 5 - 10 Minuten vom Bahnhof Dadar entfernt.
4. Fahre mit dem Pendlerzug vom Victoria Terminus
Wenn du den Victoria Terminus (auch als Chhatrapati Shivaji Terminus bekannt), Mumbais Bahnhof aus dem 19. Jahrhundert, von außen betrachtest, wird dir etwas Ungewöhnliches an den Kolonialgebäuden auffallen: Sie sind im viktorianischen Neugotik - Stil gehalten, aber mit einigen indischen Elementen. Wegen der einzigartigen Verbindung von Architektur und Funktionalität gehört dieser Bahnhof seit mehr als einem Jahrzehnt zum UNESCO - Weltkulturerbe.
Bei mehr als drei Millionen Pendlern pro Tag sind Züge oft die beste Möglichkeit, um sich in dieser riesigen Stadt fortzubewegen. Lasse dich von den Menschenmengen nicht abschrecken und steige in einen der Züge Richtung Norden ein – vielleicht auch einfach nur, um den Inbegriff eines Großstadtzugs zu erleben, wie du noch nie zuvor einen erlebt hast.
5. Probiere auf dem Crawford Market eine Alphonso - Mango
Obst - und Gemüsemärkte zählen zu den Orten, die wir nach Ankunft in einer neuen Stadt als Erstes aufsuchen. Märkte helfen uns, eine Vorstellung vom Essen, den Menschen und der Kultur zu bekommen. Der Crawford Market, Mumbais größter Markt, findet in einer gotischen Halle aus der britischen Kolonialzeit statt. Nach wie vor ist er einer der besten Orte der Stadt, um sich mit Gewürzen, Kräutern, Obst, Gemüse und vielem mehr einzudecken.
Wenn du in der Mango - Hochsaison im Mai/Juni in Mumbai bist, solltest du ein bisschen Platz lassen und auf jeden Fall die Alphonso - Mangos probieren, die als die süßesten und aromatischsten Mangos der Welt gelten.
6. Sieh dir den Sonnenuntergang am Gateway of India an
Am Gateway of India versammeln sich Einheimische und Reisende am Ende des Tages gerne, um sich den Sonnenuntergang über dem Arabischen Meer anzusehen. Einst kamen dort britische Gouverneure an. Heute findet man hier viele Essensstände, Spiele und Straßenkünstler.
7. Koste Mumbais berühmtes Streetfood
Mumbai ist für sein Streetfood und Chaat (Snack) bekannt, die nicht viel mit den mächtigen sahnigen Gerichten im Punjabi - Stil zu tun haben, die viele von uns aus indischen Restaurants in westlichen Ländern kennen. Falls du dich bei der Vorstellung, in Indien Streetfood zu essen, nicht wohlfühlst, keine Angst, viele der Gerichte erhält man auch in nahegelegenen Restaurants oder Cafés.
Eine Auswahl der typischen Gerichte, die man in Mumbai probieren kann:
Pav Bhaji: Ein dickflüssiges Gemüsecurry auf Basis einer intensiven Tomatensauce, serviert mit einem gebutterten Brötchen und meist mit roten Zwiebeln und Limettensaft garniert.
Vada Pav: Eines von Mumbais bekanntesten Gerichten. Frittierte Kartoffelbratlinge gewürzt mit Knoblauch, Chili und Koriander auf einem gebutterten Brötchen. Dazu gibt es Koriander - Chutney und Chilipulver.
Pani Puri: Eines meiner Lieblingsgerichte, weil es gleichzeitig süß, salzig und sauer schmeckt. Es besteht aus einer hohlen, knusprig frittierten Kugel gefüllt mit Kartoffeln, Kichererbsen, Zwiebeln und gekeimten Linsen, die in eine süß - saure Mischung aus Tamarinde und braunem Zuckersirup getaucht und mit einer Sauce aus Koriander, Minze und Garam Masala garniert wird.
Bhelpuri: Stelle dir Puffreis gemischt mit gehackten roten Zwiebeln und Kartoffeln vor, dazu eine süß - saure Tamarindensauce.
Dosas: Ein Gericht, das ursprünglich aus Südindien stammt. Glücklicherweise bekommt man es auch fast überall in Mumbai. Wird hauptsächlich morgens gegessen. Sieh es als das südindische Frühstück für Champions an.
Die besten Orte für Streetfood:
Viele der oben erwähnten Gerichte findet man an Streetfood - Ständen um den Chowpatty Beach herum, wo man auch gut den Sonnenuntergang genießen kann. Die Mohammed Ali Road ist ebenfalls empfehlenswert für Streetfood. Hier gibt es eine große Auswahl an Kebabs und Fleischgerichten. Wenn dich Streetfood besonders interessiert oder du sicherstellen möchtest, dass du an überprüften Essensständen kaufst, kannst du an einer Streetfood - Tour teilnehmen.
Ein Reisebericht von Daniel Noll und Audrey Scott